Dysphonie

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Dr. med. Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Eine Dysphonie (Stimmstörung) liegt vor, wenn die Leistungsfähigkeit der Stimme eingeschränkt und ihr Klang verändert ist. Verschiedene Ursachen sind möglich. Oft sind die Gründe harmlos, und die Stimmstörung vergeht von selbst wieder. In einigen Fällen stehen aber ernsthafte Erkrankungen dahinter. Lesen Sie hier mehr über Dysphonie.

Dysphonie: Störungen der Stimmbildung

Kurzübersicht

  • Beschreibung: Störung der Stimmbildung durch organische oder funktionelle Ursachen bis hin zur Stimmlosigkeit
  • Ursachen: Organisch: Entzündungen, Verletzungen, Lähmungen, Tumore an Stimmlippen oder Kehlkopf; funktionell: Überlastung, falsche Sprechtechnik, psychische Ursachen; Medikamente; Pubertät; Hormone (Zyklus, Menopause)
  • Wann zum Arzt? Wenn die Störung nicht von alleine nach spätestens zwei Wochen verschwindet oder dauernd wiederkehrt; bei Kleinkindern, wenn die Sprachentwicklung gestört ist
  • Diagnose: Krankengeschichte; Kehlkopf- und Stimmlippen-Untersuchung per Endoskop; Ultraschall; gegebenenfalls weitere Untersuchungen
  • Behandlung: Je nach Ursache; Behandlung organischer Ursachen; meist Sprechtraining; Stimmtraining; Stimmübungen
  • Vorsorge: Gegen Überlastung unter anderem Aufwärmübungen des Stimmapparates; Ruhepausen; Stimmübungen

Was ist eine Dysphonie?

Bei einer Dysphonie (griechisch: φωνή, phōné, "Laut, Ton" und δυς, dys "falsch, schlecht") klingt die Stimme schwach und deutlich verändert. Die schwerste Form der Stimmbildungsstörung ist das gänzliche Versagen der Stimme, die Stimmlosigkeit (Aphonie). Eine Dysphonie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, dem verschiedene Ursachen zugrunde liegen.

Hinter der Stimmstörung stecken unter Umständen körperliche Erkrankungen (organische Ursachen) oder Störungen der Kehlkopffunktion (funktionelle Ursachen).

Um den Gründen einer gestörten Stimmbildung auf die Spur zu kommen, hilft es zu wissen, wie und wo die Stimme überhaupt entsteht.

Wie die Stimme entsteht

Für die Verständigung des Menschen mit seiner Umwelt ist er vor allem auf seine Stimme angewiesen. An der Entstehung der Stimme sind mindestens drei Vorgänge beteiligt:

  1. Die Lungen produzieren den für die Lautbildung nötigen Luftstrom (Phonationsstrom).
  2. Der Kehlkopf mit seinen Muskeln, Knorpeln und vor allem den Stimmlippen ("Stimmbändern") erzeugt einen Primärklang.
  3. Rachen, Mund- und Nasenraum (sogenanntes Ansatzrohr) modulieren den Primärklang zu Sprechlauten.

Prinzipiell ist es möglich, dass Störungen bei allen drei Prozessen zu einer Dysphonie führen.

Was sind die Ursachen?

Eine Dysphonie ist in der Regel durch körperliche Gründe (organische Stimmstörung) oder Störungen einer Funktion (funktionelle Stimmstörung) bedingt.

Welche verschiedenen Arten gibt es und wie äussern sich diese?

Je nach Auslöser äussert sich die Dysphonie auf charakteristische Art und Weise.

Organische Stimmstörung (Organische Dysphonie)

Für eine "normale" Stimmbildung müssen die Stimmlippen ("Stimmbänder") im Kehlkopf frei vibrieren. Verschiedene körperliche Störungen führen dazu, dass dies nicht mehr gewährleistet ist — es kommt zur Dysphonie. Bei den organischen Ursachen einer Dysphonie zeigen sich oft charakteristische Veränderungen oder Auffälligkeiten im Kehlkopf. Ein Arzt diagnostiziert diese etwa mithilfe der Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie).

Überlastung der Stimme: Bei Menschen, die aus beruflichen Gründen viel sprechen oder singen, kommt es häufig zu Überlastungserscheinungen an den Stimmlippen. Die Folge einer dauerhaften Beanspruchung der Stimmlippen sind die sogenannten Sängerknötchen (Stimmlippengranulom durch Überlastung, Kontaktgranulom). Sie sitzen auf den Stimmlippen und bestehen aus Bindegewebe.

