Pille

Von , Medizinredakteurin und Biologin
und Dr. med. Britta Bürger
Aktualisiert am
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Seit über 50 Jahren gehört die Pille (Anti-Baby-Pille) zu den Klassikern der Empfängnisverhütung. Kein Wunder, schützt sie doch zuverlässig vor einer Schwangerschaft und ist einfach anzuwenden. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Pille: Welche Sorten gibt es? Wie wirkt die Pille? Wie sicher ist sie? Welche Risiken und Nebenwirkungen können auftreten?

Pille

Die Pille: Definition und Wirkstoffe

Die Anti-Baby-Pille (Verhütungspille) gehört zu den hormonellen Verhütungsmethoden für die Frau. Sie wurde zum ersten Mal im Sommer 1960 in den USA zur Empfängnisverhütung zugelassen. Heute zählt sie zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten weltweit.

Im Unterschied zu anderen hormonellen Verhütungsmitteln wie Verhütungsring oder Hormon-Implantat wird die Pille über den Mund (oral) angewendet. Daher wird sie auch "orales Kontrazeptivum" genannt.

Die enthaltenen Geschlechtshormone stören den natürlichen Menstruationszyklus und verhindern so eine Schwangerschaft. Nach dem Absetzen des Verhütungsmittels stellt sich der natürliche Zyklus wieder ein, sodass die Frau schwanger werden kann.

Mittlerweile stehen unzählige verschiedene Pillen-Präparate zur Verfügung, die sich in ihrer chemischen Zusammensetzung und Dosierung sowie dem Einnahmeschema unterscheiden. So können Ärztinnen und Ärzte jeder Frau das für sie am besten geeignete Präparat verschreiben - je nach Alter, Risikofaktoren und Vorerkrankungen sowie individuellen Vorlieben (etwa hinsichtlich des Einnahmeschemas).

Pille: Wirkstoffe

Die meisten Pillen sind sogenannte Kombinationspräparate: In ihnen steckt eine Kombination aus zwei verschiedenen Hormonen - synthetisch hergestelltem Östrogen und Gestagen:

  • Als Östrogen enthalten die meisten Kombi-Pillen Ethinylestradiol, manchmal aber auch Estradiol, Estradiolvalerat oder Estetrol (siehe unten: Die "natürliche" Pille).
  • Als Gestagen in der Pille dient zum Beispiel Levonorgestrel, Dienogest oder Drospirenon. Alle Gestagene ahmen die Wirkung des natürlichen Gelbkörperhormons Progesteron nach.

Neben den Kombinationspräparaten gibt es noch sogenannte Monopräparate (Minipille, Gestagenpille). Sie enthalten ausschliesslich Gestagen (Levonorgestrel, Desogestrel oder Drospirenon), sind also östrogenfrei. Deshalb eignen sie sich vor allem für Frauen, die auf Kombinationspräparate verzichten sollten (etwa aufgrund eines erhöhten Thromboserisikos).

Verschiedene Generationen der Pille

Je nach enthaltenem Gestagen gibt es verschiedene "Generationen" der Pille. Jene der 1. Generation weisen das Gestagen Norethisteron auf. Steckt in einem Präparat das Gestagen Levonorgestrel, handelt es sich um eine Pille der 2. Generation. Für Präparate der 3. Generation wird Desogestrel, Gestoden oder Norgestimat verwendet. Eine Pille der 4. Generation beinhaltet Drospirenon oder eine andere neuere Gestagen-Entwicklung (wie Chlormadinon oder Dienogest).

Vorsicht: Kombinationspräparate (v.a. die der 3. und 4. Generation) steigern das Thromboserisiko. Frauen mit ohnehin erhöhtem Thromboserisiko sollten daher möglichst darauf verzichten und stattdessen beispielsweise reine Gestagenpräparate (wie die Minipille) wählen.

Die Pille: Wirkung

Die Pille greift in den weiblichen Hormonhaushalt ein und verhindert so eine Schwangerschaft, und zwar auf mehreren Wegen:

Die Eizellreifung und damit der Eisprung werden unterdrückt (Ausnahme: einige Minipillen).

Die Gebärmutterschleimhaut baut sich nicht auf, was die Einnistung einer dennoch gereiften und befruchteten Eizelle unmöglich macht.

