Sex und Alkohol

Von , Medizinredakteurin
MA Claudia Schneider

Claudia Schneider studierte in Innsbruck, Wien und Linz Philosophie, Theater-, Film- und Medienwissenschaften und Medientheorie. Ein großes Interesse für den Körper, wie er gesund bleibt und was ihn krank macht, begleitet sie seit ihrer Kindheit. Seit 2020 unterstützt sie die NetDoktor-Redaktion mit Begeisterung und verbringt die Freizeit gern mit viel Bewegung und einem guten Buch.

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Alkohol hat starke Wirkung auf Körper und Psyche und beeinflusst so auch die Sexualität. Seine Wirkung hängt dabei stark von der Dosis ab: Was in geringer Menge anregend sein kann, hat bei erhöhter Dosis negative Effekte. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Sex und Alkohol

Alkohol hat in geringer Menge eine anregende, lockernde Wirkung auf die Psyche. Dieser Effekt ist jedoch von kurzer Dauer. Erhöhter Konsum schädigt zugleich Leber, Gehirn und das Herz-Kreislaufsystem und kann auch für die Psyche belastend sein. Wahrnehmungs- und Koordinationsstörungen und verlangsamte Reaktionsfähigkeit sind unmittelbare Folgen. Das wirkt sich auch auf die Sexualität aus.

Ausschlaggebend für die Wirkung ist hierbei die konsumierte Menge an Alkohol, die unmittelbaren Einfluss auf den Blutalkoholspiegel hat. Zu grosse Mengen führen mitunter zu einer Alkoholvergiftung, die sogar lebensbedrohlich werden kann.

Der Blutalkoholspiegel (gemessen in Promille) ist abhängig von:

  • der Alkoholmenge
  • der Art des Alkohols (z. B. Schnaps oder Wein)
  • in welchem Zeitraum getrunken wurde
  • ob auch gegessen wurde
  • Alter
  • Geschlecht
  • Gewicht

Wie wirkt Alkohol auf die Sexualität?

Kleine Mengen an Alkohol (als Richtwert gilt hier etwa ein Glas Wein/Bier) wirken anregend und enthemmend - auch sexuell. Es tritt häufig ein euphorisierender Effekt ein, der auch die Lust (Libido) steigert. Bei starker Alkoholisierung sinkt die sexuelle Erregbarkeit stark ab.

Psychische Auswirkungen

Nach etwa einem Glas Alkohol (Bier, Wein, Sekt) wirkt Alkohol noch anregend und beschwingend. Steigt der Alkoholpegel an, kippt die Stimmung jedoch häufig in depressive oder aggressive Verstimmung – die Empfindungsfähigkeit wird geringer und so sinkt auch das Lustempfinden. Sexualität ist für viele Menschen angstbesetzt. Versagensängste, Angst einem Ideal nicht zu entsprechen und Penetrationsängste sowie Unsicherheiten spielen vor allem bei Jugendlichen eine Rolle und werden mit Alkohol bekämpft.

In diesem Zusammenhang spricht Prof. Dr. Michael Musalek, Leiter des Wiener Anton Proksch Instituts für Suchterkrankungen (Europas grösste Suchtklinik) von einer Teufelsspirale: Menschen, die mit sexuellen Versagensängsten oder Hemmungen zu kämpfen haben, versuchen diese mit Alkohol zu lindern. Trinken sie jedoch zu viel, tritt ihre Befürchtung ein: Sie sind körperlich nicht mehr dazu in der Lage, eine erfüllte Sexualität zu erleben.

Auch bei Jugendlichen, die ihre Sexualität erst kennenlernen, spielt Alkohol häufig eine Rolle. Mehr zum Thema Alkohol in der Jugend lesen Sie hier:

Körperliche Auswirkung

Je mehr Alkohol getrunken wird, desto höher steigt der Blutalkoholspiegel an und desto stärker sind auch die Auswirkungen auf den Körper. Nach der ersten Phase des Angeheitertseins ändert sich die Wirkung stark. Körper und Geist werden träger, Koordination und Reaktion verlangsamen sich und die Sehfähigkeit wird schlechter (Bei o,5 Promille schwindet die Sehfähigkeit um etwa 15 Prozent). Bei 0,8 Promille ist die Reaktionszeit bereits um 30 bis 50 Prozent verzögert. Die Bewegungsfähigkeit und Aussprache sind eingeschränkt, die Blutgefässe erweitern sich, weshalb es Männern schwerer fällt, die Erektion zu halten und allgemein wird der Orgasmus in diesem Zustand seltener erlangt.

Bei nicht regelmässigem Alkoholgenuss sind die sexuellen Störungen und die allgemeinen körperlichen Veränderungen nach Abnahme des Blutalkoholspiegels wieder rückläufig. Wenn über einen längeren Zeitraum grosse Mengen Alkohol konsumiert werden oder eine Abhängigkeit besteht (Alkoholismus), kann die sexuelle Leistungsfähigkeit sogar dauerhaft beeinträchtigt sein.

Leberschäden (Zirrhose), die häufig Folge eines starken Alkoholkonsums sind, führen unter anderem auch zu einem veränderten Stoffwechsel und eingeschränkter (Sexual-)Hormonproduktion, die Einfluss auf das Sexualverhalten haben.

Mehr zur Wirkung von Alkohol lesen sie hier

Wie kann sich die Sexualität wieder normalisieren?

Bei Alkoholsucht ist eine gestörte Sexualität nur ein Symptom. Es muss daher die Ursache, also die Suchterkrankung, behandelt werden. An erster Stelle steht hier die Einsicht des Betroffenen, alkoholkrank zu sein. Erste Anlaufstellen, um Hilfe zu bekommen und einen geeigneten Therapieplan zu erstellen, können der Hausarzt, Suchtberatungsstellen wie die Anonymen Alkoholiker, oder Beratungshotlines und Onlineangebote sein. Häufig lösen sich auch die sexuellen Probleme, wenn die Sucht erfolgreich behandelt wird.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Britta Bürger
Autor:
Claudia Schneider
MA  Claudia Schneider

Claudia Schneider studierte in Innsbruck, Wien und Linz Philosophie, Theater-, Film- und Medienwissenschaften und Medientheorie. Ein großes Interesse für den Körper, wie er gesund bleibt und was ihn krank macht, begleitet sie seit ihrer Kindheit. Seit 2020 unterstützt sie die NetDoktor-Redaktion mit Begeisterung und verbringt die Freizeit gern mit viel Bewegung und einem guten Buch.

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