Behandlung der primären Immunthrombozytopenie

Ziel der Therapie ist, die Gefahr von - unter Umständen lebensgefährlichen - Blutungen weitestgehend zu minimieren. Eine niedrige Blutplättchenanzahl alleine rechtfertigt noch keine Therapie.
Therapie
Die Therapieindikation orientiert sich nicht an der tatsächlichen Thrombozytenzahl, sondern an der jeweiligen Blutungsneigung. Bei fehlender oder minimaler Blutungsneigung ist es auch im Sinne einer „Watch and wait“-Strategie vertretbar, vorerst abzuwarten.
- Erstlinientherapie
Treten therapiebedürftige Symptome auf, kommt die Erstlinientherapie zum Einsatz. Sie besteht in der Gabe von Kortikosteroiden – das sind Medikamente, die die körpereigene Zerstörung der Thrombozyten drosseln sollen. Nach wenigen Tagen kommt es bereits zu einem Anstieg der Blutplättchen, der jedoch nicht langfristig anhält. Nach zwei bis drei Wochen wird die Dosis reduziert und die Therapie nach zwei bis drei Monaten langsam wieder beendet („ausgeschlichen“). Nur 20% der Betroffenen erreichen durch die Erstlinientherapie einen dauerhaften Rückgang der Symptome. Bei 80% der Erkrankten wird danach zur Zweitlinientherapie übergegangen.
- Zweitlinientherapie
Die Zweitlinientherapie umfasst mehrere Therapieoptionen, die je nach individueller Blutungsneigung und Ansprechen auf die Behandlung miteinander kombiniert werden können:
Bei gutem, aber nicht ausreichendem Erfolg der Erstlinientherapie kann ein Versuch mit einem stärkeren Kortison erfolgen.
Sogenannte „Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten“ (TRA) sind zunehmend in Gebrauch. Sie stimulieren die Bildung von Blutplättchen im Knochenmark und sind nun auch in der Zweitlinientherapie ohne vorhergehende Milzentfernung zugelassen. Bei 80% der chronischen Patienten wird ein ausreichender Thrombozytenanstieg erreicht, die Therapie muss jedoch lebenslang fortgeführt werden.
Die Milzentfernung (Splenektomie) ist die älteste Therapie der ITP und hat die höchste Erfolgsrate: Rund zwei Drittel aller Patienten, bei denen die Milz entfernt wurde, erreichen Thrombozytenzahlen, die hoch genug sind, dass sie nicht weiter bluten und keiner weiteren Therapie bedürfen. Mit einer Splenektomie sollte jedoch zumindest ein Jahr abgewartet werden.
Rituximab zerstört die B-Lymphozyten, die – wie vermutet wird – an der chronischen Form der ITP mitbeteiligt sind. Rund ein Viertel aller Patienten erreicht damit stabile Thrombozytenwerte. Diese Form der Therapie wird eingesetzt, um eine Milzentfernung zu vermeiden, hat aber derzeit noch keine offizielle Zulassung für diese Art der Autoimmunerkrankung.
+++ Mehr zum Thema: Primäre Immunthrombozytopenie +++
Autoren:
Mag. Astrid Leitner
Medizinisches Review:
OA Dr. Michael Fillitz
Redaktionelle Bearbeitung:
Nicole Kolisch
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