Das Sekret des Gebärmutterhalses (Zervixschleim) wird dickflüssiger, wodurch Spermien nicht mehr zur Eizelle vordringen und sie befruchten können.

Antiandrogene Pille

Nicht immer wird die Pille (nur) zur Verhütung verschrieben. Manchmal nutzen Ärztinnen und Ärzte das Hormonpräparat auch, um androgene Störungen bei Frauen zu behandeln.

Androgene Störungen sind gesundheitliche Probleme, die auf Androgene (männliche Sexualhormone wie Testosteron) zurückzuführen sind. Dazu zählen beispielsweise Akne und Hirsutismus. Letzteres ist eine hormonbedingte Erkrankung bei Frauen, die mit einem männlichen Behaarungsmuster (Haare im Gesicht, Brust- und Rückenbereich, an Oberschenkeln und Oberarmen) einhergeht.

Frauen mit solchen androgenen Störungen können von der anti-androgenen Wirkung bestimmter Sorten von Pille profitieren. Geeignet sind Kombinationspräparate, die eine antiandrogene Gestagen-Komponente (Chlormadinonazetat, Cyproteronazetat, Dienogest oder Drospirenon) enthalten.

Die Pille: Sorten und Anwendung

Fast alle Sorten von Pille, die derzeit auf dem Markt sind, sind Kombinationspräparate: Sie enthalten eine Mischung aus Östrogen und Gestagen. Weniger verbreitet sind Monopräparate (Minipille, Gestagenpille), die ausschliesslich Gestagen enthalten.

Kombinationspräparat

Bei den meisten Kombinationspräparaten wird über 21 Tage einmal täglich eine Hormon-Pille eingenommen. Dann folgt ein siebentägiges hormonfreies Intervall:

In dieser Zeit pausiert die Frau mit der Pilleneinnahme. Das löst eine menstruationsähnliche Blutung (Hormonentzugsblutung) aus. Anschliessend beginnt die Frau mit einer neuen Monatspackung wieder von vorn.

Um für das hormonfreie Intervall den täglichen Einnahmerhythmus nicht unterbrechen zu müssen, können Frauen ein Kombinationspräparat mit 28 Pillen pro Monatspackung wählen. Hier sind die letzten sieben Pillen hormonfrei.

Es gibt auch Kombinationspräparate mit mehr als 21 hormonhaltigen Pillen pro Monatspackung, zum Beispiel 24 oder 26 (meist ergänzt durch vier beziehungsweise zwei hormonfreie Pillen).

Kombi-Pille: Phasen- und Stufenpräparate

Je nach der Hormonzusammensetzung und -dosierung der Pillen einer Monatspackung lassen sich Kombinationspräparate weiter unterteilen. Dabei unterscheidet man im Wesentlichen:

  • Einphasenpräparat: Hier enthalten alle Pillen einer Monatspackung gleiche Mengen an Östrogen und Gestagen.
  • Zweiphasenpräparat (Sequentialpräparat): Die Pillen der 1. Phase enthalten nur Östrogen in konstanter Dosis, die Pillen der 2. Phase zusätzlich eine konstante Gestagendosis.
  • Zweistufenpräparat: Alle Pillen enthalten eine gleichbleibende Östrogendosis. Dagegen ist die Gestagendosis in den Pillen der 1. Stufe gering und in denen der 2. Stufe höher.
  • Dreistufenpräparat: Bei dieser Weiterentwicklung des Zweistufenpräparats variieren der Östrogen- und Gestagenanteil der Pillen über drei Stufen.

Nur bei Einphasenpräparaten spielt es keine Rolle, in welcher Reihenfolge eine Frau die Pillen der Monatspackung einnimmt – schliesslich sind alle gleich zusammengesetzt und dosiert. Bei allen anderen Typen von Pille muss man dagegen die auf dem Blister angegebene Reihenfolge der Einnahme genau einhalten. Sonst verringert sich möglicherweise der Empfängnisschutz.

Besonders die Dreistufenpräparate versuchen, die natürlichen Hormonschwankungen im Zyklusverlauf bestmöglich nachzuahmen.

