Durchfall bei Baby und Kleinkind

Von , Wissenschaftsjournalistin
und , Notfallsanitäter und Dozent im Rettungsdienst
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Andreas Fromm

Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.

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Von Durchfall beim Kleinkind spricht man bei mehr als drei dünnen (übelriechenden) Stuhlgängen pro Tag. Beim Baby (Kinder im ersten Lebensjahr) liegt die Grenze bei mehr als fünf solcher Stuhlgänge. Generell ist Durchfall bei kleinen Kindern keine Seltenheit und oft harmlos. Durchfall bei einem Kind in den ersten Lebensjahren kann aber auch gefährlich werden. Lesen Sie, wie Sie beim Kleinkind und Baby Durchfall lindern können, was ihn überhaupt erst auslöst und wann Sie zum Arzt sollten.

Kleinkind sitzt auf dem Klo

Kurzübersicht

  • Was tun bei Durchfall bei Baby und Kleinkind? Flüssigkeits- und Mineralsalzverlust ausgleichen, Temperatur messen, fett- und reizarme, bindende Nahrung geben
  • Ursachen von Durchfall bei Baby und Kleinkind: u. a. Unverträglichkeit eines Lebensmittels, Infektionen, Stress
  • Wann zum Arzt? z. B. bei lang anhaltendem Durchfall, Koliken, hohem Fieber, Blut im Stuhl

Achtung!

  • Durchfall (und Erbrechen) kann besonders bei kleinen Kindern schnell den Körper austrocknen. Anzeichen dafür sind z.B. trockener Mund, trockene Lippen, weisse, schlaffe Haut, verminderte Ausscheidung von Harn und Schläfrigkeit.
  • Kinder, die schon eigenständig aus einem Becher trinken können, lassen sich oft zur Flüssigkeitsaufnahme motivieren, wenn Sie einen Strohhalm ins Trinkgefäss stecken.
  • Als Ausgleich für den Flüssigkeits- und Salzverlust bei Kindern unter fünf Jahren eignen sich spezielle Elektrolytlösungen aus der Apotheke besser als selbst hergestellte Zucker-Salz-Lösungen.
  • Liegt dem Durchfall eine bakterielle Infektion zugrunde, sollten der kleine Patient und alle andere Haushaltsbewohner sich häufiger die Hände mit Seife und warmem Wasser waschen (v.a. nach dem Toilettengang, dem Windeln wechseln und vor dem Essen). Das senkt die Ansteckungsgefahr.

Was tun bei Durchfall bei Kleinkind und Baby?

Gleich vorab: Verzichten Sie bei Durchfall und anderen Magen-Darm-Problemen beim Kind auf das Hausmittel "Cola und Salzstangen"! Die zuckerreiche, koffeinhaltige braune Brause kann den Durchfall verstärken. Und mit Salzstangen lässt sich der Salzverlust nicht ausgleichen, weil ihnen wichtige Salze (wie Kalium) fehlen.

Besser gehen Sie folgendermassen vor, wenn Ihr Kind Durchfall hat:

  • Messen Sie seine Körpertemperatur. Wenn Ihr Kind Fieber hat und/oder erbricht, ist wahrscheinlich eine Infektion der Auslöser des Durchfalls.
  • Geben Sie einem Kleinkind kein Essen in fester Form für etwa sechs Stunden lang. Achten Sie aber darauf, dass es viel trinkt. Am besten lässt sich der Flüssigkeits- und Salzverlust mit einer fertigen Elektrolyt-Glukose-Mischung aus der Apotheke ausgleichen.
  • Wenn Sie dem Nachwuchs Milchnahrung verabreichen, können Sie diese dann im weiteren Kostaufbau wieder füttern. Mischen Sie sie aber mit bindenden Nahrungsmitteln wie Banane, Kartoffeln, Reis oder geriebenem Apfel.
  • Ein Baby, das gestillt wird, kann auch weiter an der Brust trinken. Sie können aber bei einem Baby mit Durchfall zusätzlich etwas tun: Geben Sie in den ersten sechs Stunden spezielle Durchfallnahrung in Form einer Reisschleim-Elektrolyt-Lösung (Apotheke) oder Tee (bspw. Kamille oder Fenchel).
  • Bessert sich der Durchfall und hat das Kind wieder Appetit, bieten Sie ihm fett- und reizstoffarme Kost an (Zwieback, Reis, Toastbrot, Kartoffelpüree etc.).

