Asthmatherapie

Das zentrale Ziel der Asthmatherapie ist die sogenannte Asthmakontrolle. Das bedeutet: eine Verringerung der Symptome und das Vermeiden zukünftiger Risiken. Ganzen Text lesen
Kurzfassung:
- Asthma ist eine Atemwegserkrankung, der eine chronische Entzündung der Bronchien zugrunde liegt.
- Die Therapieziele werden gemeinsam mit dem Patienten festgelegt und zielen auf eine bestmögliche Kontrolle der Beschwerden ab.
- Die Behandlung von Asthma folgt einem Stufenkonzept.
- Medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen werden miteinander kombiniert.
- Ergänzende Behandlungsmöglichkeiten vervollständigen die Asthmatherapie.
Asthma ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege. Bedingt durch die Entzündung kommt es zu einer Überempfindlichkeit der Bronchien gegenüber verschiedenen Reizen (bronchiale Hyperreagibilität). Im Zuge dieser Hyperreagibilität verengen sich die Bronchien, deshalb kann primär weniger Luft ausgeatmet werden, wodurch es zu einer Überblähung der Lunge kommt und in der Folge auch weniger Luft eingeatmet werden kann. Hierdurch entwickelt sich eine plötzlich einsetzende Atemnot. Die Auslöser sind vielfältig und umfassen unter anderem:
- Allergene
- Rauch
- Atemwegsinfekte
- körperliche Überanstrengung
- kalte Luft
- Nebel bzw. feuchte Luft
+++ Mehr zum Thema: Atemwegserkrankungen +++
Planung der Asthmatherapie
Die Therapie von Asthma teilt sich in medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen. Um den größtmöglichen Nutzen für den Patienten zu erreichen, ist es wichtig, die Diagnose korrekt zu stellen, individuelle Ziele zu stecken und die jeweiligen Lebensumstände zu berücksichtigen. In einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt werden dann gemeinsam die Therapieziele festgelegt. Dies sind:
- Vermeidung von chronischen Krankheitserscheinungen
- Vermeidung von Beeinträchtigungen in der Entwicklung
- Vermeidung von Beeinträchtigungen im Alltag
- Vermeidung von Komplikationen und Folgeschäden
- Vermeidung von unerwünschten Nebenwirkungen
- Erreichen der bestmöglichen Lungenfunktion
Oberstes Ziel ist also eine dauerhafte Asthmakontrolle und maximale Beschwerdefreiheit. Bei nur teilweise kontrolliertem oder unkontrolliertem Asthma wird die Behandlung nach dem Prinzip "so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ intensiviert.
+++ Mehr zum Thema: Asthmamedikamente +++
Definition von kontrolliertem Asthma
|
Kontrolliertes Asthma bei Kindern |
Kontrolliertes Asthma bei Erwachsenen |
Symptome Tag |
keine |
≤ 2x/Woche |
Symptome Nacht |
keine |
keine |
Bedarfsmedikation |
keine |
≤ 2x/Woche |
Einschränkungen im Alltag |
keine |
keine |
Eine optimale medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapie kann die Asthmakontrolle in jedem Stadium der Erkrankung bei ca. 90% der Betroffenen bis hin zur vollständigen Beschwerdefreiheit verbessern. Unbehandelt besteht die Gefahr, dass Asthma schwerwiegende Schädigungen der Lunge nach sich zieht (allen voran eine fixierte Engstellung der Bronchien – sehr ähnlich zur COPD –, die sich dann nicht mehr mit Medikamenten erweitern lässt).
+++ Mehr zum Thema: Therapie von Asthma bei Kindern +++
Medikamentöse Therapie bei Asthma
Der Fokus der Behandlung liegt auf der chronischen Entzündung der Atemwege und der damit einhergehenden Überempfindlichkeit gegen spezifische und unspezifische Reize. Die entzündungshemmende Therapie bildet deshalb die Basis der Asthmabehandlung. Hinzu kommen bei stärkeren Problemen bronchienerweiternde Wirkstoffe, mit deren Hilfe das Atmen leichter fällt.
Grundsätzlich folgt die Therapie von Asthma einem Stufenkonzept, bei dem je nach Grad der Asthmakontrolle um eine Stufe hinauf oder um eine Stufe hinunter korrigiert werden kann. Die Ausprägung einer Asthmaerkrankung ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig und kann im Laufe der Zeit variieren. Deshalb muss die Behandlung laufend an die aktuell vorliegende Krankheitsstufe angepasst werden.
Das macht eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient erforderlich. Nur von den Betroffenen selbst können Mediziner wirklich erfahren, ob eine Maßnahme, ein bestimmtes Medikament oder eine Kombination aus verschiedenen Präparaten tatsächlich den erwünschten Nutzen bringt und ob bei der Einnahme Nebenwirkungen auftreten.
+++ Mehr zum Thema: Tipps und Tricks für den Alltag mit Asthma +++
Stufentherapie bei Asthma
Da es sich bei Asthma um eine Atemwegserkrankung handelt, werden die meisten Medikamente inhaliert. Mediziner unterscheiden dabei zwei Hauptgruppen von Medikamenten: Bedarfsmedikamente (Reliever), die akute Beschwerden rasch lindern, und Langzeitmedikamente (Controller), welche die zugrunde liegende Ursache des Asthmas langfristig bekämpfen.