Kombi-Pille: Meist eine Mikropille

Früher war vor allem die Östrogendosis in der Pille recht hoch, was mit einem höheren Risiko für Nebenwirkungen verbunden war. Also reduzierte man sukzessive den Hormongehalt - Ziel war eine möglichst niedrig dosierte Pille, die aber noch ausreichend vor einer Schwangerschaft schützt.

So enthalten die meisten Kombinationspräparate heutzutage nur weniger als 50 Mikrogramm Östrogen pro Pille (Tagesdosis) und werden damit als Mikropille bezeichnet.

Mehr über die Anwendung und Sicherheit dieser Form von hormoneller Verhütung lesen Sie im Beitrag zur Mikropille.

Die "natürliche" Pille

Wie oben erwähnt, enthalten die meisten Kombinationspräparate als Östrogen das synthetisch hergestellte Ethinylestradiol. Um das Risiko für Nebenwirkungen wie Thrombosen zu verringern, haben Wissenschaftler Pillen mit natürlichen Östrogenen entwickelt: Estradiol, Estradiolvalerat oder Estetrol.

Diese Verbindungen werden zwar ebenfalls synthetisch hergestellt. Der Zusatz "natürlich" hat einen anderen Hintergrund:

  • Das verwendete synthetische Estradiol hat die gleiche Struktur wie das natürlich im Körper vorkommende Estradiol (Östradiol).
  • Das verwendete synthetische Estradiolvalerat wird im Körper in das natürliche Hormon Estradiol umgewandelt.
  • Estetrol ist ein weiterer Vertreter aus der Gruppe der natürlichen Östrogene.

Die Verhütungspillen mit einer solchen "natürlichen" Östrogen-Komponente enthalten als Gestagen Nomogestrol (als Nomogestrolacetat, kurz Nomac), Dienogest oder Drospirenon.

Das "natürliche" Östrogen (Estradiol, Estradiolvalerat bzw. Estetrol) solcher Pillen wird im Körper schneller abgebaut als das Ethinylestradiol anderer Kombi-Pillen. Deshalb muss es höher dosiert werden (1 bis 3 mg pro Pille). Zum Vergleich: Die klassische Mikropille enthält weniger als 0,05 mg Östrogen (Ethinylestradiol).

Die Minipille (Gestagenpille)

Die Minipille ist im Gegensatz zur Kombi-Pille eine östrogenfreie Pille, also ein reines Gestagenpräparat. Bei dem verwendeten Gestagen handelt es sich um Levonorgestrel, Desogestrel oder Drospirenon.

Mehr über Anwendung und Sicherheit der östrogenfreien Pille lesen Sie im Beitrag zur Minipille.

Welche Pille nehmen?

Die Anti-Baby-Pille ist ein verschreibungspflichtiges Medikament. Apotheken dürfen sie daher nicht ohne Rezept ausgeben. Ihr Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin kann Ihnen ein Präparat empfehlen, das für Sie persönlich am besten geeignet und voraussichtlich am verträglichsten ist.

Abhängig ist die Wahl unter anderem von Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand, eventuellen Haar- und Hautproblemen sowie gynäkologischen Erkrankungen und Problemen wie starken Menstruationsbeschwerden.

Ausserdem wird der Arzt oder die Ärztin abklären, ob Sie mögliche Risikofaktoren für Nebenwirkungen des hormonellen Verhütungsmittels aufweisen. Dazu zählen beispielsweise:

Auch Ihren Nikotinkonsum wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin bei der Auswahl des Verhütungsmittels berücksichtigen, da Rauchen die Gefahr für Blutgerinnsel erhöht. Wenn Sie rauchen und 35 Jahre oder älter sind, wird Ihnen von ärztlicher Seite wahrscheinlich generell von hormonellen Kombinationspräparaten abgeraten.

Lassen Sie sich von Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin sorgfältig über Ihre individuellen Risikofaktoren sowie die möglichen Nebenwirkungen von hormonellen Verhütungsmitteln aufklären. Sie können dann gemeinsam entscheiden, ob und welche Pille für Sie die richtige ist.

