Die Minipille

Die Minipille gehört zu den hormonellen Verhütungsmitteln. Während es sich bei der "klassischen" Antibabypille um ein Kombinationspräparat aus zwei Hormonen handelt – Östrogen und Gestagen –, enthält die Minipille ausschließlich Gestagen (Gelbkörperhormon).
Kurzfassung:
- Die Minipille ist östrogenfrei, sie enthält nur ein Gestagen.
- Die Minipille hat keine durch Östrogen bedingten Nebenwirkungen.
- Sie ist auch für Frauen, die Östrogene nicht vertragen, sowie während der Stillzeit geeignet.
- Die Minipille ist rezeptpflichtig und wird vom Frauenarzt verordnet.
Die Minipille enthält anders als die Antibabypille nur ein Hormon – ein Gestagen. Die neue Generation von Minipillen enthält Desogestrel oder Drospirenon, während "ältere" Minipillen Levonorgestrel enthalten.
Andere Verhütungsmittel, deren Wirkung ebenfalls ausschließlich auf Gestagen beruht, sind das Verhütungsstäbchen, die Dreimonatsspritze und die Hormonspirale, wobei die Dosierung des Gestagens bei der Hormonspirale deutlich geringer ist als bei den anderen genannten Methoden.
Wie wirkt die Minipille?
- Das Gestagen sorgt dafür, dass der Schleim im Gebärmutterhals den ganzen Zyklus hindurch dickflüssig bleibt, weshalb Samenzellen diesen nur sehr schwer passieren können. Somit gelangen sie auch nicht in Gebärmutter bzw. Eileiter und können keine Eizelle befruchten.
- Zudem behindern diese Präparate den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, sodass sich eine Eizelle im unwahrscheinlichen Fall einer Befruchtung dort nur schlecht einnisten kann.
- Bei Minipillen mit Desogestrel oder Drospirenon wird zudem der Eisprung sehr wirksam unterdrückt.
Aufgrund dieser dreifachen Wirkung verfügt die östrogenfreie Minipille über eine ähnlich hohe Sicherheit wie Antibabypillen mit einer Östrogen-Gestagen-Kombination.
+++ Mehr zum Thema: Eisprung & Befruchtung +++
Was ist der Unterschied zwischen einer Minipille und einer Kombinationspille?
Kombinationspille | Minipille Desogestrol | Minipille Drospirenon | Minipille Levonorgestrel | |
Enthaltene Hormone | Östrogen und Gestagen | Gestagen | Gestagen | Gestagen |
Hemmt Eisprung | ja | ja | ja | unregelmäßig |
Verdickt Schleim im Gebärmutterhals | ja | ja | ja | ja |
Einnahmefenster | 12 Stunden | 12 Stunden | 12 Stunden | 3 Stunden |
Einnahmepause | möglich | nein | nein | nein |
Was kostet die Minipille?
Je nach Präparat und Packungsgröße kostet die Verhütung in der Ein-Monats-Packung zwischen 5 und 15 Euro pro Monat. Drei-Monats-Packungen sind meist günstiger als Einzelpackungen.
Sind Minipillen rezeptpflichtig?
Minipillen sind rezeptpflichtige Medikamente und können nur von einem Arzt verschrieben werden. Das ist wichtig, weil der Arzt unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte (wie z.B. Alter) individuell entscheiden muss, welches Pillenpräparat für die Frau individuell am besten geeignet ist.
Wie wird die Minipille angewendet?
Anders als Kombinationspräparate werden Minipillen ohne Unterbrechung eingenommen. Das heißt, die bei der "klassischen" Pille nötige Einnahmepause von einigen Tagen im Monat gibt es bei der Minipille nicht. Die Packungen enthalten Streifen zu jeweils 28 Tabletten. Ist ein Streifen aufgebraucht, wird am nächsten Tag mit einem neuen begonnen.
+++ Mehr zum Thema: Wie wird die Pille richtig eingenommen? +++
Für welche Frauen ist die Minipille geeignet?
Prinzipiell eignet sich die Minipille für Frauen, die hormonell verhüten wollen, aber keine Östrogene vertragen oder diese aufgrund von Gegenanzeigen (Kontraindikationen) nicht anwenden sollten. Zur letzteren Gruppe gehören etwa Frauen mit einem erhöhten Thromboserisiko oder starke Raucherinnen. Für sie ist ein Kombinationspräparat mit Östrogen und Gestagen nicht geeignet.
