Behandlung bei Blasenkrebs

Je früher ein Harnblasenkarzinom erkannt wird und je weniger es in tiefere Schichten der Harnblasenwand infiltriert, desto günstiger ist die Prognose.
Die Behandlung einer Krebserkrankung ist immer abhängig von der Lage und der Ausbreitung des Tumors. Grundsätzlich wird die Behandlung von oberflächlichen (nicht-muskelinvasiven) und fortgeschrittenen (muskelinvasiven) Karzinomen unterschieden.
+++ Mehr zum Thema: Blasenkrebs +++
Nicht-muskelinvasiver Blasenkrebs
Die Behandlung eines oberflächlichen Harnblasenkarzinoms erfolgt in der Regel in zwei Hauptphasen:
Transurethrale Resektion (TURB)
Die Entfernung aller oberflächlichen Tumoren mittels einer Drahtschlinge, über die Strom fließt, erfolgt in der Regel in Narkose. Dazu wird die Elektroschlinge endoskopisch über die Harnröhre eingeführt. Um das Risiko des Wiederauftretens des Tumors zu minimieren, wird häufig nach zwei bis sechs Wochen eine weitere Operation (Nachresektion) vorgenommen.
Blaseninstillation
Um ein erneutes Auftreten des Tumors bzw. das Fortschreiten zu verhindern oder zumindest zu verzögern, wird die Blase im Anschluss an die Tumorresektion (Entfernung des Krebsgeschwürs) mit verschiedenen chemisch bzw. biologisch aktiven Substanzen gespült. Die Medikamente werden über einen Katheter eingeführt und wirken nur lokal, also direkt in der Blase (intravesikal).
- Chemotherapeutika
Chemotherapeutika wie Mitomycin C, Epirubicin oder Doxorubicin sollen Krebszellen, die bei der Operation nicht entfernt werden konnten, zerstören. Sie können bereits im Anschluss an die Tumorresektion verabreicht werden.
- Immuntherapie
Manche Tumorzellen sind in der Lage, Immunzellen so zu manipulieren, dass sie nicht zerstört werden. Dadurch können die Tumorzellen weiterwachsen. Hier setzt die Immuntherapie an: Sie bindet und neutralisiert jene Strukturen auf den Tumorzellen, die die körpereigene Immunabwehr behindern. Durch das Lösen dieser Blockade können die Abwehrzellen ihrer Aufgabe wieder nachkommen und die Tumorzellen bekämpfen.
Immuntherapeutika werden durch die Harnröhre direkt in die Blase verabreicht (intravesikale Therapie) und verbleiben dort für zwei Stunden; danach kann der Patient die Blase wieder entleeren.
Als Immuntherapeutikum wird vor allem BCG (Bacillus Calmette-Guérin) eingesetzt, abgeschwächte oder abgetötete Tuberkulosebakterien, die auch als Tuberkuloseimpfstoff verwendet werden. Mithilfe von BCG soll in der Blasenschleimhaut eine Entzündungsreaktion hervorgerufen werden. Diese entspricht einer Immunreaktion, die wiederum zur Zerstörung der Krebszellen führt.
Die hervorgerufene Entzündungsreaktion führt zu einer Reizung der Blase, die sich als Brennen und häufiges Wasserlassen zeigt. In seltenen Fällen beschränken sich die Nebenwirkungen nicht auf die Blase, sondern können im ganzen Körper spürbar werden (Fieber, Unwohlsein und grippeähnliche Symptome). Sie sind Ausdruck für die starke Aktivierung des Immunsystems.
+++ Mehr zum Thema: Immuntherapie bei Krebs +++
Muskelinvasiver Blasentumor (fortgeschrittener Tumor)
Radikale Zystektomie
Die Standardtherapie beim fortgeschrittenen Tumor ist die vollständige Entfernung der Harnblase und der Beckenlymphknoten. Beim Mann müssen in der Regel zusätzlich die Prostata und die Samenblasen mitentfernt werden, bei der Frau die Gebärmutter, die Eierstöcke und ein Teil der Scheidenwand.
