Krampfanfall bei Kindern und Babys

Von Dr. med. Carolina Töpfer
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Krampfanfälle beim Kind oder Baby entstehen durch übermässige elektrische Aktivität im Gehirn. Dadurch beginnt das Kind unkontrolliert zu zucken, sackt in sich zusammen und verliert das Bewusstsein. Als Ursache von Krampfanfällen bei Kindern kommen Infekte, Stoffwechselstörungen, Fieber oder andere Erkrankungen infrage. Der Anfall selbst ist jedoch nicht schädlich – wenn das Baby nur kurz krampft. Lesen Sie, wie Sie einen Krampfanfall beim Kind erkennen und was im Ernstfall zu tun ist!

Mutter beruhigt ihr Baby

Kurzübersicht

  • Anzeichen: Bewusstseinsverlust, starrer Blick, Erschlaffen, unkontrolliertes Muskelzucken
  • Behandlung: Erste-Hilfe-Massnahmen wie stabile Seitenlage und Sicherung des Kindes während des Anfalls. Wenn eine Erkrankung oder andere Störung die Krampfanfälle verursacht, wird die Ursache behandelt.
  • Ursachen und Risikofaktoren:Fieber, Stoffwechselstörungen, Infektionen des zentralen Nervensystems, Schädel-Hirn-Trauma, Tumore
  • Diagnostik: Abklärung, ob zum Beispiel Fieber, Infektion, Stoffwechselstörungen bestehen; Elektroenzephalographie (EEG) misst Hirnaktivität
  • Prognose und Verlauf: Keine Hirnschädigung bei kurzen Krampfanfällen, möglicherweise jedoch durch die ursächliche Erkrankung
  • Vorbeugen: Antiepileptika bei Anfallsneigung aufgrund einer Erkrankung

Was ist ein Krampfanfall bei einem Kind?

Bei einem Krampfanfall breitet sich plötzlich eine abnorme elektrische Aktivität im Gehirn aus. Das führt dazu, dass das Kind das Bewusstsein verliert, unkontrolliert zuckt und für diesen Zeitraum nicht mehr ansprechbar ist. In den meisten Fällen krampft ein Kind oder Baby nur kurz und ohne Folgeschäden. Dennoch wirkt ein solcher Krampfanfall oft sehr bedrohlich.

Wie äussert sich ein Krampfanfall?

Ein Krampfanfall zeigt sich bei Kindern und Babys durch diese Anzeichen:

  • Plötzlicher Bewusstseinsverlust: Das Kind verliert den Kontakt, reagiert nicht mehr.
  • Plötzliches Erblassen
  • In vielen Fällen: diskretes Erschlaffen der Muskulatur, das Kind "fällt in sich zusammen"
  • Oder: blitzartiges, rhythmisches "Nicken" mit dem Kopf, Auseinanderreissen der Arme, rhythmische Arm- oder Beinzuckungen
  • Starrer Blick oder Verdrehen der Augen, Schielen
  • Atemveränderungen (Atempausen, röchelnde Atmung)
  • Gräulich-bläuliche Hautfarbe
  • Meist ein sogenannter "Nachschlaf" oder "Erschöpfungsschlaf"

Was tun bei einem Krampfanfall?

Bei einem Krampfanfall ist es das oberste Gebot, Ruhe zu bewahren und besonnen zu reagieren. Dies sind Erste-Hilfe-Massnahmen bei einem Krampfanfall:

  • Das Kind aus einer möglichen Gefahrenzone bringen, gegebenenfalls auf den Boden legen, umpolstern.
  • Zuckende Gliedmassen nicht festhalten, da Verletzungen möglich sind.
  • Das Kind beruhigen.
  • Den Ablauf des Krampfanfalls möglichst genau beobachten, auf die Uhr schauen und kontrollieren, wie lange der Anfall andauert. Die Informationen sind für den Arzt und die Behandlung wichtig.
  • Nachdem der Krampfanfall vorbei ist: das Kind in die stabile Seitenlage bringen.
  • So bald wie möglich den Notarzt verständigen.
  • Das Kind beruhigen, warm halten und nicht allein lassen, bis der Notarzt eintrifft.
  • Fühlt sich das Kind sehr warm an, besteht der Verdacht auf einen Fieberkrampf oder eine Infektion. Wadenwickel oder kalte Umschläge senken das Fieber.

