Herzkreislaufstillstand
Die Begriffe „Kreislaufstillstand“, „Herzstillstand“, „Herz-Kreislauf-Stillstand“ und „Herz-Kreislauf-Versagen“ lassen sich mehr oder weniger synonym verwenden. Alle bedeuten, dass das Herz aufgehört hat, zu schlagen, und die Atmung ausgesetzt hat. Dann heisst es, schnell zu handeln, denn bei einem Herzkreislaufstillstand zählt jede Sekunde! Erfahren Sie hier, was einen Herzkreislaufstillstand verursachen kann und wie Sie dabei richtig Erste Hilfe leisten.
Kurzübersicht
- Was tun bei Herzkreislaufstillstand? Rettungsdienst rufen, Reanimation
- Herzkreislaufstillstand – Ursachen: z.B. Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Lungenembolie, Beinahe-Ertrinken oder -Ersticken, Vergiftungen
- Herzkreislaufstillstand: Was macht der Rettungsdienst? Herzdruckmassage, Atemspende, Defibrillation, Medikamente, Behandlung der Grunderkrankung
Herzkreislaufstillstand: Was tun?
Bei einem Herzstillstand (Herzkreislaufstillstand) muss der Betroffene so schnell wie möglich Hilfe bekommen. Denn schon nach wenigen Minuten ohne Blutversorgung beginnen die Zellen des Gehirns abzusterben! Als Ersthelfer sollten Sie deshalb sofort mit der Wiederbelebung (Reanimation) beginnen.
Reanimation bei einem Herzstillstand
- Bewusstsein und Atmung prüfen: Schauen, ob der Patient ansprechbar ist und noch atmet (bei leicht überstrecktem Kopf prüfen; ggf. Fremdkörper aus Mund und Rachen entfernen).
- Rettungsdienst alarmieren: Falls noch nicht geschehen, rufen Sie sofort den Rettungsdienst oder bitte Sie einen anderen Anwesenden, das zu tun.
- 30 x Herzdruckmassage: Den Patienten flach auf einen harten Untergrund legen, sich über ihn beugen und mit übereinander gelegten Handflächen 30 Mal rhythmisch und kräftig auf die Mitte des Brustbeins drücken. Frequenz: 100 bis 120 Stösse pro Minute.
- 2 x Atemspende: Nach 30 Kompressionen beatmen Sie den Patienten zweimal (entweder Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung).
- 30:2-Zyklus: Setzen Sie den 30:2-Zyklus (30 x Herzdruckmassage und 2 x Atemspende im Wechsel) so lange fort, bis der Notarzt eintrifft oder der Patient wieder allein atmet. Wechseln Sie sich dabei nach Möglichkeit mit einem anderen Ersthelfer ab.
- Ggf. Defibrillation: Falls es einen automatisierten externen Defibrillator (AED) in der Nähe gibt, können Sie diesen zusätzlich zur Wiederbelebung verwenden. Bitten Sie ggf. jemanden, das Gerät zu holen, während Sie eigenhändig den Patienten wie oben beschrieben reanimieren.
Genauere Anweisungen, wie Sie bei der Wiederbelebung von Erwachsenen vorgehen, erfahren Sie im Beitrag Reanimation. Näheres zur Wiederbelebung von Kindern (v.a. Säuglingen und Kleinkindern) finden Sie im Beitrag Reanimation bei Kindern.
Wenn Sie die Atemspende scheuen, dann machen Sie nur die Herzdruckmassage. Das ist besser als nichts. Zudem befindet sich oft noch sauerstoffreiche Luft in den Lungen des Bewusstlosen. Die Herzdruckmassage pumpt den Sauerstoff mit dem Blut ins Gehirn.
Reanimation: Das sollten Sie beachten
- Keine Angst vor der Wiederbelebung - Sie können dabei nicht viel falsch machen. Und: Alles ist besser, als gar nichts zu tun!
- Für die richtige Frequenz bei der Herzdruckmassage können Sie sich an den Rhythmus des Songs „Stayin' Alive“ von den Bee Gees oder von „Rock Your Body“ von Justin Timberlake halten.
- Der Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators (AED), wie er an vielen öffentlichen Orten bereitsteht, darf niemals die Herzdruckmassage verzögern oder ersetzen!
- Folgen Sie beim Anwenden des Defibrillators den Sprachanweisungen bzw. schriftlichen Anweisungen des Geräts.
Herzkreislaufstillstand: Ursachen
Ein Herzkreislaufstillstand kann verschiedene Ursachen haben, so zum Beispiel:
- Herzinfarkt (Hauptursache für Herz-Kreislaufversagen)
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzrhythmusstörungen
- schwere Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- krankhaft vergrösserter Herzmuskel (dilatative Kardiomyopathie)
- akute Lungenembolie
- Verlegung der Atemwege durch eingeatmeten Fremdkörper wie Wasser (Ertrinken) oder kleine Gegenstände (Fremdkörperaspiration)
- Atemstillstand durch Ausfall des Atemzentrums im Gehirn (z.B. bei Hirnblutung) oder durch Lähmung der Atemmuskeln (z.B. bei Rückenmarksverletzung)
- Schock durch massiven Blutverlust (bei Unfall mit Mehrfachverletzungen = Polytrauma)
- schwere Störung des Wasser- und Salzhaushaltes (Elektrolythaushaltes)
- schwere Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Vergiftungen (Alkohol, illegale Drogen etc.)
Herzkreislaufstillstand: Wann zum Arzt?
Ein Herzkreislaufstillstand ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Sie müssen deshalb immer den Notarzt alarmieren! Die ärztliche Hilfe ist auch dann noch nötig, wenn Sie den Patienten vor Eintreffen des Rettungswagens wieder erfolgreich wiederbeleben (Herzschlag und Atmung also wieder einsetzen).
Herzkreislaufstillstand: Was macht der Arzt?
Der Arzt beziehungsweise die Rettungssanitäter werden sogenannte erweiterte Reanimationsmassnahmen durchführen („advanced life support“/ALS). Dazu gehören Defibrillation, die Gabe von Medikamenten sowie das Sichern der Atemwege. Die Basisreanimation, also Herzdruckmassage und Beatmung halten Arzt oder Rettungssanitäter die ganze Zeit über weiter aufrecht, solange es notwendig ist. Dann wird der Patient so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht. Es gilt, die Ursache für den Herzkreislaufstillstand abzuklären und nach Bedarf zu behandeln.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Bundesministerium für Gesundheit (BMG): „Herz-Kreislauf-Stillstand“, unter: www.bundesgesundheitsministerium.de (Abruf: 05.11.2021)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Info-Blatt „Informationen zur Laienreanimation in Deutschland“ unter: www.bundesgesundheitsministerium.de (Abruf: 05.11.2021)
- DGK Pocket-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: "Deutsch-Österreichische S3-Leitlinie Infarkt-bedingter kardiogener Schock – Diagnose, Monitoring und Therapie (Version 2020) unter: https://leitlinien.dgk.org/
- Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: "Herz-Kreislaufstillstand und Kardiopulmonale Reanimation" unter: www.pschyrembel.de (Abruf: 05.11.2021)
- Schweizerische Herzstiftung: „Herz-Kreislauf-Stillstand“, unter: www.swissheart.ch (Abruf: 05.11.2021)