Erdnüsse gegen Erdnussallergie?
Der Konsum geringer Mengen an Erdnüssen bzw. erdnusshaltigen Produkten könnte die Hülsenfrüchte für Allergiker verträglicher machen.
So paradox es klingen mag: Durch die sogenannte orale Immuntherapie (OIT), im Zuge derer Erdnüsse bzw. ein Mehl aus den Hülsenfrüchte in geringen Mengen verzehrt wird, sollen eben diese Produkte verträglicher werden.
Das Ziel einer kürzlich veröffentlichten britischen Studie war es, herauszufinden, ob eine orale Immuntherapie (OIT) bei der Behandlung einer Erdnussallergie hilfreich sein könnte. Das Forscherteam um Andrew Clark stellte allerdings im Vorfeld klar, dass derartige Versuche keinesfalls auf eigene Faust – sprich ohne einen Experten – vorgenommen werden sollten.
Ablauf
99 Kinder im Alter zwischen sieben und 16 Jahren nahmen an der Studie teil – alle litten an einer Erdnussallergie. Die Kinder wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt, wobei die eine Gruppe Erdnussprotein in Form von Pulver erhielt. Das Pulver wurde in die Mahlzeiten der Kinder gemischt, wobei die Menge nach und nach von zwei bis auf 800 Milligramm erhöht wurde. Die andere Hälfte der Kinder stellte die Kontrollgruppe dar und bekam keine Erdnüsse. Erst nach einem halben Jahr bekamen auch sie die orale Immuntherapie.
Gute Wirksamkeit
Ein Großteil der Probanden (62 Prozent) tolerierte nach der ersten Studienphase eine tägliche Einnahme von 800 Milligramm Protein – das in etwa fünf Erdnüssen entspricht. Um herauszufinden, wie gut die sogenannte Hyposensibilisierung angesprochen hatte, gab es eine zweite Studienphase. Dabei nahmen die Probanden bis zu 1.400 Milligramm Protein zu sich. Das entspricht etwa der Menge von zehn Erdnüssen. Nach der zweiten Phase der Intervention tolerierten 54 Prozent der Probanden die höhere Menge an Protein.
Nicht ganz risikofrei
Wenn auch die Nebenwirkungen bei den meisten Teilnehmern gering waren, so traten bei einigen Kindern dann doch Komplikationen auf. So litten einige Teilnehmer unter Übelkeit und Erbrechen (knapp ein Drittel), Durchfall, Juckreiz im Mundbereich und einige Teilnehmer keuchten nach dem Konsum von Erdnüssen.
Immerhin konnte – unabhängig vom Schweregrad der Allergie – die Schwelle der Menge an täglich konsumierten Erdnüssen erheblich gesteigert werden. Vor allem Letzteres ist mit einer Steigerung der Lebensqualität verbunden: Wo vorher bei vielen Lebensmitteln, wie etwa Erdnüssen in Snacks oder verunreinigten Lebensmittel schwere allergische Reaktionen drohten, können sie nun entspannt zubeißen. Vor allem für Eltern allergischer Kinder dürfte dies eine Erleichterung darstellen. Um genauere Aussagen treffen zu können, sind aus Sicht der Forscher allerdings noch weitere Untersuchungen notwendig.
Autoren:
Helga Quirgst, MSc
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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