Die Knötchen behindern eine freie Vibration der Stimmlippen bei der Stimmbildung — es kommt zur Dysphonie. Lehrer, Schauspieler und Sänger sind häufig davon betroffen. Das Hauptmerkmal dieser Stimmstörung ist die Heiserkeit. Weil in alten Zeiten oft Prediger unter den Betroffenen waren, hat diese Form der Erkrankung in älterer Literatur auch den Namen "Dysphonia clericorum".

Entzündungen des Kehlkopfes (Laryngitis): Wenn der Kehlkopf oder sogar der gesamte Rachenraum entzündet ist, kommt es häufig zu einer gestörten Stimmbildung. Jeder kennt dieses Phänomen bei einer Erkältung, wenn Viren oder Bakterien eine Entzündung im Rachenraum auslösen und damit zu Heiserkeit führen. Auch ein Rückfluss von saurem Magensaft(Laryngitis gastrica) in die Luftröhre führt oft dazu, dass Kehlkopf und Rachen geschädigt sind und ruft eine Dysphonie hervor.

Auch Verletzungen des Kehlkopfes etwa durch Intubation, bei Unfällen oder bei Operationen lösen in vielen Fällen eine Dysphonie aus.

Lähmung der Kehlkopfmuskulatur (Kehlkopflähmung, Stimmbandlähmung): Eine Schädigung der Nervenbahnen im Bereich des Kehlkopfes bewirkt in vielen Fällen eine einseitige oder beidseitige Lähmung der Stimmlippen. Die Nervenbahnen werden beispielsweise bei Operationen an der Schilddrüse verletzt. Nervenimpulse übertragen sich dann nicht mehr an die kleinen Muskeln im Kehlkopf.

Wenn nur eine der beiden Stimmlippen gelähmt ist (einseitige Lähmung), ist es dem Betroffene meist noch möglich, nahezu normal zu sprechen. Sind hingegen beide Stimmlippen betroffen (beidseitige Lähmung), kommt es zu Atemnot und zur stärksten Ausprägung der Dysphonie — der kompletten Stimmlosigkeit (Aphonie). Zu Beeinträchtigungen dieser an der Stimmbildung beteiligten Nerven kommt es auch bei einigen neuromuskulären Erkrankungen wie etwa Parkinson oder ALS (amyotrophe Lateralsklerose).

Eine weitere Dysphonie ist die spasmodische Dysphonie (Sprechkrampf, Kehlkopfkrampf, laryngeale Dystonie). Dabei kommt es zu Verkrampfungen der Muskeln im Kehlkopf. Dies ist eine neurologische Erkrankung, die zu den Dystonien (Bewegungsstörungen) gehört.

Gutartige Tumoren an den Stimmlippen: Nach Verletzungen der Stimmlippen (zum Beispiel durch den Beatmungstubus bei Langzeitbeatmung) ist es möglich, dass sich auf den Stimmlippen eine Wucherung ausbildet (Stimmlippengranulom, Intubationsgranulom). Diese Tumoren treten einseitig oder beidseitig auf. Der Körper reagiert damit auf die Verletzung der Stimmlippen durch den Beatmungstubus.

Zu den gutartigen Tumoren zählen ausserdem Papillome, Zysten (mit Flüssigkeit gefüllte Räume) und Polypen (Schleimhautwucherungen), welche direkt auf den Stimmlippen beziehungsweise darin sitzen. Die freie Vibration und ein regelrechtes Schliessen der Stimmlippen sind durch diese mechanischen Hindernisse gestört. Um die dadurch bedingte Dysphonie zu beheben, ist häufig eine chirurgische Abtragung (Phonochirurgie) erforderlich.

Beim Reinke-Ödem sammelt sich Flüssigkeit (Ödem) im Stimmlippenrand an. Der genaue Mechanismus ist noch nicht geklärt. Festzustehen scheint allerdings, dass es einen Zusammenhang mit einer chronischen Reizung durch das Rauchen sowie durch zurückfliessende Magensäure gibt. Betroffen sind vor allem Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Die Stimme klingt rau und heiser. Die Dysphonie führt dabei bis hin zur vollständigen Stimmlosigkeit (Aphonie).

Eine seltenere Ursache der Dysphonie ist Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom, Kehlkopftumor). Diese Krebsart trifft derzeit deutlich mehr Männer als Frauen. Der Hauptrisikofaktor ist das Rauchen. Da immer mehr Frauen rauchen, ist die Erkrankungshäufigkeit beim weiblichen Geschlecht in den vergangenen Jahren gestiegen.