Weitere Behandlung

Die weiterführende Behandlung richtet sich nach der Ursache der Krampfanfälle. Bei einer bakteriellen Infektion erhalten die Kinder zum Beispiel Antibiotika. Neigen Kinder zu häufigen Krampfanfällen und lässt sich die Ursache nicht beheben, kommen Medikamente zum Einsatz, die die Anfälle kontrollieren, sogenannte Antiepileptika.

Was sind die Ursachen für einen Krampfanfall?

Es gibt eine Reihe möglicher Ursachen, die einen Krampfanfall bei einem Kind oder Baby auslösen. Dazu gehören:

  • Fieber (Fieberkrampf)
  • Infektionen des zentralen Nervensystems wie Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhaut (Meningitis)
  • Vergiftungen
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Stoffwechselstörungen (z. B. Unterzucker bei Diabetes mellitus)
  • Hirntumor

Wie wird ein Krampfanfall diagnostiziert?

Nach einem Krampfanfall wird das Kind körperlich untersucht. Der Arzt misst die Körpertemperatur und den Sauerstoffgehalt im Blut. Blut- und Urinkulturen geben Hinweise auf eine Infektion.

Um die Ursache eines Krampfanfalls zu ermitteln, führen Ärzte unter anderem eine Elektroenzephalografie (EEG) durch. Hierbei messen Sensoren auf der Kopfhaut die Gehirnwellen und spüren auffällige elektrische Aktivitäten des Gehirns auf.

Mögliche Stoffwechselstörungen lassen sich durch die Bestimmung von Blutzucker (Glukose), Kalzium, Magnesium, Natrium und anderen Substanzen im Blut nachweisen.

Eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) entdeckt Fehlbildungen des Gehirns, Blutungen oder Tumore.

Wie geht es nach einem Krampfanfall weiter?

Zunächst die guten Nachrichten: Nach bisherigen Erkenntnissen schädigt ein Krampfanfall bei einem Kind nicht das Gehirn – solange er nicht mehr als eine Stunde anhält. Allerdings besteht die Gefahr, dass Erkrankungen, die Krampfanfälle verursachen, auf Dauer zu Problemen führen und die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Die Prognose bei Krampfanfällen beim Baby oder Kind hängt also von der Ursache der Anfälle ab.

Wie lässt sich einem Krampfanfall vorbeugen?

Ein Krampfanfall hat viele mögliche Ursachen. Der erste Anfall tritt in der Regel plötzlich auf. Sollte sich herausstellen, dass das Kind etwa aufgrund einer Erkrankung zu Krampfanfällen neigt, kommen in einigen Fällen spezielle Medikamente, sogenannte Antiepileptika, zum Einsatz, um Krämpfen vorzubeugen.

Bei vielen, aber nicht bei allen Kindern verliert sich die Neigung zu Kampfanfällen im Laufe des Lebens. bei Erwachsenen können insbesondere eine Epilepsie, aber auch andere Erkrankungen Kampfanfälle auslösen. Mehr zum Thema Lesen Sie im Beitrag "Krampfanfall".

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med.  Carolina Töpfer
Quellen:
  • Köhnlein, E., Weller, S.: Erste Hilfe. Thieme Verlag, 10. Auflage 2004
  • Koletzko, B.: Kinder- und Jugendmedizin. Springer Verlag, 14. Auflage 2012
  • MSD Manuals: Krampfanfälle bei Kindern, unter: www.msdmanuals.com (Abruf am 20.01.2022)
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