Nach Entfernung der Harnblase müssen neue Möglichkeiten für die Speicherung und Ableitung von Harn geschaffen werden. Dies geschieht meist durch eine Ersatzblase, die aus Darmgewebe geformt und an die Harnröhre angenäht wird. Durch Schonung der im Gebiet liegenden Nerven kann in vielen Fällen die Potenz erhalten werden. Als Folgeerscheinung der Operation können jedoch Kontinenzprobleme auftreten.
Ist eine Ersatzblase aus Darmgewebe nicht möglich, so kann die Harnableitung auch direkt über die Bauchwand in einen Beutel (Ileum-Conduit), einen sogenannten Nabelpouch, oder in den Enddarm erfolgen.
Chemotherapie
Zytostatika sind zellwachstumshemmende Medikamente, die Krebszellen im ganzen Körper abtöten. Durch eine chemotherapeutische Behandlung wird aber auch normales Gewebe in Mitleidenschaft gezogen. Davon betroffen sind in erster Linie die Schleimhäute von Magen und Darm, das blutbildende System im Knochenmark und die Haarwurzeln.
Für das Harnblasenkarzinom stehen mehrere Präparate zur Verfügung. Je nach Situation wird eine Chemotherapie durchgeführt :
- vor einer Blasenentfernung (neoadjuvante/induktive Therapie), um das Tumorvolumen zu verkleinern;
- nach einer Blasenentfernung (adjuvante Therapie);
- bei erneutem Auftreten des Tumors oder auch
- als alleinige Therapieform (palliative Therapie).
Liegen bereits Metastasen vor, ist die Chemotherapie die einzige Möglichkeit, die Überlebenszeit zu verlängern.
Strahlentherapie
Eine Strahlentherapie wird angewendet, wenn eine Entfernung der Blase nicht möglich ist (hohes Alter oder schwere Begleiterkrankungen), Patienten diese ablehnen oder einen Organerhalt wünschen. Die Wirkung der Strahlentherapie beruht darauf, dass sie Krebszellen abtötet. Die Bestrahlung kommt bei Krebserkrankungen der Harnblase meist in Kombination mit einer Chemotherapie zum Einsatz.
Immuntherapie
Seit einiger Zeit steht in der Therapie des fortgeschrittenen (nicht mehr operablen bzw. metastasierten) Blasenkarzinoms auch die Immuntherapie zur Verfügung. Sie wird vor allem bei Versagen einer vorherigen Chemotherapie eingesetzt. Im Gegensatz zur Chemo- und Strahlentherapie ist sie spezifischer – das bedeutet, dass sie gezielt an den Immunzellen ansetzt und diese dahingehend programmiert, die Tumorzellen und deren Wachstum einzudämmen. Derzeit sind drei verschiedene Antikörper-Präparate zugelassen:
- Atezolizumab
- Nivolumab
- Pembrolizumab
Sie werden intravenös verabreicht. Die Therapie zielt darauf ab, die Überlebenszeit zu verlängern und den allgemeinen Gesundheitszustand sowie die Lebensqualität von Blasenkrebspatienten zu stabilisieren oder zu verbessern.
Autoren:
Mag. Astrid Leitner
Medizinisches Review:
Dr. Katharina Bretterbauer, FEBU, Dr. Erik Randall Huber, FEBU, FECSM
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag. Julia Wild
Weitere Artikel zum Thema
Harnblasenkrebs
In Österreich erkranken jährlich etwa 1.600 Patienten neu an Harnblasenkrebs, Männer sind bis zu vier Mal häufiger betroffen als Frauen.
Immuntherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren
Immun-Checkpoint-Inhibitoren sind Hoffnungsträger in der heutigen Krebsimmuntherapie.
Wie die Medizin der Zukunft aussieht
Dr. Norbert Bischofberger im Interview über Forschungstrends, Entwicklungen und Hoffnungsträger in der Medizin von Morgen.