Die Hauptsymptome von Kehlkopfkrebs sind lang anhaltende Heiserkeit und eventuell Atemnot. Alkohol und Umweltgifte wie Asbest scheinen an der Entstehung von Kehlkopfkrebs ebenfalls beteiligt zu sein.

Auch angeborene Fehlbildungen der Stimmlippen oder des Kehlkopfes sind eine mögliche Ursache für eine Stimmbildungsstörung, fallen dann aber in der Regel bereits im Kindesalter auf.

Wenn eine Dysphonie längere Zeit bestehen bleibt, so ist dies in jedem Fall ein Alarmzeichen.

Funktionelle Stimmstörung (Funktionelle Dysphonie)

Bei der funktionellen Dysphonie unterscheiden Ärzte zwischen einer hyperfunktionellen und hypofunktionellen Variante. Mischformen sind aber sehr häufig. In allen Fällen besteht ein Ungleichgewicht der an der Stimmbildung beteiligten Muskulatur.

Eine funktionelle Dysphonie liegt vermutlich dann vor, wenn die Stimme beeinträchtigt, aber der organische Befund bei einer Kehlkopfspiegelung nahezu unauffällig ist. Betroffene berichten von anhaltender Heiserkeit, zunehmender Stimmermüdung und manchmal von einem drückenden oder brennenden Gefühl im Halsbereich.

Hyperfunktionelle Dysphonie: Diese Form der Dysphonie entsteht, wenn die an der Stimmbildung beteiligten Muskeln einen zu hohen Kraftaufwand leisten. Dadurch verspannt sich die Muskulatur. Auch angrenzende Muskelgruppen im Gesichts-, Hals- und Nackenbereich sind dann oft verspannt. Die Ursache dieser Verspannung ist meist ein dauerhaft übermässiger Stimmeinsatz. Die Stimmlippen vibrieren bei der hyperfunktionellen Dysphonie nicht frei, was in einer gepressten und knarrenden Stimme resultiert.

Hypofunktionelle Dysphonie:Bei dieser Form der Dysphonie liegt eine Unterfunktion der Muskeln im Kehlkopf vor. Die Stimmlippen schliessen nicht vollständig, sodass ein grösserer Spalt dazwischen bestehen bleibt. Durch diesen Spalt entweicht Luft, was als hauchendes Geräusch in der Stimme wahrgenommen wird.

Ursächlich dafür sind meist Erkrankungs- oder Erschöpfungszustände bei allgemeiner Leistungsschwächung des Körpers. Auch psychische Belastungen wie Angst oder Kummer führen mitunter zu einer hypofunktionellen Dysphonie. Durch die entweichende Luft kommt es zu einem hörbaren Hauchen in der Stimme, welche zudem meist leise und kraftlos klingt.

Mischformen der Dysphonie: In der Praxis ist eine reine hyperfunktionelle oder hypofunktionelle Dysphonie selten. Häufiger liegt eine Mischform der Dysphonie vor, bei der überaktive Muskelgruppen geschwächte Muskeln zu kompensieren versuchen. Dies zeigt also deutlich, dass bei einer funktionellen Stimmstörung ein Ungleichgewicht zwischen den an der Stimmbildung beteiligten Muskeln herrscht.

Ärzte unterscheiden die funktionelle Dysphonie auch nach der Ursache. So liegt eine habituelle Dysphonie vor, wenn stimmschädigende Sprechgewohnheiten Grund für die Stimmbildungsstörung sind — also etwa häufiges Schreien, falsche Technik beim Singen, dauerndes gepresstes oder überakzentuiertes Sprechen oder ähnliches. Dysphonie durch reine Überlastung bei Sprechern, Call-Center-Mitarbeitern oder Rednern bezeichnen Mediziner als ponogene Dysphonie.

Eine weitere mögliche Ursache sind psychische oder psychosomatische Ursachen die sich oft in einer hypofunktionellen Dysphonie äussern (Flüstern, Hauchen, kraftlose Stimme). Zusammengefasst spricht man dann von einer psychogenen Dysphonie.

Weitere mögliche Ursachen

"Normale" Formen der Dysphonie sind etwa der Stimmbruch bei Jungen in der Pubertät sowie (periodische) Veränderungen bei Frauen durch die hormonellen Unterschiede im Rahmen des weiblichen Zyklus oder ab der Menopause (Wechseljahre). Auch die Veränderung der Stimme im Alter, die sogenannte Altersstimme (Dysphonia senilis), gehört dazu.

Ausserdem verursachen einige Medikamente eine Dysphonie als unerwünschte Nebenwirkung. Dazu gehören beispielsweise Neuroleptika (Antipsychotika, Psychopharmaka) und einige Asthmasprays.