Kuhmilch (pur oder in Form von Quark etc.) kann wegen des enthaltenen Milchzuckers (Laktose) Blähungen und Bauchweh verursachen, da durch den Durchfall oft vorübergehend ein Mangel am Laktose-spaltenden Enzym Laktase entsteht.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden Ihres Kindes länger als sechs (Baby) beziehungsweise zwölf (Kleinkind) Stunden bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Ursachen von Durchfall bei Baby und Kleinkind

Wenn ein kleines Kind oder Baby Durchfall hat, ist das nicht unbedingt Grund zur Sorge. Da das Verdauungssystem in diesem Alter noch sehr empfindlich ist, haben Säuglinge, Klein- und auch Schulkinder öfter mal Durchfall. Bleibt das Kind ohne weitere Symptome, hat es vielleicht nur ein Lebensmittel nicht vertragen oder zu viel Obst gegessen. Dann hat der Durchfall beim Kleinkind oft nur eine Dauer von ein bis zwei Tagen. Die wichtigsten Auslöser sind:

Ernährung

Manchmal beruht die beschleunigte Darmentleerung auf dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel, verdorbener Speisen oder auf einer generell ungünstigen Ernährungsweise. Das zeigt sich manchmal in der Farbe des Stuhls. Ist beim Baby oder Kleinkind der Durchfall gelb und hell, deutet das darauf hin, dass es viele Milchprodukte verzehrt (hat). Ein solcher gelber Durchfall beim Kleinkind oder Baby erledigt sich meist von selbst, wenn Sie seine Ernährung anpassen.

Unverträglichkeiten: Noch aus einem anderen Grund kann Durchfall beim Kleinkind auf der Ernährung beruhen: Manche Menschen vertragen bestimmte Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln nicht und reagieren darauf mit Durchfall und anderen Symptomen. Das ist etwa bei Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) und Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit) der Fall. Hat das Baby eine Kuhmilchprotein-Intoleranz, kann sich das in den ersten Lebensmonaten anhand von schleimig-blutigem Durchfall zeigen.

Stress, psychische Belastungen: Störungen im gewohnten Tagesablauf, Reisen (evtl. mit Zeitverschiebung), Konfliktsituationen in der Familie sowie Angst beim Eingewöhnen in der Kita oder im Kindergarten können bei kleinen Kindern die Beschaffenheit des Stuhls verändern und Durchfall auslösen.

Zahnwachstum: Des Weiteren können Babys ein bis zwei Tage lang Durchfall bekommen, wenn sie zahnen.

Bakterien und Viren: Hat das Kind nicht nur Durchfall, sondern auch Fieber und Erbrechen, handelt es sich für gewöhnlich um eine Darminfektion (umgangssprachlich: Das Kind hat "Magen-Darm"). Beim Kleinkind dauert das Erbrechen meist ein bis zwei Tage, der Durchfall ist mit zwei bis zehn Tagen etwas hartnäckiger. Häufig lösen Rota- und Noroviren bei Babys und Kleinkindern Durchfall aus. Solche Infekte sind sehr ansteckend, die Viren verteilen sich über Schmierinfektion.

Zu den Bakterien, die Durchfall verursachen können, gehören unter anderem Koli-Bakterien, Staphylokokken, Salmonellen und Cholerabakterien. Blutiger, wässriger, schleimiger Stuhl beim Kleinkind kann ein Symptom für Bakterielle Ruhr sein – eine Infektion mit Shigellen aus Trinkwasser oder Nahrung. Weitere Anzeichen für diese Krankheit sind hohes Fieber und krampfartige Bauchschmerzen.

