Therapie der koronaren Herzerkrankung
Eine gute Behandlung der koronaren Herzerkrankung (KHK) ist Voraussetzung dafür, dass die Patienten eine gleiche Lebensqualität und -erwartung haben wie gesunde Menschen.
Der Therapie zugrundeliegend ist eine Umstellung und Verbesserung des Lebensstils in Form von Rauchstopp, Ernährungsumstellung und Sport. Wie medizinisch in der Behandlung vorgegangen wird, hängt sowohl vom Schweregrad der Erkrankung ab als auch davon, welcher Teil der Herzkranzgefäße betroffen ist. Die Therapie kann mit Medikamenten, Herzkatheter oder operativ erfolgen, wobei jede operative Behandlung medikamentös unterstützt wird.
Nicht-medikamentöse Therapie und Allgemeinmaßnahmen
Ernährung und Gewichtsmanagement
Generell sollte ein BMI (Body-Mass-Index) im Normalgewichtsbereich, also < 25 kg/m2, angestrebt werden. Daneben ist auch der Taillenumfang wichtig: Bei Männern sollte er unter 102 cm, bei Frauen unter 88 cm liegen.
Die Ernährungsempfehlungen basieren auf einer ausgewogenen Mischkost reich an Gemüse, Obst, fettreduzierten Milchprodukten und einem reduzierten Anteil an gesättigten Fettsäuren. Der Alkoholkonsum sollte bei Männern 30 g/Tag (maximal ein Viertel Liter Wein oder ein großes und ein kleines Bier) und bei Frauen 20 g/Tag (maximal ein Achterl Wein oder ein großes Bier) nicht überschreiten.
Rauchstopp
Rauchen schädigt die Gefäße und trägt so zu einer Verschlechterung der KHK bei. Im Umkehrschluss heißt das: Hört man mit dem Rauchen auf, kann man die Entwicklung der Erkrankung positiv beeinflussen. Ein Rauchstopp ist sogar die wichtigste Einzelmaßnahme bei Gefäßerkrankungen!
Bewegung
Regelmäßige Bewegung spielt bei der Therapie der koronaren Herzerkrankung eine wesentliche Rolle. Der Erkrankungsverlauf kann positiv beeinflusst werden, und das Sterberisiko sinkt. Die Lebensqualität von KHK-Patienten erhöht sich deutlich. Ein aktiver Lebensstil hat sowohl direkte positive Auswirkungen auf die Entwicklung von atherosklerotischen Gefäßveränderungen als auch indirekte Wirkungen: Dazu zählen eine günstige Beeinflussung des Fettstoffwechsels und der Insulinsensitivität, eine Reduktion des stoffwechselaktiven Bauchfetts und eine Verminderung des Blutdrucks.
Je intensiver und länger man die körperlichen Aktivitäten betreibt, desto größer der Effekt. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Die Intensität sollte nicht bis an die Leistungsgrenze gehen! Das Training sollte eine Intensität von ca. 70 Prozent der Leistungsfähigkeit nicht überschreiten. Generell gilt natürlich: Wenig ist besser als nichts - bereits moderate körperliche Aktivität zeigt eine günstige Auswirkung auf die KHK.
Eckpunkte der körperlichen Aktivität für KHK-Patienten:
- lebenslang drei- bis siebenmal pro Woche
- 30–60 Minuten pro Training
- Intensität ca. 70 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit
- im ischämiefreien Herzfrequenzbereich trainieren, Ihr Arzt kann Sie dazu beraten
- dynamische Ausdauersportarten (Walken, Joggen, Schwimmen etc.)
- bis zu 20 Prozent der Zeit Krafttraining
- Bewegung in den Alltag integrieren, jede Gelegenheit zur Bewegung nutzen: Treppensteigen, zu Fuß gehen, zur Arbeit radeln oder gehen
Erfahrungs- und Informationsaustausch
Eine chronische Erkrankung wie die KHK kann seelisch belasten. Es kann daher sehr hilfreich sein, mit Freunden und Verwandten über die eigene Situation zu reden oder sich im Rahmen von Selbsthilfegruppen mit anderen Betroffenen auszutauschen. Zudem ist es sinnvoll, wenn Menschen aus dem täglichen Umfeld über Ihre Krankheit Bescheid wissen, da ihr richtiges Verhalten im Notfall (Ihr Arzt sollte Sie und Ihr Umfeld dazu informieren) lebensrettend sein kann.
