Behandlung des hormonell erblichen Haarausfalls (androgenetische Alopezie)

Bei Männern werden zur Behandlung des hormonell-erblichen Haaraufsalls die Medikamente Minoxidil oder Finasterid eingesetzt. Bei Frauen wird eine Therapie mit östrogenhaltige bzw. antiandrogene Präparate über mindestens sechs Monate durchgeführt.
Kurzfassung:
- Die medikamentöse Behandlung von genetisch bedingtem Haarausfall bei Männern erfolgt mit den Wirkstoffen Minoxidil oder Finasterid.
- Bei Frauen wirken östrogenhaltige Präparate gegen Haarausfall.
- Eine Haartransplantation kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen durchgefügt werden.
Behandlung Hormonell-erblich bedingter Haarausfall bei Männern
In der Behandlung des hormonell-erblich bedingten Haarausfalls beim Mann stehen zwei Medikamente zur Verfügung:
- Minoxidil
- Finasterid
Minoxidil | Finasterid | |
---|---|---|
Wirkstoffgruppe | Antihypertonikum | selektiver Inhabitor der Steroid-5α-Reduktase |
Anwendungsgebiete |
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Anwendung geeignet für | Frauen & Männer | nur Männer |
Anwendungsform | lokale Anwendung als Lösung oder Schaum | Tablette zum Einnehmen |
Verschreibungspflicht | rezeptfrei | rezeptpflichtig |
Wirkung | stimuliert das Haarfollikelwachstum | Beeinflusst die Umwandlung von Testosteron in DHT. DHT greift Haarfollikel an. |
Nebenwirkungen | Hautausschlag, Juckreiz, Hautabschuppung | Potenzprobleme |
Minoxidil
Minoxidil ist eigentlich ein blutdrucksenkendes Arzneimittel, das oberflächlich angewendet gegen Haarausfall wirkt, indem es die Durchblutung fördert. Die Flüssigkeit ist rezeptfrei erhältlich und sollte zweimal täglich auf die Kopfhaut aufgetragen werden.
Wirkt Minoxidil wirklich?
In 90 Prozent der Fälle bewirkt die Anwendung des Mittels einen Stopp des Haarausfalls, in bis zu 25 Prozent der Fälle ein Nachwachsen der Haare. Die Wirkung ist am besten, wenn
- Sie zwischen 20 und 30 Jahre alt sind
- der Haarausfall innerhalb der letzten fünf Jahre eingesetzt hat
- Sie nicht an totaler Glatzköpfigkeit leiden
- Sie keinen Haarausfall an den Schläfen haben
Minoxidil erzielt die beste Wirkung an kleinen Stellen am Scheitel (zentral auf dem Kopf) und am Hinterkopf. Ein erneutes Wachstum der Haare zeigt sich im Normalfall nach vier- bis zwölfmonatiger Anwendung. Um eine konstante Wirkung zu erzielen, muss das Mittel allerdings ein Leben lang angewandt werden. Der Hautarzt bzw. die Hautärztin kann die Behandlung mit anderen Mitteln kombinieren und somit in manchen Fällen eine verbesserte Wirkung erzielen.
Welche Nebenwirkungen hat Minoxidil?
Zu den Nebenwirkungen von Minoxidil zählen u.a. Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschlag und Angina pectoris.
Finasterid
Die Substanz Finasterid ist in Form rezeptpflichtiger Tabletten erhältlich und wird auch zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie angewendet. In der Behandlung des hormonell-bedingten Haarausfalls ist Finasterid deshalb von großem Nutzen, weil es in die Umwandlung des Sexualhormons Testosteron in Dihydrotestosteron eingreift.
Wirkt Finasterid wirklich?
In Studien wurde der Haarausfall bei 86 Prozent der untersuchten Patienten gestoppt, bei vielen auch ein neuer Haarwuchs festgestellt.
Welche Nebenwirkungen hat Finasterid?
Etwa ein Prozent der Testpersonen verspürte als störende Nebenwirkung verminderte Lust auf Sex.
Behandlung anlagebedingter Haarausfall bei Frauen
Die Therapie sollte langfristig über mindestens sechs bis zwölf Monate durchgeführt werden. Gut wirksam sind östrogenhaltige bzw. antiandrogene Präparate, die direkt in den hormonellen Entstehungsmechanismus eingreifen. Dazu gehören Haartinkturen mit 17-alpha-Östradiol und hormonelle Wirkstoffe (z.B. Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Dienogest), die auch in einigen Anti-Baby-Pillen enthalten sind.
++ Mehr dazu auf gesundheitstrends.com: Wirkt Biotin bei Haarausfall? ++
Frauen nach der Menopause können diese Wirkstoffe auch als Einzelpräparat einnehmen. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen:
- Gewichtszunahme
- Libidoverlust
- Kopfschmerzen
- Bauchschmerzen
Welches Präparat am besten geeignet ist und ob eine hormonelle Therapie überhaupt erfolgen darf, entscheidet der Arzt. Gegenanzeigen für eine hormonelle Therapie sind z.B. ein aktueller Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit sowie hormonsensible Erkrankungen wie beispielswiese Östrogenrezeptor-positiver Brustkrebs.
Prognose bei Haarausfall bei Frauen
Die Prognose des weiblichen hormonell-erblich bedingten Haarausfalls ist schwer vorherzusagen und hängt stark vom Beginn und von der Dauer der Therapie ab. Da bereits abgestorbene Haarfollikel nicht mehr wiederbelebt werden können, sollte die Therapie möglichst früh einsetzen. Erste Therapieerfolge sind frühestens nach vier bis sechs Monaten zu erwarten.
++ Mehr dazu auf gesundheitstrends.com: 5 Hausmittel gegen Haarausfall ++
Haartransplantation bei androgenetischer Alopezie
Für Betroffene, die ihre Haarpracht voll und ganz zurückgewinnen möchten, ist eine Operation die erfolgversprechendste Methode. Im Zuge einer Transplantation wird gesundes Haar aus dem Nacken-/Hinterkopf-Bereich an die kahlen Stellen verpflanzt. Dabei können sowohl einzelne Haare als auch Haarbüschel oder Hautstreifen mit Haaren verpflanzt werden.
Transplantationen dieser Art sind am besten für Männer mit Haarausfall am vorderen Kopfbereich geeignet. Frauen haben dünneres Haar und weichere Kopfhaut, was den Eingriff erschwert. Stehen jedoch Areale mit dichter Haarbesiedlung für eine Transplantation zur Verfügung, kann Haarausfall auch bei Frauen operativ behandelt werden.
Autoren:
Mag.(FH) Silvia Hecher, MSc, Sandra Tretter
Redaktionelle Bearbeitung:
Thomas Auinger