Die Pille wechseln

Auch wenn Sie die Anti-Baby-Pille schon länger einnehmen, sollte Ihr Gynäkologe oder Ihre Gynäkologin regelmässig Ihren Gesundheitszustand und Ihr Risikoprofil überprüfen, bevor er oder sie Ihnen ein neues Rezept für die Pille ausstellt. Berichten Sie stets von aktuellen Beschwerden oder neu aufgetretenen Erkrankungen (wie Thrombosen). Vielleicht müssen Sie dann die Pille wechseln, um unnötige Gesundheitsrisiken zu vermeiden.

Mit der Pille anfangen

Wenn Sie mit der Einnahme der Pille anfangen möchten, sollten Sie dafür den richtigen Zeitpunkt in Ihrem Menstruationszyklus wählen. Am besten ist, Sie starten mit der hormonellen oralen Verhütung am ersten Tag der Regelblutung. Dann sind Sie sofort vor einer Schwangerschaft geschützt.

Wenn Sie dagegen erst an einem der Folgetage der Menstruation (2., 3. Tag etc.) mit der Einnahme der Pille beginnen, setzt der Empfängnisschutz nicht sofort ein. Dann müssen Sie einige Tage zusätzlich noch auf andere Weise verhüten, etwa mit einem Kondom.

Mehr über den richtigen Start mit der oralen Empfängnisverhütung und die verschiedenen Einnahmeschemata erfahren Sie im Beitrag "Pille – Einnahme".

Pille vergessen

Die Pille ist ein sehr sicheres Verhütungsmittel - vorausgesetzt, sie wird richtig angewendet und nicht hin und wieder vergessen. Dabei hängt es vom Präparat ab, ob und wie lange Sie eine vergessene Pille nachträglich noch einnehmen können, ohne den Empfängnisschutz zu verlieren.

Bei mehrphasigen oder -stufigen Kombinationspräparaten spielt zudem eine Rolle, in welchem Zyklusabschnitt Sie die Einnahme von einer oder mehreren Pillen vergessen haben.

Mehr über die Folgen einer vergessenen Pillen-Einnahme und was Sie in einem solchen Fall tun können, erfahren Sie im Beitrag "Pille vergessen".

Pille und Urlaub: Worauf müssen Sie achten?

Frauen, die mit der Pille verhüten, müssen auf Urlaubsreisen mit diversen Unwägbarkeiten rechnen. Unter anderem können Zeitverschiebung, Vergesslichkeit oder Magen-Darm-Beschwerden den Empfängnisschutz beeinträchtigen.

Wie alle wichtigen Medikamente gehört auch die Pille auf Flugreisen ins Handgepäck. Für den Fall, dass sich Ihr Aufenthalt unvorhergesehen verlängert oder Ihre aktuelle Packung verloren geht, nehmen Sie ausserdem eine Reservepackung mit.

Pille zuhause vergessen

Nehmen Sie den Beipackzettel mit oder notieren sich Wirkstoffe und Dosierung Ihrer Pille. Schliesslich kann Ihr Präparat in einem anderen Land anders heissen.

Erbrechen und Durchfall

Gerade im Urlaub wird mancher von Magen-Darm-Beschwerden heimgesucht. Für Frauen, die mit der Pille verhüten, gelten folgende Faustregeln:

  • Haben Sie sich innerhalb von drei Stunden nach der Pilleneinnahme übergeben oder Durchfall gehabt, nehmen Sie innerhalb von zwölf Stunden eine weitere Pille ein.
  • Halten die Beschwerden an, nehmen Sie die restlichen Pillen wie gewohnt weiter, aber sichern Sie sich zusätzlich durch die Verwendung von Kondomen ab.

Zeitverschiebung

Bei Westreisen können Sie die Kombi-Pille zur gewohnten Zeit einnehmen, wenn die Zeitverschiebung weniger als 12 Stunden beträgt. Ist sie grösser, sollten Sie einmalig eine zusätzliche Pille – am besten aus einer Reservepackung – einschieben (also das Einnahme-Intervall einmalig verkürzen).

Bei der Minipille hängt das Vorgehen bei Zeitverschiebung auf Westreisen vom enthaltenen Gestagen ab. Levonorgestrel-Minipillen dürfen Sie weiter zur gewohnten Uhrzeit einnehmen, wenn die Zeitverschiebung nicht mehr als drei Stunden beträgt. Sonst müssen Sie eine zusätzliche Pille einschieben.