Medikamentöse Behandlung
Für die Behandlung der KHK steht eine große Anzahl an Medikamenten zur Verfügung. Dazu gehören in erster Linie Thrombozyten-Aggregationshemmer, Betablocker und Statine.
++ Mehr zum Thema: Medikamentöse Behandlung ++
Alternativmedizinische und ergänzende Methoden
Für folgende Arzneimittel liegt bisher noch keine wissenschaftlich nachgewiesene, positive Wirkung auf die koronare Herzkrankheit vor:
- Chelattherapie (Schwermetallentgiftung)
- Homöopathie
- Phytotherapie (Therapie mit Heilpflanzen)
- Hormontherapie während und nach den Wechseljahren
- Vitamine
- Sauerstofftherapie
Prinzipiell spricht nichts dagegen, auch alternative Behandlungsmethoden auszuprobieren. Besprechen Sie dies aber mit Ihrem behandelnden Arzt, da z.B. auch pflanzliche Therapien mit anderen Medikamenten wechselwirken können.
Seien Sie aber besonders skeptisch, wenn „Wundermittel“, „Allheilmittel“ sowie besonders teure Medikamente oder Behandlungsmethoden angepriesen werden! Lassen Sie sich vor allem nicht dazu bewegen, die bewährte Therapie einfach selbst abzusetzen.
Kathetergestützte und chirurgische Behandlung
Wenn die Beschwerden mit Medikamenten nicht gut kontrollierbar sind, dann wird eine chirurgische Therapie notwendig. Dabei werden unter anderem Stents eingesetzt um das Gefäß zu stützen.
++ Mehr zum Thema: Chirurgische Behandlung bei KHK ++
Was erwartet mich in der Rehabilitation?
Im Rahmen einer Rehabilitation werden Patienten von einem Expertenteam aus unterschiedlichen Disziplinen in der neuen Lebenssituation unterstützt. Für jeden Patienten werden eigene Trainingsprogramme erstellt, die sich individuell an den Bedürfnissen des Patienten orientieren. Jede Rehabilitation beinhaltet die medizinische Überwachung und Betreuung, Patientenschulungen und psychische Unterstützung.
Schwere oder zeitlich andauernde Depressionen können so beispielsweise frühzeitig erkannt und behandelt werden. Eine bedarfsgerechte, individuelle soziale Beratung und Unterstützung des Patienten ist ebenso wichtig, vor allem bei der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung.
Eine Rehabilitation sollte erfolgen:
- nach einem Herzinfarkt
- nach einem chirurgischen oder Katheter-Eingriff
- wenn Patienten durch die Behandlung nicht beschwerdefrei werden
Worum geht es bei der Patientenschulung?
Krankheitsverständnis:
- Vermittlung von Grundlagen zum Verständnis der KHK, ihrer Folgen und Therapiemöglichkeiten
- Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Risikofaktoren und Risikoerkrankungen
- Motivation zur Mitwirkung und Eigenverantwortlichkeit bei der Therapie
Selbstkontrolle:
- Spezielle Schulungen nach individuellem Bedarf (z.B. Blutzuckerselbstkontrolle, Blutdruckselbstkontrolle)
Krankheitsbewältigung und gesundheitsfördernder Lebensstil
- Hilfe und psychologische Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung
- Bestandteil und Bedeutung eines gesundheitlich günstigen Lebensstils (z.B. gesunde Ernährung, individuell angepasstes körperliches Training in Sportgruppen für Herzkranke)
- Stressbewältigung, Entspannungstraining
- Schulungsprogramme für Übergewichtige und Raucher im Sinne einer Verhaltenstherapie
Nach der Teilnahme an einem Rehabilitationsprogramm sollte die Nachsorge lebenslang erfolgen. Eine Teilnahme an sogenannten ambulanten Herzgruppen kann hierbei sehr förderlich sein: Patienten können gegenseitig ihre Erfahrungen austauschen und ein regelmäßiges, spezielles Training absolvieren. In der Gruppe fällt es möglicherweise leichter, sich einen gesunden Lebensstil anzueignen und beizubehalten.
Autoren:
Peter Mahlknecht, Ulrike Keller
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag.(FH) Silvia Hecher, MSc