Manchmal ist Durchfall auch eine Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten (wie Antibiotika) oder eine Begleiterscheinung anderer Erkrankungen wie etwa einer Erkältung.

Chronischer Durchfall

Hält der Durchfall länger als vierzehn Tage an, gilt er als chronisch. Ursache können (vergleichsweise harmlose) Störungen wie Reizdarm sein. Auch Aufnahmestörungen (Resorptionsstörungen; z. B. Nahrungsmittelunverträglichkeiten) sowie schwere Erkrankungen kommen als Auslöser in Frage.

Durchfall bei Baby und Kleinkind: Wann zum Arzt?

Es gilt: Lieber einmal zu oft zum Doktor als einmal zu wenig. Je kleiner das Kind ist, desto gefährlicher kann Durchfall werden. Denn bei Durchfall, speziell bei Brechdurchfall ("Magen-Darm"), können Babys und Kleinkinder extrem viel Flüssigkeit und Elektrolyte verlieren, was lebensbedrohlich werden kann.

Ausserdem sollten Sie mit dem Nachwuchs in folgenden Fällen zum Arzt:

  • Der Durchfall hält länger als sechs (Baby) beziehungsweise zwölf (Kleinkind) Stunden an.
  • Es treten zusätzlich kolikartige Bauchschmerzen und/oder hohes Fieber auf.
  • Sie bemerken Blut im Stuhl des Kindes.
  • Innerhalb von 24 Stunden sondert ein Baby mehr als vier wässrige Stühle, ein Kleinkind mehr als sechs wässrige Stühle ab.
  • Der Stuhl ist (häufiger) weiss (dann steckt möglicherweise eine ernste Erkrankung wie Verschluss der Gallenwege oder Hepatitis dahinter).
  • Das Kind hat trockene Zunge und Lippen und macht seltener als alle sechs Stunden Pipi.
  • Sie können das Kind nicht zum Trinken bewegen.
  • Die Bauchdecke des Kindes ist sehr angespannt.

Durchfall bei Baby und Kleinkind: Was macht der Arzt?

Der Arzt wird nach Bedarf den Wasser- und Elektrolytverlust des Kindes ausgleichen. Dazu dienen Lösungen mit der optimalen Zusammensetzung an Stoffen, die bei Durchfall (und Erbrechen) verloren gehen, wie Natrium und Kalium. Sie können etwa löffelweise verabreicht werden. In schweren Fällen braucht das Kind Infusionen.

Ausserdem kann der Arzt, falls nötig, Durchfall beim Kleinkind mit Medikamenten behandeln, welche die Passage des Stuhls durch den Darm verlangsamen. Diese sollen den Durchfall aber nicht abrupt unterbinden, sondern nach und nach die Abstände zwischen den einzelnen Stuhlgängen vergrössern.

Darüber hinaus kann Durchfall bei Baby und Kleinkind je nach Ursache und Schweregrad noch weitere Massnahmen erfordern. Beispielsweise kann bei einer bakteriellen Infektion unter Umständen eine Antibiotikatherapie sinnvoll sein.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Carola Felchner
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Andreas Fromm
Andreas Fromm

Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.

Quellen:
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V (bvkj).: „Bei Brech-Durchfall auf Cola, Apfel- und Birnensaft verzichten“ unter: www.kinderaerzte-im-netz.de (Abruf: 12.11.2021)
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (bvkj): „Durchfallerkrankung (Diarrhoe)“ unter: www.kinderaerzte-im-netz.de (Abruf: 12.11.2021)
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (bvkj): „Durchfall“ unter: www.kinderaerzte-im-netz.de (Abruf: 12.11.2021)
  • Bilharz, C.: „Durchfall bei Kindern – was ist zu beachten?“ in: DAZ 2011, Nr. 23, S. 76
  • S2K-Leitlinie „Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter“ der Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) et al. (Stand: 3/2019)
  • Themenportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Durchfall bei Babys und Kleinkindern“ unter: www.kindergesundheit-info.de (Abruf: 12.11.2021)
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