Bei Desogestrel-Minipillen darf sich die Einnahme einmalig um bis zu zwölf Stunden verzögern, bei Drospirenon-Minipillen um bis zu 24 Stunden.

Auf Ostreisen ist eine Zeitverschiebung bezüglich der Einnahme der Kombi- oder Minipille in der Regel unproblematischer. Sie können sich an die gewohnte Einnahmezeit halten. Ein einmalig verkürztes Einnahme-Intervall verursacht normalerweise keine verstärkten Nebenwirkungen.

Am besten besprechen Sie das Vorgehen bei geplanten Zeitverschiebungen rechtzeitig vor Reiseantritt mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt!

Ferienliebe

Die Pille schützt nicht vor HIV oder anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Verhüten Sie daher zusätzlich mit Kondomen, wenn Sie mit Urlaubsbekanntschaften intim werden.

Pille durchnehmen

Es ist möglich, die Pille durchgängig zu nehmen. Die wirkstofffreie Zeit, in der sich die menstruationsähnliche Hormonentzugsblutung (Abbruchblutung) ereignet, entfällt dann. Aus medizinischen Gründen – etwa bei starken Regelschmerzen – kann ein solches Einnahmeschema (Langzyklus) sinnvoll sein. Die Pille durchzunehmen hat für viele Frauen aber auch praktische Vorteile.

Ausführliche Informationen erhalten Sie im Beitrag „Pille durchgängig nehmen“.

Pillenpause

Eine Verhütung mit der Kombi-Pille (mit Östrogen und Gestagen) sieht normalerweise jeden Monat ein hormonfreies Intervall von mehreren Tagen vor. In dieser Zeit nehmen Sie keine Pille nur hormonfreie Pillen, bevor Sie dann mit einer neuen Blisterpackung starten.

Ausführliche Informationen erhalten Sie im Beitrag "Pillenpause".

Die Pille: Sicherheit (Pearl-Index)

Wie gut kann die Pille vor einer Schwangerschaft schützen? Das lässt sich mit Blick auf den sogenannten Pearl-Index abschätzen. Dieser Index ist ein Beurteilungsmass für die Sicherheit eines Verhütungsmittels beziehungsweise einer Verhütungsmethode.

Konkret gibt der Pearl-Index an, wie viele von 100 Frauen, die ein Jahr lang die gleiche Verhütungsmethode anwenden, trotzdem schwanger werden. Das bedeutet also: Je kleiner der Pearl-Index ist, desto sicherer ist das betreffende Verhütungsmittel.

Die Kombi-Pille schneidet in dieser Hinsicht sehr gut ab: Der Pearl-Index der Kombi-Pille liegt bei 0,1 bis 0,9. Das bedeutet: Bei 1.000 Frauen, die ein Jahr lang mit dem gleichen Kombinationspräparat verhüten, versagt der Empfängnisschutz nur in ein bis neun Fällen.

Auch die östrogenfreie Pille (Minipille) gilt als relativ zuverlässig, sofern der zum Teil strikte zeitliche Einnahmerhythmus eingehalten wird. Dann gilt: Der Pearl-Index der Minipille beträgt 0,5 bis 3. Von 1.000 Frauen, die ein Jahr lang die Gestagenpille einnehmen, werden fünf bis 30 dennoch schwanger.

Schwanger trotz Pille

Weil die Pille ein sehr sicheres Verhütungsmittel ist, besteht nur ein geringes Risiko, trotz Einnahme schwanger zu werden. Wenn manche Frauen berichten, trotz Pille schwanger geworden zu sein, liegt das meist an Einnahmefehlern. Die Frau hat vielleicht eine oder mehrere Pillen vergessen oder sie nicht zur richtigen Zeit eingenommen.

Ausserdem kann es passieren, dass eine Frau innerhalb weniger Stunden nach der Einnahme der Pille erbrechen musste oder Durchfall hatte. Dann kann ebenfalls der Empfängnisschutz verloren gehen. Nicht zuletzt gibt es einige Medikamente, welche die Wirkung der Pille beeinträchtigen können.

Mehr zu dem Thema erfahren Sie im Beitrag "Schwanger trotz Pille".

