Behörden warnen vor Schmerzmittel

Für das häufig verschriebene Schmerz- und Entzündungsmittel Diclofenac gelten ab sofort neue Warnhinweise und Kontraindikationen. Vor allem bei Personen mit bestehender Herz- Kreislauferkrankung erhöht das Medikament das Herzinfarktrisiko.
Der europäische Ausschuss für Humanarzneimittel hat mehr als 600 Studien zu Diclofenac, einem Wirkstoff aus der Gruppe der Nicht-Steroidalen Antirheumatika (NSAR), ausgewertet.
Erhöhtes Herzinfarktrisiko
Generell übersteigt bei dem häufig verschriebenen Schmerz- und Entzündungshemmer nach wie vor der Nutzen das Risiko, allerdings mit deutlichen Einschränkungen. So wiesen die Studien durchgehend auf ein erhöhtes Risiko für thrombotische Erkrankungen, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall hin, vergleichbar mit Schmerzmitteln aus der Gruppe der Cox-2-Hemmer.
Bei Patienten mit bestehender Herz- oder Gefäßerkrankung darf Diclofenac daher ab sofort nicht mehr verschrieben werden, bei Personen mit Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, Rauchen oder Diabetes nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko.
Risikoerhöhung seit langem bekannt
"Es ist seit langem bekannt, dass nicht nur die Cox-2-Hemmer, sondern alle NSAR zu einer gewissen Risikoerhöhung führen", sagt netdoktor-Experte Prof. Ludwig Erlacher.
Der Rheumatologe setzt Diclofenac unter anderem bei Patienten mit Gelenksentzündung ein, allerdings nur bei akuten starken Schmerzen. "Grundsätzlich gilt, so kurz wie möglich in so geringer Dosis wie möglich", sagt Erlacher.
Autoren:
Dr. med. Christian Maté
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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