Narbenschmerzen

Von , Wissenschaftsjournalistin
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

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Narbenschmerzen machen sich in Form von Ziehen, Stechen, Jucken, Kribbeln oder auch Taubheitsgefühlen bemerkbar. Doch nicht jede Narbe tut weh. Und diejenigen, die schmerzen, tun dies in unterschiedlichem Ausmass und meist zu unterschiedlichen Anlässen. Erfahren Sie hier, warum Narbenschmerzen auftreten und was sich dagegen tun lässt.

Frau greift sich an Narbe an der Schulter

Kurzübersicht

  • Beschreibung: Narbenschmerzen äussern sich in Stechen, Ziehen, Jucken, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen im Bereich des Narbengewebes.
  • Ursachen: u. a. Entzündungen, Wetterumschwünge, allergische Reaktion, Narbenbruch
  • Wann zum Arzt? Wenn die Narbenschmerzen regelmässig auftreten, häufiger und/oder stärker werden.
  • Ärztliche Behandlung: Je nach Ursache der Narbenschmerzen mit Medikamenten (z.B. Narbengel, Antibiotika, lokale Betäubung), Kälte- oder Wärmebehandlung, Operation.
  • Das können Sie selbst tun: z. B. Narbe massieren, eincremen, vor Druck und Reibung schützen
  • Vorbeugen: Am besten lassen sich Narbenschmerzen durch konsequente Narbenpflege von Anfang an vermeiden.

Narbenschmerzen: Ursachen

Während manche Narbe schmerzt, juckt, kribbelt, zieht oder sich taub anfühlt, manchen sich andere Narben nie bemerkbar. Warum das so ist, ist bis heute nicht ganz geklärt. Ein möglicher Auslöser für Narbenschmerzen könnte sein, dass sich das Bindegewebe zusammenzieht oder verhärtet, mit dem der Körper die der Narbe vorausgegangene Hautverletzung aufgefüllt hat.

Wenn eine Narbe Schmerzen bereitet, kann dies aber auch folgende Gründe haben:

  • Allergische Reaktion: Sie kann beispielsweise dann auftreten, wenn der Betroffene versucht, die Narbe mit Schminke zu verdecken, deren Inhaltsstoffe er nicht verträgt. Das kann Jucken und Rötungen auslösen.
  • Entzündung: Vor allem bei frischen Narben, die durch eine Operation entstanden sind, ist es normal, dass sie in den ersten Tagen oder sogar Wochen schmerzen. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass das Narbengewebe (noch) entzündet ist.
  • Fremdkörper: Wenn frische Narben schmerzen, kann das auch an einem Fremdkörper im Gewebe liegen, z.B. Operationsfäden. Die Beschwerden klingen für gewöhnlich nach Entfernen des Fremdkörpers von selbst wieder ab.
  • Zug- oder Druckbelastung: Narben, die eine veränderte Hautstruktur aufweisen (z. B. Verhärtungen oder Wülste) neigen eher dazu, weh zu tun, wenn das Gewebe unter Zug oder Druck steht.
  • Narbenbruch: Ein Narbenbruch kann nach einer Bauchoperation im Bereich der Operationsnarbe entstehen – auch noch Monate oder Jahre nach dem Eingriff. Typischerweise wölbt sich dabei der Narbenbereich leicht vor. Beim Husten oder beim Stuhlgang kann es passieren, dass die Narbe schmerzt. Allerdings tut nicht jeder Narbenbruch weh.
  • Schäden an den Nervenenden: Wenn Nervenenden im Bereich der Narbe geschädigt sind, kann dies zu Beschwerden wie Taubheitsgefühlen oder Jucken führen.
  • Witterung: In manchen Fällen macht sich die Narbe nur bemerkbar, wenn das Wetter umschlägt. Meist berichten Betroffene dann von einem Jucken, manchmal auch von einem Stechen oder Ziehen im Narbenbereich. Weshalb Narben wetterfühlig sein können, ist bis dato nicht abschliessend geklärt.

Narbenschmerzen: Behandlung durch den Arzt

Der Arzt hat verschiedene Möglichkeiten, um Narbenschmerzen zu behandeln. Welche er wählt, hängt von der (vermuteten) Ursache der Beschwerden ab. Ist die Narbe entzündet, kann er zum Beispiel Antibiotika verschreiben, um eine bakterielle Infektion zu vermeiden. Einen Narbenbruch muss man operieren. Auch wenn die Narbe verletzt ist, kann ein Eingriff notwendig sein.