Die Pille: Vorteile

Mit der Pille kann sich eine Frau weitgehend sicher sein, nicht ungewollt schwanger zu werden (sofern sie das Hormonpräparat korrekt anwendet). Viele Frauen schätzen auch, dass die Pille Hypermenorrhoe reduzieren kann: Die monatliche Blutung fällt schwächer und weniger schmerzhaft aus.

Ein weiterer Vorteil: Pillen-Anwenderinnen wissen oft ganz genau, an welchem Tag im Monat die Blutung einsetzen und wieder aufhören wird. Das erleichtert beispielsweise die Planung des Urlaubs oder eines Saunabesuchs. Wer ein Einphasenpräparat nimmt, kann sogar die Blutung bei Bedarf etwas vorverlegen oder hinausschieben (indem man die Pillenpause vorzieht oder hinauszögert).

Nicht zuletzt nehmen manche Mädchen und Frauen die Pille nicht (nur) zur Verhütung ein, sondern weil das Hormonpräparat gegen übermässige Körperbehaarung sowie unreine Haut und Akne helfen kann.

Mehr darüber lesen Sie im Beitrag "Pille gegen Pickel".

Die Pille: Risiken und Nebenwirkungen

Die Pille kann verschiedene Nebenwirkungen verursachen wie zum Beispiel Blutungsstörungen, Übelkeit, Blähbauch, Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen.

Darüber hinaus erhöht die Kombi-Pille das Risiko für die Bildung eines Blutgerinnsels. Dieses kann ein Blutgefäss verengen oder verstopfen - entweder am Ort seiner Entstehung (Thrombose) oder an einer anderen Stelle im Gefässsystem (Embolie). Mögliche Folgen sind beispielsweise Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenembolie.

Auch das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen (etwa Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs) könnte sich bei Frauen, die die Pille nehmen, leicht erhöhen.

Mehr über die unerwünschten Wirkungen und Risiken des hormonellen Verhütungsmittels erfahren Sie im Beitrag "Nebenwirkungen der Pille".

Die Pille: Wechselwirkungen

Wenn Sie neben der Pille zeitweise oder regelmässig noch andere Medikamente einnehmen, müssen Sie unter Umständen mit starken Wechselwirkungen rechnen.

So können manche Arzneimittel die Wirkung des Verhütungsmittels beeinträchtigen. Dann kann es sein, dass Sie nicht so gut wie erhofft oder sogar überhaupt nicht vor einer Schwangerschaft geschützt sind. Vorsicht geboten ist unter anderem bei folgenden Medikamenten oder Heilpflanzen:

Die Pille kann ausserdem die Wirkung von bestimmten Medikamenten erhöhen oder herabsetzen, etwa von:

  • Mitteln gegen Krampfanfälle (Antiepileptika)
  • Blutdrucksenkern (Antihypertensiva)
  • Diabetes-Medikamenten (Antidiabetika)
  • entwässernden Medikamenten (Diuretika)
  • Schilddrüsenhormonen
  • Medikamenten zur Erweiterung der Bronchien (Bronchodilatatoren), z.B. bei Asthma
  • Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva)
  • muskelentspannenden Medikamenten (Muskelrelaxantien)
  • Medikamenten, die den Dopaminspiegel im Gehirn steigern (Dopaminergika)
  • bestimmten Medikamenten gegen Hauterkrankungen (Retinoide)
  • bestimmten Migräne-Medikamenten (Triptane)

Antibiotika und Pille

Bestimmte Antibiotika kurbeln den Leberstoffwechsel an. Dadurch wird die Pille, die wie viele andere Medikamente in der Leber verstoffwechselt wird, schneller als erwartet abgebaut. Das kann den Empfängnisschutz beeinträchtigen.

Welche Antibiotika in Kombination mit der Pille besonders kritisch sind und was bei kombinierter Anwendung zu tun ist, erfahren Sie im Beitrag "Antibiotika und Pille".

Johanniskraut und Pille

Johanniskraut gilt als natürliches Antidepressivum. Präparate mit dieser Heilpflanze können bei regelmässiger Einnahme stimmungsaufhellend wirken.

Allerdings können Johanniskraut-Präparate die Wirkung der Pille verringern. Davor warnen viele Hersteller von Johanniskraut-Präparaten im Beipackzettel ebenso wie Apotheker und Ärzte.