Wann zum Arzt?

Wenn eine Dysphonie nur wenige Tage dauert und einen offensichtlichen Grund hat (beispielsweise nach einer Feier oder im Rahmen einer Erkältung), besteht meist kein Anlass zur Sorge. Funktioniert aber die Stimme wiederholt oder länger als zwei Wochen nicht, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Auch wenn Sie selbst bemerken, dass Ihre Stimme gepresst, knarrend oder hauchend klingt, oder Sie Schmerzen beim Sprechen haben, ist ein Arztbesuch meist ratsam.

Diagnose

Spezialisiert auf Stimmstörungen sind Fachärzte für Phoniatrie. Auch Fachärzte für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO) und für Allgemeinmedizin sind bei einer Dysphonie mögliche Ansprechpartner. Zunächst verschafft sich der Arzt durch gezielte Fragen einen Überblick über Ursachen und Ausprägung der Dysphonie. Anschliessend folgen die körperliche Untersuchung (vor allem die Kehlkopfspiegelung) sowie eventuelle weiterführende Untersuchungen.

Krankengeschichte

Der Arzt stellt Ihnen verschiedene Fragen, zum Beispiel:

  • Wie lange haben Sie diese Stimmstörung schon?
  • Wurde die Stimme vor dem Auftreten der Dysphonie stark belastet?
  • Sind Erkrankungen der Atemwege oder der Lungen bekannt?
  • Haben Sie sich kurz vor dem Auftreten der Stimmstörung einer Operation unterzogen, beispielsweise im Brust- oder Halsbereich?
  • Wenn ja — hat man die Operation in Vollnarkose mit künstlicher Beatmung durchgeführt?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viel und wie lange schon?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, wie viel?
  • Sind Ihnen Verhärtungen, Schwellungen oder ein Druckgefühl im Halsbereich aufgefallen?
  • Welche Medikamente nehmen Sie aktuell ein?

Untersuchungen

Zur Abklärung einer Dysphonie gibt es verschiedene Untersuchungen. Es hängt von der vermuteten Ursache ab, welche Untersuchungsmethode zum Einsatz kommt.

Bei der allgemeinen körperlichen Untersuchung verschafft sich Ihr Arzt zunächst einen Überblick über die generelle gesundheitliche Situation. Dazu gehören beispielsweise das Abhören mit dem Stethoskop (Auskultation) und die Inspektion des Rachens mit Taschenlampe und Zungenspatel.

Bei einer Dysphonie ist auch ein Abtasten des Kehlkopfes und des Halses wichtig, um Schwellungen oder Verhärtungen zu erspüren.

Wenn Sie mit dem Arzt sprechen, bekommt dieser schon Anhaltspunkte, wie sich die Stimmstörung bei Ihnen zeigt. Möglicherweise müssen Sie zusätzlich Sätze oder Laute nachsprechen, damit es ihm gelingt, die Funktion Ihrer Stimme noch besser einzuschätzen.

Einen genauen Blick auf den Kehlkopf erlaubt die Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie). Dabei untersucht der Arzt den Hals direkt mithilfe eines Spiegels oder einer speziellen Kamera. Dieses Verfahren ist bei einer Dysphonie sehr hilfreich, da der Arzt einen direkten Blick auf die Stimmlippen und den Kehlkopf erhält. Die Vorstellung klingt für viele Menschen Furcht einflössend, die Untersuchung ist jedoch harmlos.

Weiterführende Untersuchungen

Manchmal folgen bei einer Dysphonie weitere Untersuchungen, um die Ursache festzustellen. Der Arzt setzt sie bei einer länger bestehenden oder sehr stark ausgeprägten Stimmstörung ein. Auch wenn zusätzliche Beschwerden wie Atemnot, Bluthusten oder Schluckstörungen auftreten, sind folgende Untersuchungen oft sinnvoll:

  • Messung der Säure (des pH-Wertes) in der Speiseröhre. Bei Verdacht auf eine Schädigung der Stimmlippen durch sauren Magensaft ist eventuell eine Magenspiegelung nötig
  • Ultraschall (Sonografie) der Schilddrüse
  • Röntgenbild des Brustkorbes (Röntgen-Thorax)
  • Gewebeentnahmen (Biopsien) aus der Schleimhaut des Kehlkopfes oder den Bronchien
  • Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) von Hals, Brustraum oder dem Gehirn

Behandlung

Je nach Ursache setzt man eine individuelle Stimmtherapie ein. Meist führen Logopäden, Sprachheilpädagogen oder Atem-/Sprechlehrer die Stimmtherapie durch.

