Der unterbrochene Koitus (Coitus interruptus)

Coitus interruptus (CI) gehört zu den unsichersten Verhütungsmethoden. Der Mann zieht dabei seinen Penis vor dem Ejakulieren aus der Scheide – was in der Praxis viele Risiken birgt.
Der „Coitus interruptus“ gehört in der Geschichte der Menschheit zu den ältesten, allerdings auch unsichersten Methoden der Verhütung. Wird der Penis früh genug aus der Scheide entfernt und ejakuliert der Mann nicht in die Vagina der Frau, dann kommt Sperma gar nicht erst in die Nähe einer Eizelle.
Das sollte – zumindest in der Theorie – eine Schwangerschaft verhindern. Zu einer Schwangerschaft kommt es, wenn sich eine Samenzelle in einer Eizelle einnistet, was jeweils in den sogenannten fruchtbaren Tagen der Frau etwa rund um den 15. Zyklustag möglich ist.
++ Mehr Information: der Pearl-Index ++
In der Praxis ist die „Herauszieh-Methode“ höchst unsicher und nicht empfehlenswert. Coitus interruptus hat einen Pearl-Index von 27. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass von 100 Frauen, die diese Verhütungsmethode über einen Zeitraum von einem Jahr angewandt haben, 27 schwanger wurden.
In der Hitze des Gefechts
Sex ist erfüllend, wenn sich beide Partner fallen lassen können. Der permanente Gedanke an das rechtzeitige Herausziehen des Gliedes steht damit einerseits einem lustvollen Sexualakt im Weg. Andererseits ist es eben „in der Hitze des Gefechts“ schwierig, den rechten Zeitpunkt zu erwischen. Ganz abgesehen davon, dass sich der Orgasmus oftmals nicht deutlich ankündigt.
Gelangt Samenflüssigkeit auf die äußeren Genitalien der Partnerin, kann eine Schwangerschaft nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Auch Ejakulat auf den Fingern kann ein Risiko sein.
Lusttropfen
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Unsicherheitsfaktor beim Coitus interruptus ist der sogenannte „Lusttropfen“. Das glasig-milchige Sekret wird von der Bulbourethraldrüse vor dem männlichen Orgasmus abgesondert, erfüllt seinen Zweck unter anderem als natürliches Gleitmittel – und kann bereits Samenzellen enthalten, vor allem wenn zeitnah eine Ejakulation stattgefunden hat und sich noch Spermien im männlichen Genitaltrakt befinden. Auch wenn die Zellzahl verschwindend gering ist, bleibt ein Restrisiko: Insbesondere wenn es um Fortpflanzung geht, verbringt die Natur der Statistik zum Trotz kleine Wunder.
Gefahr von Krankheiten
Ein weiterer negativer Punkt des unterbrochenen Koitus ist der fehlende Schutz vor Geschlechtskrankheiten. So können sich etwa die Erreger der Gonorrhö auf die Bulbourethraldrüse ausbreiten, was in weiterer Folge – über den Lusttropfen – zur Infektion führen kann. Zudem kann es beim Geschlechtsverkehr zu winzigen Schleimhautverletzungen kommen. Über die offenen Stellen können HIV oder HPV in den Organismus eindringen.
Der unterbrochene Sex braucht keine Hilfsmittel, Medikamente oder Vorbereitung. Anders als das Kondom oder die Pille steht die Methode in einigen Religionen nicht im Widerspruch zu religiösen Vorschriften. Dies ist mit ein Grund, warum Coitus interruptus noch immer verbreitet ist. Schätzungen zufolge verhüten drei Prozent der Paare weltweit auf diese Weise.
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Autoren:
Mag. (FH) Axel Beer
Medizinisches Review:
Dr. med. Alexander Just
Redaktionelle Bearbeitung:
Dr.med. Kerstin Lehermayr, Philip Pfleger
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