Halten die Narbenschmerzen schon länger an, sind sie sehr stark und gibt es sonst keine Komplikationen, kann der Arzt ein Lokalanästhetikum spritzen. Es reduziert das Schmerzempfinden an der betroffenen Stelle.

Gegen Narbenschmerzen nach Verbrennungen hilft möglicherweise eine sogenannte Elektroakupunktur.

Bei Narbenschmerzen mit nicht eindeutig bestimmbarer Ursache (z.B. Narbenschmerzen bei Wetterumschwung), kann es beispielsweise helfen, ein Narbengel aufzutragen, die Narbe zu kühlen oder zu wärmen. Hier kommt es darauf an, was der Betroffene als am angenehmsten empfindet.

Narbenschmerzen: Das können Sie selbst tun

Auch Sie selbst können etwas tun, um Narbenschmerzen zu lindern – vorausgesetzt, der Arzt hat Entzündung, Narbenbruch und andere behandlungsbedürftige Ursachen zuvor ausgeschlossen.

Neben oben genannter Wärme- oder Kälteanwendungen sowie dem regelmässigen Eincremen mit Narbengel, können Sie folgendes versuchen, um den Narbenschmerzen beizukommen:

  • Einreiben mit Öl: Sie können die schmerzende Narbe zum Beispiel mit Ringelblumenöl, Olivenöl oder Weizenkeimöl einreiben. Das soll die Haut geschmeidig machen und kann so beispielsweise Spannungsschmerz reduzieren.
  • Aloe Vera: Präparate mit Aloe Vera sollen entzündungshemmend wirken und Feuchtigkeit spenden, was die Narbe weicher machen und Reizungen vermindern kann.
  • Zwiebelextrakt: Die entzündungshemmenden Inhaltsstoffe der Zwiebel können etwa als Gel oder Kompresse auf den Narbenbereich aufgebracht werden.
  • Massage: Das Massieren der Narbe regt die Durchblutung an und kann das Narbengewebe elastischer machen.
  • kein Zug oder Druck: Vermeiden Sie möglichst alles, was Zug oder Druck auf die Narbe ausübt. Tragen Sie also zum Beispiel keine enge, kratzige Kleidung im Narbenbereich.
  • Alternativmedizin: Wer es mit Homöopathie versuchen möchte, kann beispielsweise zu Hypericum greifen. Anhänger der Bach-Blütentherapie wenden oft Rescue Creme bei Narben an.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Die Wirksamkeit der Homöopathie wie auch der Bach-Blütentherapie sind umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Narbenschmerzen: Wann zum Arzt?

Wenn Sie regelmässig Narbenschmerzen haben oder die Beschwerden stärker und/oder häufiger werden, sollten Sie einen Arzt die Ursache abklären lassen. In diesem Fall ist ein Dermatologe der richtige Ansprechpartner.

Narbenschmerzen: Untersuchungen

Der Arzt wird sich zunächst im Gespräch mit Ihnen einen Eindruck über Ihre Krankengeschichte verschaffen (Anamnese). Dazu wird er zum Beispiel fragen, wie lange die Narbenschmerzen schon bestehen, wann sie auftreten und wie sie sich anfühlen. Danach wird er sich die Narbe ansehen und sie abtasten. So kann er feststellen, ob sie vorgewölbt (ggf. Anzeichen für Narbenbruch), entzündet oder verhärtet ist. Bei Verdacht auf einen Narbenbruch kann der Arzt zudem bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) oder Computertomografie (CT) zur Abklärung einsetzen.

Narbenschmerzen vorbeugen

Narben sollte man von Anfang an gut pflegen. Das heisst:

  • die Narbe sauber halten, damit sie sich nicht entzündet
  • die Narbe regelmässig eincremen und massieren, um das Gewebe geschmeidig zu halten
  • die Narbe keiner direkten Sonneneinstrahlung aussetzen
  • keine enge, reibende Kleidung im Bereich der Narbe tragen

Die Massnahmen können wesentlich dazu beitragen, Narbenschmerzen vorzubeugen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Carola Felchner
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Quellen:
  • Cuignet, O. et al.: "Elektroakupunktur bei Patienten mit Narbenschmerzen nach Verbrennungen"; in: Zeitschrift für Komplementärmedizin 2014; 06(05): 34-39
  • Deutsche Schmerzhilfe: "Narbenschmerzen"; unter: www.schmerzhilfe.de (Abruf: 08.10.2020)
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): "Narbenbruch-Operationen"; unter: www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 08.10.2020)
  • Zentrum für Integrative Medizin Bornemann: "Welche Schmerzen können Narben verursachen?"; unter: www.zfim-bornemann.de (Abruf: 08.10.2020)
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