Therapie der Multiplen Sklerose

Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, die von Patient zu Patient sehr unterschiedlich verlaufen kann. Oberstes Ziel in der Therapie ist neben bestmöglicher Unterdrückung der Krankheitsaktivität eine gute Erhaltung der Lebensqualität.
Kurzfassung:
- Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste neurologische Erkrankung im jungen Erwachsenenalter.
- MS ist eine Autoimmunerkrankung, Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
- Typische Symptome sind Sehstörungen, Gefühlsstörungen in verschiedenen Körperregionen, Unsicherheiten beim Greifen oder Gehen sowie Lähmungen.
- MS tritt in unterschiedlichen Verlaufsformen auf.
- Die Therapie wird individuell auf jeden Patienten abgestimmt.
Wie wird Multiple Sklerose behandelt?
Es stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung, die eines gemeinsam haben: Sie sollen die Aktivität der Erkrankung vermindern, dadurch ihren langfristigen Verlauf günstig beeinflussen und die Lebensqualität Betroffener möglichst lange erhalten. Da die MS-Verläufe sehr variabel sind, wird jede Behandlung individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt. Dies erfolgt idealerweise in einem speziellen MS-Zentrum oder bei einem auf MS spezialisierten Arzt in der Praxis.
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Schubtherapie
Die wichtigsten Medikamente in der Schubtherapie sind Kortikosteroide. Diese synthetischen Abkömmlinge des körpereigenen Hormons Cortisol wirken entzündungshemmend. In hoher Dosis über drei bis fünf Tage verabreicht, mildern und verkürzen diese Medikamente den MS-Schub und beschleunigen die anschliessende Rückbildung der Symptome.
Spricht der Patient nicht auf die Kortikoidtherapie an oder kann die Hochdosistherapie aus bestimmten Umständen nicht durchgeführt werden, erfolgt in Einzelfällen eine Blutwäsche (Plasmapherese).
Langzeittherapie
Die Langzeittherapie soll das Fortschreiten der MS verlangsamen oder ganz unterbinden. Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto grösser ist der Behandlungserfolg und günstiger der Verlauf der Multiplen Sklerose. Die verabreichten Medikamente verändern den Krankheitsverlauf durch einen abschwächenden Effekt auf fehlgeleitete Immunprozesse (immunmodulatorische respektive immunsuppressive Therapie).
Welche Therapieform gewählt wird, hängt von der Verlaufsform und der Krankheitsaktivität (mild/moderat oder aktiv/hochaktiv) ab. Ebenso müssen weitere Faktoren, wie etwa Begleiterkrankungen, Familienplanung oder mögliche Nebenwirkungen, berücksichtigt werden.
Symptomatische Therapie
Von grosser Bedeutung für das Wohlbefinden und die Lebensqualität von MS-Patienten ist die symptomatische Therapie, d.h. die Behandlung von Beschwerden und Beeinträchtigungen, die durch die Erkrankung bedingt sind. Zudem kann eine Physio- oder Ergotherapie in die Behandlung integriert werden, damit die Körperfunktionen, wie etwa das Gehen oder die Koordination von Bewegungen, durch gezieltes Training so lange wie möglich intakt bleiben.
Therapie der schubförmig remittierenden MS
Eine schubförmig remittierende MS sollte frühestmöglich nach Diagnosestellung therapiert werden. Es wird zwischen Erstlinientherapien und Eskalationstherapien unterschieden. In der Erstlinientherapie kommen zum Einsatz:
- Interferon-beta-1a
- Interferon-beta-1b
- Peginterferon beta-1a
- Glatirameracetat
- Dimethylfumarat
- Teriflunomid
- Fingolimod
- Ozanimod
- Ocrelizumab
In der Eskalationstherapie kommen zum Einsatz:
- Natalizumab
- Cladribin
- Ocrelizumab
- Alemtuzumab
Therapie der sekundär progredienten MS
Generell ist der Effekt von Therapien bei sekundär progredienter MS geringer. Dafür zugelassene Wirkstoffe sind:
- Interferone
- Mitoxantron
- Ocrelizumab
- Siponimod
Therapie der primär progredienten MS
Die Therapie der primär progredienten MS gestaltet sich als schwierig. Erstmals konnte in einer Studie eine Wirkung auf die primär progrediente MS durch den Wirkstoff Ocrelizumab nachgewiesen werden. Ocrelizumab ist in der Schweiz seit 2017 für diese Indikation zugelassen.
(Stand der medizinischen Information: Februar 2021)
Autoren:
Christopher Waxenegger
Medizinisches Review:
Dr. med. Hüseyin Duyar
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag. Astrid Leitner
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