Ejakulationsstörungen

Von , Medizinjournalistin
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Schmerzhaft, zu früh, zu spät oder gar nicht – Ejakulationsstörungen, also Probleme mit dem Samenerguss, können vielfältiger Natur sein. Die Beschwerden sind zwar in medizinischer Hinsicht oft harmlos, manche können aber die Lust und die Fruchtbarkeit der Betroffenen beeinträchtigen. Lesen Sie hier mehr über die verschiedenen Formen von Ejakulationsstörungen, ihre möglichen Ursachen und was man dagegen tun kann.

Mann beim Urologen

Was ist eine Ejakulationsstörung?

Von einer Ejakulationsstörung sprechen Mediziner, wenn Männer Probleme mit dem Samenerguss haben. Beim Samenerguss werden verschiedene Sekrete gemeinsam mit den im Hoden gespeicherten Spermien durch die Harnröhre nach aussen gestossen. In der Regel geschieht dies gleichzeitig mit dem Orgasmus des Mannes. Bei einer Ejakulationsstörung ist das komplexe Zusammenspiel gestört.

Welche Ejakulationsstörungen gibt es?

Ejakulationsstörungen haben viele Gesichter. Man unterscheidet verschiedene Formen: den schmerzhaften, den verzögerten, den vorzeitigen, den fehlgeleiteten und den ausbleibenden Samenerguss.

Störungen der Ejakulationsfähigkeit sind nicht selten, sie nehmen vor allem mit steigendem Lebensalter zu. Denn mit zunehmenden Jahren verändern sich häufig nicht nur Libido und Orgasmusintensität. Ältere Männer entwickeln oft auch Erkrankungen der Prostata (wie eine gutartige Prostatavergrösserung), die medikamentös oder operativ behandelt werden müssen. Als mögliche Folge kann die Ejakulation fortan gestört sein.

Schmerzhafter Samenerguss

Schmerzen beim / nach dem Samenerguss sind für die Betroffenen besonders unangenehm: Die mit dem Orgasmus verbundenen stechenden oder brennenden Schmerzen können die sexuelle Lust erheblich dämpfen.

Ursachen für einen schmerzhaften Samenerguss

Häufige Gründe für Schmerzen nach dem Samenerguss oder währenddessen sind zum Beispiel:

Prostataentzündung (Prostatitis): Typisch hierfür sind Schmerzen während oder nach der Ejakulation im Bereich der Prostata, die bis in Hoden und Damm ausstrahlen können.

Harnröhrenentzündung (Urethritis): Eine entzündete Harnröhre kann sich mit Schmerzen nach der Ejakulation innerhalb des Penis und manchmal auch an der Eichel bemerkbar machen.

Hodenentzündung (Orchitis): Kommt es zu Schmerzen nach dem Samenerguss in der Leiste, liegt der Verdacht auf eine Entzündung der Hoden nahe.

Entzündung der Samenleiter (Deferentitis): Sie kann sehr unangenehme Schmerzen beim Samenerguss hervorrufen, die im Bereich der Hoden, Leiste beziehungsweise Prostata auftreten können.

Muskel- und Nervenschäden: Manchmal haben Schmerzen bei der Ejakulation ihre Ursachen in Entzündungen oder Verletzungen von Muskeln oder Nerven im Bereich des Beckens oder der Leiste.

Psychische Ursachen: Auch seelische Konflikte, etwa in der Paarbeziehung, können der Grund für schmerzhafte Ejakulationen sein.

Verzögerter Samenerguss: Ejaculatio retarda

Die verzögerte Ejakulation ist - verglichen mit dem vorzeitigen Samenerguss - ein eher seltenes Phänomen. Männer, die darunter leiden, können erst nach überdurchschnittlich langer Stimulation zum Orgasmus und damit zum Samenerguss kommen.

Ursachen für einen verzögerten Samenerguss

Häufige Ursachen der Ejaculatio retarda sind beispielsweise:

  • Rückenmarksverletzungen
  • Multiple Sklerose
  • Diabetes mellitus
  • Operationen im Beckenbereich
  • Medikamente, vor allem Antidepressiva, die den Serotoninhaushalt beeinflussen
  • verringerte Sensitivität des Penis
  • psychische Probleme, z.B. ein hoher Leistungsanspruch des Mannes und die damit verbundene Angst, den Erwartungen der Partnerin/des Partners nicht gerecht zu werden sowie mögliche Partnerschaftskonflikte

Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Ist der verzögerte Samenerguss etwa eine Nebenwirkung von eingenommenen Antidepressiva, schafft eine Umstellung auf ein anderes Präparat manchmal Abhilfe. Psychische Ursachen lassen sich oftmals in einer Paar- oder Sexualtherapie behandeln.

Fehlgeleiteter Samenerguss: Retrograde Ejakulation

Bei der retrograden Ejakulation strömt die Samenflüssigkeit beim Orgasmus nicht durch den Penis nach aussen, sondern in die Gegenrichtung (rückwärts) und damit in die Harnblase.

Das kann zum Beispiel passieren, wenn infolge der operativen Prostataentfernung über die Harnblase (transurethrale Prostataresektion, TURP) der Blasenschliessmuskel verletzt wurde. Dieser Eingriff wird hauptsächlich bei einer gutartigen Prostatavergrösserung durchgeführt.

Weiter mögliche Ursachen einer retrograden Ejakulation erfahren Sie im Beitrag Trockener Orgasmus.

Ausbleibender Samenerguss: Anejakulation

Bei der Anejakulation findet trotz Orgasmus gar kein Samenerguss beim Mann statt. Wie die retrograde Ejakulation kann dies unter anderem die Folge eines chirurgischen Eingriffs an der Prostata oder an anderer Stelle im Beckenbereich sein. Zu den weiteren möglichen Gründen der Anejakulation zählen beispielsweise "verstopfte" Samenwege und die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

Mehr über das totale Ausbleiben des Samenergusses erfahren Sie im Beitrag Trockener Orgasmus.

Vorzeitiger Samenerguss: Ejaculatio praecox

Der vorzeitige Samenerguss ist die häufigste Form von Ejakulationsstörungen. Männer, die davon betroffen sind, kommen schon nach minimaler Stimulation zum Höhepunkt samt Samenerguss.

Das Problem kann schon ab dem ersten sexuellen Erlebnis auftreten oder aber sich erst im Laufe des Lebens einstellen.

Alles Wichtige zur Ejaculatio praecox und wie sie sich behandeln lässt, erfahren Sie im Beitrag Vorzeitiger Samenerguss.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Böhm, M. et al.: Männersprechstunde Das Praxishandbuch zu Beratung, Prävention und Therapie, Springer-Verlag, 2004
  • Diri, M. A. und Gul, M.: Bipolar prostate thermotherapy for the improvement of chronic prostatitis symptoms and ejaculation problems, In: Aging Male, 2019 Aug 9:1-5
  • Günthert, E. A.: Psychosomatische Urologie, Schattauer Verlag, 2. Auflage, 2018
  • Ilie, C. P. et al.: Painful ejaculation, in: BJU International, 99/6: 1335-1339, Juni 2007
  • Krause, W. et al. (Hrsg): Andrologie Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2011
  • Sommer, F. und Schmitges, J.: Störungen der Ejakulation, in: Blickpunkt der Mann – Wissenschaftliches Journal für Männergesundheit, 2007, 5 (4), 21-27
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