-
Stufe 1
Auf der ersten Stufe wird versucht, die Atemnot durch die alleinige Inhalation von Bedarfsmedikamenten zu kontrollieren. Dies können entweder nur kurzwirksame bronchienerweiternde Wirkstoffe (Beta-2-Sympathomimetika) oder eine Kombination aus Beta-2-Sympathomimetikum und Langzeitmedikamenten sein. Zunehmend wird allerdings auch auf Stufe 1 eine dauerhafte Inhalation eines Glukokortikoids als Basistherapie empfohlen, da sich hierdurch eine deutliche Verbesserung der Asthmakontrolle gezeigt hat. Diese Möglichkeit sollte mit dem Patienten – selbst bei leichtem Asthma – besprochen werden.
- Stufe 2
Auf der zweiten Stufe werden dauerhaft Langzeitmedikamente verordnet, welche jeden Tag nach einem bestimmten Schema inhaliert werden müssen, unabhängig von Atemnot oder sonstigen Symptomen. Durch das regelmäßige Inhalieren können die Anfälle nicht nur behandelt, sondern von Haus aus verhindert werden. Die Basis hierfür stellt inhalatives Kortison in unterschiedlicher Dosierung dar, damit die zugrunde liegende Entzündung kontrolliert wird.
Ergänzend können ab Stufe 2 in bestimmten Fällen Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten (LTRA) hilfreich sein. LTRA blockieren die Wirkung von Leukotrienen, das sind entzündungsfördernde und bronchienverengende Botenstoffe.
- Stufe 3
Auf Stufe 3 wird die Dosierung der zu inhalierenden Medikamente erhöht, um deren Wirkung zu verstärken und ein kontrolliertes Asthma zu erreichen. Hier werden primär Kombinationspräparate, bestehend aus langwirksamen Betamimetika und Glukokortikoiden, angewendet.
- Stufe 4
Auf Stufe 4 wird die Dosierung nochmals erhöht. Des Weiteren werden jetzt sogenannte Anticholinergika dazukombiniert. Anticholinergika wirken zwar nicht so stark bronchienerweiternd wie Beta-2-Sympathomimetika, allerdings unterdrücken sie zusätzlich Reize, bei denen der Botenstoff Acetylcholin eine Rolle spielt.
- Stufe 5
Lange Zeit war auf Stufe 5 die langfristige Gabe von oralen Kortikosteroiden die einzige Möglichkeit, eine zufriedenstellende Asthmakontrolle zu erreichen. Seit einigen Jahren haben nun Medikamente aus der Klasse der monoklonalen Antikörper die Behandlung von Asthma bereichert. Monoklonale Antikörper sind Proteine, die sich ganz gezielt gegen bestimmte Zielstrukturen richten.
Das können bei der Allergie auftretende Immunglobulin-E-Antikörper sein oder spezielle entzündungsfördernde Botenstoffe (Interleukine). Aufgrund ihrer zielgerichteten Wirkungsweise sind monoklonale Antikörper in der Regel sehr gut verträglich. Sie müssen jedoch gespritzt werden.
+++ Mehr zum Thema: Asthma und Kortison +++
Nicht-medikamentöse Therapie bei Asthma
Eine optimale Asthmabehandlung besteht immer aus mehreren Säulen, deren wichtigste die medikamentöse Therapie und das Vermeiden der auslösenden Faktoren sind. Aber auch ergänzende Maßnahmen wie Atemgymnastik und körperliches Training tragen dazu bei, die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Hinzu kommen:
- Patientenschulungen
- Atemphysiotherapie
- körperliches Training
- Tabakentwöhnung
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht
- Vermeidung von Allergenen
Alle diese Maßnahmen sind wesentliche Bestandteile des Behandlungsplans. Ziel ist eine Verringerung der Asthmabeschwerden, eine bessere Symptomkontrolle und damit eine Steigerung der Lebensqualität des Patienten.
+++ Mehr zum Thema: Nicht-medikamentöse Therapie bei Asthma +++
Ergänzende Behandlungsmöglichkeiten
Die häufigste Form von Asthma ist das allergische Asthma. Können das auslösende Allergen bzw. die auslösenden Allergene identifiziert werden, sind sie unter Umständen einer spezifischen Immuntherapie zugänglich. Hierbei werden die ermittelten Allergene in sehr geringer Menge zugeführt, damit sich der Körper an diese gewöhnt. Mit der Zeit wird die zugeführte Allergenmenge immer weiter erhöht. Die spezifische Immuntherapie muss längere Zeit durchgeführt werden, der Effekt hält im Anschluss aber auch sehr lange an.
Sind beide Elternteile Allergiker, können auch die Vermeidung von Haustierhaltung (v.a. Katzen und Nagetiere) sowie eine Reduktion der Hausstaubmilbenbelastung (z.B. durch spezielle Matratzenbezüge, regelmäßiges Waschen der Bettwäsche bei mindestens 60 °C) das Risiko für Asthma reduzieren.
+++ Mehr zum Thema: Therapie des allergischen Asthmas +++
Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken, beides Erkrankungen, die primär die Atemwege befallen und die Beschwerden massiv verstärken können, sind für alle Asthmatiker zu empfehlen und sollten regelmäßig aufgefrischt werden.
Autoren:
Dr.med. Kerstin Lehermayr, Ulrich Kraft, Mag. pharm. Christopher Waxenegger
Medizinisches Review:
OA Dr. Wolfgang Auer, Dr. Gernot Rainer
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger, Thomas Auinger, Matthias Thalhammer, Mag. Astrid Leitner
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