Die Minipille ist eine Alternative für Frauen, die nach der Einnahme der "klassischen" Pille verstärkte Wassereinlagerungen oder Kopfschmerzen entwickeln. Das Alter der Frau ist mit keiner Anwendungseinschränkung der Minipille verbunden.
Verhütung während der Stillzeit
Weiters eignet sich die Minipille wegen der fehlenden Östrogene für Mütter in der Stillzeit, die hormonell verhüten möchten. Die in die Muttermilch übergehende Gestagenmenge ist so gering, dass sie dem Kind nach heutigem Erkenntnisstand nicht schadet.
Welche Vorteile hat die Minipille?
Die Minipille bietet – abhängig von der regelmäßigen Einnahme – einen relativ guten bis guten Schutz vor ungewollter Schwangerschaft, der jederzeit wieder rückgängig gemacht werden kann. Im Laufe der Anwendung kommt es im Vergleich zur natürlichen Periode meist zu einer Abnahme der Stärke der Regelblutungen und einer Minderung von Regelschmerzen.
Da diese Pillen keine Östrogene enthalten, entfallen auch die damit verbundenen Nebenwirkungen.
Vorteile |
Nachteile |
---|---|
ab dem ersten Tag der Einnahme wirksam |
tägliche Einnahme |
östrogenfrei, daher weniger Nebenwirkungen als die Kombinationspille |
nicht so wirksam wie die Kombinationspille |
kann während der Stillzeit eingenommen werden |
schützt nur vor aufsteigenden sexuell übertragbaren Krankheiten (Eileiterentzündungen) |
Abnahme der Regelblutung |
Zwischenblutungen möglich |
Welche Nachteile hat die Minipille?
Im Gegensatz zu anderen Methoden der hormonellen Verhütung (Hormonspirale, Dreimonatsspritze, Depotpflaster, Hormonstäbchen) muss bei der Minipille täglich an die Verhütung gedacht werden. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit von Anwendungsfehlern bei diesen Präparaten an.
Wie alle anderen hormonellen Verhütungsmittel schützt die Minipille nur vor aufsteigenden sexuell übertragbaren Erkrankungen (Eileiterentzündungen).
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Die mit Abstand häufigste Nebenwirkung sind Veränderungen im Muster der Regelblutung. Gerade zu Beginn der Einnahme kann es bei der Minipille relativ häufig zu Zwischenblutungen kommen, die zwar medizinisch unbedenklich sind, von vielen Frauen aber als sehr lästig empfunden werden.
Ebenso kommt es vor, dass sich die Monatsblutung verzögert oder gänzlich ausbleibt – was nicht selten die Befürchtung weckt, doch schwanger geworden zu sein. Im Laufe der Zeit pendelt sich das Blutungsmuster dann aber oft ein – in Richtung weniger häufig und weniger stark. Weitere Nebenwirkungen, die sich meist nach einigen Monaten legen, sind:
- Verschlechterung der Haut (Akne)
- Übelkeit
- Gewichtszunahme
- Spannungsgefühl in der Brust
- psychische Verstimmung
Wie wirksam ist die Minipille?
Die Minipille gehört zu den relativ wirksamen Verhütungsmitteln. Voraussetzung für die Zuverlässigkeit ist allerdings die tägliche Einnahme.
Bei korrekter Anwendung liegt der praktische Pearl-Index der Minipillen bei 9. Dieser Wert besagt, zu wie vielen ungewollten Schwangerschaften es kommt, wenn 100 Frauen eine bestimmte Verhütungsmethode ein Jahr lang anwenden. Gelegentlich wird auch ein niedrigerer, "theoretischer Pearl-Index" angegeben. Dieser wird jedoch nur bei konstanter fehlerfreier Anwendung erreicht, was im realen Leben kaum vorkommt.
Verschiedene Medikamente – unter anderem einige Antiepileptika sowie Antibiotika – können ebenso wie Durchfall die Wirkung hormoneller Verhütungsmittel beeinträchtigen, weil sie die Aufnahme der Hormone über die Darmschleimhaut behindern oder deren Abbau in der Leber beschleunigen.
Wenn Frauen solche Medikamente einnehmen, sollten sie in dieser Zeit zusätzlich nicht-hormonelle Verhütungsmittel benutzen. Entsprechende Hinweise finden sich in der Packungsbeilage. Vorsicht ist auch bei Durchfall und Erbrechen geboten.
Autoren:
Ulrich Kraft, Silke Brenner
Medizinisches Review:
Dr. Christian Fiala
Redaktionelle Bearbeitung:
Dr.med. Kerstin Lehermayr, Mag. Julia Wild
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