Wie die Heilpflanze den Empfängnisschutz durch die Pille beeinflussen kann und wie gross diese Gefahr wirklich ist, erfahren Sie im Beitrag "Johanniskraut und Pille".

Pille und Alkohol

Alkohol hat keinen direkten Einfluss auf die Wirkung der Pille. Wer betrunken ist, läuft jedoch eher Gefahr, die Einnahme der Pille zu vergessen oder sie zu erbrechen.

Mehr zum Thema erfahren Sie im Beitrag "Pille und Alkohol".

Die Pille: Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Bei manchen Erkrankungen sowie bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren könnte die Anwendung der Pille (oder eines anderen hormonellen Verhütungsmittels) mehr gesundheitlichen Schaden anrichten als nutzen. Diese Gegenanzeigen (Kontraindikationen) können absolut oder relativ sein:

Bei absoluten Kontraindikationen wird strikt von der Pille sowie anderen Verhütungsmethoden, die Östrogen und Gestagen kombinieren, abgeraten. Es zählen dazu beispielsweise:

  • bestehende oder vorausgegangene Thromboembolie
  • Migräne mit Aura
  • Bluthochdruck mit Werten von 140/90 mmHG oder höher
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Diabetes mellitus mit Gefässschäden
  • sehr hohe Blutfettwerte
  • bevorstehende Operation oder längere Bewegungsunfähigkeit
  • östrogenabhängige Tumoren (z.B. bei Brustkrebs)

Bei relativen Kontraindikationen wägen Frauenärztinnen und Frauenärzte im Einzelfall ab, ob die Einnahme der Kombinationspille aus medizinischer Sicht vertretbar oder aber zu riskant ist. Liegt mehr als eine relative Kontraindikation vor, sollte auf eine Pille, die Östrogen und Gestagen kombiniert, verzichtet werden.

Zu den relativen Kontraindikationen der Kombi-Pille gehören unter anderem:

Wenn bei Ihnen eine oder mehrere der genannten Kontraindikationen zutreffen, wird Ihr Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin Sie über alternative Verhütungsmethoden beraten, die weniger gefährlich für Ihre Gesundheit sind. Eine solche Alternative kann die reine Gestagenpille (Minipille) sein.

Die Pille: Kosten

Die Kosten der Pille variieren je nach Hersteller, Inhaltsstoffen und Packungsgrösse. Eine Dreimonatspackung der Kombi-Pille wie auch der Minipille kostet ungefähr zwischen 20 und 80 Franken. Wenn Sie eine grössere Packung wählen (etwa für sechs Monate), wird es günstiger.

Die obligatorische Krankenversicherung übernimmt die Kosten für die Anti-Baby-Pille nicht. Sie müssen das Verhütungsmittel daher selbst zahlen.

Die Pille absetzen

Aufkommender Kinderwunsch, untragbare Nebenwirkungen, neu auftretende Gesundheitsrisiken, wegfallender „Verhütungsbedarf“ – es gibt viele Gründe, warum Frauen die Pille absetzen möchten oder müssen. Doch darf man die Pille von einem Tag auf den anderen weglassen?

Ausführliche Informationen dazu lesen Sie im Beitrag "Pille absetzen".

Schwanger werden nach Pille

Meist dauert es einige Zeit, bis sich der Hormonhaushalt nach Absetzen der Pille normalisiert hat. Dann ist auch eine Empfängnis wieder möglich. Es gibt aber auch Frauen, die schon im ersten Monatszyklus nach dem Absetzen des hormonellen Verhütungsmittels schwanger werden.

Mehr über dieses Thema erfahren Sie im Beitrag "Schwanger werden nach Pille".

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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Dr. Daniela Oesterle
Autoren:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Dr. med.  Britta Bürger
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  • Seitz, S.: Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer-Verlag, 2023
  • Tramantona, A.: Kontrazeption Teil I – Die Pille, in: J Gynäkol Endokrinol 2015, 25;27
  • Verein für Konsumenteninformation (VKI): Antibabypille - Wirkstoffe vergleichen, Risiko minimieren, unter: www.konsument.at (Abrufdatum: 27.02.2024)
  • Westphal, K.: Estrogen im Forschungsfokus, in: gynäkologie + geburtshilfe 2022; 27: 58; doi: 10.1007/s15013-022-4398-9
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