Therapie bei organischer Dysphonie

Liegt eine Kehlkopflähmung vor, gilt es zunächst, schädliche Stimmgewohnheiten in den Griff zu kriegen. Mit der richtigen Technik ist selbst bei Kehlkopflähmung häufig eine effiziente und wenig belastende Nutzung der Stimme möglich.

Eine Erkältung als Ursache der Dysphonie wird symptomatisch behandelt. Ist die Erkältung überstanden, kommt die Stimme meist rasch wieder zurück.

Bei einem Rückfluss von Magensäure kommen gegebenenfalls sogenannte Protonenpumpenhemmer zum Einsatz, welche die Magensaftproduktion drosseln.

Stimmlippengranulome, Papillome, Zysten und Polypen lassen sich mittels Techniken der Phonochirurgie abtragen.

Beim Reinke-Ödem ist es vor allem wichtig, dass Sie das Rauchen einstellen. Möglich sind ausserdem die chirurgische Abtragung sowie eine Stimmtherapie.

Bösartige Tumore entfernt man in der Regel chirurgisch — in vielen Fällen bleiben dabei anschliessend Störungen der Stimmbildung bestehen.

Therapie bei funktioneller Dysphonie

Im Rahmen der Stimmtherapie erarbeiten Sie mit dem Therapeuten Stimmübungen, die bei regelmässiger Anwendung eine bessere Abstimmung der einzelnen Muskelgruppen im Kehlkopf gewährleisten. Meist beginnen diese Übungen mit einzelnen Lauten. Später übt man gezielt eine optimale Lautstärkeregulation der Stimme ein.

Ein besonderes Augenmerk der Stimmtherapie liegt auf einer guten Atemtechnik, da diese essenziell für eine effiziente Stimmbildung ist. Die Therapie ist dann abgeschlossen, wenn der Betroffene sein neu erlerntes Stimmverhalten zuverlässig im Alltag einsetzt.

Im Fall psychogener Dysphonien ist in der Regel eine psychotherapeutische Behandlung angeraten.

Vorbeugung

Mithilfe der in der Stimmtherapie erlernten Stimmübungen erreichen Sie in den meisten Fällen eine deutliche Verbesserung der Dysphonie oder beugen ein Wiederauftreten vor. Allerdings ist es wichtig, dass Sie die Stimmübungen zu Hause konsequent durchführen.

Versuchen Sie zudem, an Ihrer Körperspannung zu arbeiten. Denn die Stimme wird von der gesamten Körperhaltung beeinflusst. Hilfreich sind beispielsweise Lockerungs- und Entspannungsübungen. Um die Muskulatur dauerhaft zu entspannen, ist ein Wechselspiel von regelmässiger Bewegung und Entspannung nötig.

Wenn Sie Probleme mit der Stimme haben, versuchen Sie nicht, diese zu verstecken. Sprechen Sie besser mit Freunden oder Angehörigen darüber, und finden Sie gemeinsam mit dem Arzt und den Stimmtherapeuten eine Lösung. Denn mit der richtigen Therapie sind Erfolge bei der Behandlung der Dysphonie sehr wahrscheinlich.

Wer seine Stimme beruflich oft nutzt wie Sänger, Schauspieler oder Redner, setzt als Vorbeugung für Schädigung durch Überlastung auch auf das konsequente und regelmässige Aufwärmen und Vorbereiten des Stimmbildungsapparates etwa vor einem Auftritt. Wie andere Muskeln auch lassen sich die an der Stimmbildung beteiligten durch bestimmte Stimmübungen (Tonleitern singen und ähnliche) auf die anstehende Belastung vorbereiten.

Ruhepausen für die Stimme sowie gute Befeuchtung der Schleimhäute etwa durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und angepasstes Raumklima sind weitere Vorbeugemassnahmen gegen eine Dysphonie durch Überbeanspruchung. Auch der weitgehende Verzicht auf Rauchen und Alkohol gehört dazu.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med.  Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Quellen:
  • Hammer, S. & Teufel-Dietrich, A.: Stimmtherapie mit Erwachsenen. Springer Medizin Verlag, 7. Auflage, 2023
  • Hegemann, A., Ostendorf, U.: Stimmstörungen bei Jugendlichen und Erwachsenen, 2. Auflage 2002, unter www.dgs-ev.de,
  • Stachler, R. J. et al.: "Clinical practice guideline: hoarseness (dysphonia) (Update)" in: Otolaryngol Head Neck Surg.; 2018 Mar;158, S1-S42.
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