Analverkehr

Von Dr. med. Britta Bürger
und , Redakteurin
Miriam Steinbach

Miriam Steinbach studierte Soziologie und Psychologie in Heidelberg. Anschließend absolvierte sie ein journalistisches Volontariat in Karlsruhe und schrieb Texte für ein Gesundheits- und Lifestyle-Magazin. Ihr großes Interesse an digitaler Gesundheit führte sie 2019 zur NetDoktor/mylife-Gruppe. Bei NetDoktor bringt sie seitdem ihre medizinredaktionelle Expertise vor allem im Bereich Alternativmedizin ein.

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Analverkehr ist für viele noch immer ein Tabuthema. Kaum jemand spricht darüber, und trotzdem wird er praktiziert - und das gar nicht so selten. Zeit, Geduld und Übung: Wir erklären Ihnen, auf was es beim Analverkehr ankommt, damit Sie es geniessen können - und was Sie besser vermeiden.

So geniessen Sie Analsex!

Nur die wenigsten wissen, wie Analsex richtig funktioniert. Aber: „Wer sich richtig vorbereitet, hat beim Analsex keine Schmerzen und jede Menge Spass“, sagt Gynäkologin Dr. Sheila de Liz. Beachten Sie deshalb folgende Dinge:

Beide müssen Lust auf Analsex haben

„Nicht selten probieren Frauen Analsex ihrem Partner zuliebe aus. Sie haben Angst und verkrampfen – so wird das weder für sie noch für ihn eine schöne Erfahrung“, weiss de Liz. Das Paar sollte deshalb vorab über das Vorhaben sprechen und dabei Ängste und Bedenken offen äussern. „Nur wenn beide Lust darauf haben und die Idee toll finden, macht Analsex Spass.“

Analsex braucht viel Zeit und Geduld

Wer denkt, er könne den Penis einfach spontan in den Anus der Frau schieben, irrt sich gewaltig. „Viele Männer kennen das vielleicht aus einem Porno", vermutet die Ärztin. Pornodarstellerinnen hatten dafür in der Regel aber jahrelanges Training. "Eine normale Frau sollte sich niemals mit ihnen vergleichen“, erklärt de Liz. Deshalb gilt: Nehmen Sie sich für Analsex viel, viel Zeit!

Die richtige Vorbereitung für Analsex: Gleitgel, Butt-Plug und Fingerübungen

Der Schliessmuskel ist ein ringförmiger Muskel, der den Anus verschliesst. Diesen gilt es in einem ersten Schritt langsam und behutsam zu dehnen. „Wichtig ist, dass Sie für alles Gleitgel benutzen und zwar sehr, sehr viel. Nehmen Sie zum Dehnen des Schliessmuskels einen Finger oder einen sogenannten Butt-Plug, der im Sexshop erhältlich ist", erklärt die Gynäkologin. Es gibt sie in zwei Grössen. "Kaufen Sie den Kleinen, wenn Sie Analsex zum ersten Mal ausprobieren“, rät de Liz.

Führen Sie mit genügend Gleitgel den Finger oder den Butt-Plug in den Anus ein. „Geben Sie dem Schliessmuskel zwei bis fünf Minuten Zeit, um sich an den Fremdkörper zu gewöhnen und sich langsam zu dehnen", führt die Ärztin fort. Wer mit den Fingern arbeitet, kann danach vorsichtig einen zweiten einführen. Auch dann gilt: Warten und dem Muskel Zeit geben, sich anzupassen. Erst dann kann der Mann versuchen, vorsichtig einzudringen.

Ein Kondom ist Pflicht

„Ich rate jedem Paar dringend, beim Analsex ein Kondom zu verwenden", betont de Liz. Denn nicht nur HIV überträgt sich hier besonders schnell. Auch mit anderen Virenerkrankungen wie Hepatitis, Pilzen und Genitalwarzen können Sie sich besonders leicht infizieren, da die Schleimhäute im Analbereich sehr dünn und empfindlich sind.

Ein weiterer Vorteil von Kondomen: Der Penis bleibt sauber. Und wer danach noch vaginalen Sex haben möchte, kann auf langes Waschen verzichten, sondern muss lediglich das Kondom wechseln. Ein Wechseln von anal zu vaginal oder gar oral, ohne gründliches Waschen oder einen Kondomwechsel ist gesundheitlich höchst riskant. „Von den Bakterien im Anus kann sich die Frau eine Blasenentzündung oder Schlimmeres holen", sagt die Ärztin.

Die Frau gibt Geschwindigkeit und Länge an

„Beim Eindringen in den Anus versagen leider viele Männer“, sagt de Liz und erklärt: „Viele rammeln direkt darauf los, das geht nicht." Zu Beginn muss sich der Penis langsam vortasten und die Frau ist ganz klar die Dirigentin! Geht es ihr zu schnell oder fühlt sich etwas unangenehm an, heisst es Stopp. Hat sich der Anus an den Eindringling gewöhnt, kann das Paar die Geschwindigkeit steigern oder tieferes Eindringen probieren.

Was ist Analsex?

Bei der Analerotik oder dem Analverkehr wird die Region um den After in das Liebesspiel mit einbezogen. Der Penis wird bei dieser Praktik vorsichtig in den Anus eingeführt, der Verkehr wird anal und nicht in der Scheide vollzogen. Der Anus gilt als empfindliche, erogene Zone. Die Berührung durch den Finger oder die Zunge ist für viele Männer eine zusätzliche Stimulation.

In der westlichen Gesellschaft wird der After wegen seiner Rolle bei der Ausscheidungsfunktion als ekelerregend empfunden. Bei den meisten Menschen besteht eine Hemmschwelle in Bezug auf die Analerotik. Der After gilt als sexuelle Tabuzone. Sind diese Hemmungen erst einmal überwunden, kann die Analerotik oder der Analverkehr für beide Partner eine völlig neue sexuelle Erfahrung mit einem erhöhten Lustgewinn darstellen. Allein durch die Enge der Analöffnung erhöhen sich die Reize auf die Lustnerven beider Partner.

Was sollte man beim Analsex beachten?

  • Hygiene ist bei allen analen Praktiken sehr wichtig.
  • Reinigen Sie den After und reiben ihn mit einer Creme ein. Angenehm ist der Analsex, wenn der Darm entleert ist.
  • Der Darmausgang produziert keine Gleitflüssigkeit, deshalb empfiehlt sich die Verwendung von Gleitcremes oder Speichel.

Wer praktiziert Analsex?

Immer mehr Menschen entdecken diese Sexpraktik für sich. Früher stand Analverkehr verstärkt im Zusammenhang mit homosexuellen Männern. In Deutschland geben aber viele Männer und Frauen an, Erfahrungen damit gemacht zu haben. Homosexuelle praktizieren genau so oft oder wenig Analverkehr wie Heterosexuelle. Diese Vorliebe hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun.

Wie wird Analsex vollzogen?

Der Anus ist der untere Ausgang des Verdauungstraktes. Die Öffnung wird von einem Schliessmuskel gesteuert. Normalerweise hält dieser Muskel den Ausgang geschlossen und öffnet sich nur beim "Stuhlgang" (Defäkation).

Um durch den Anus von aussen einzudringen, muss also ein wenig Druck angewendet werden. Um leichter eindringen und geradezu hineingleiten zu können, empfiehlt es sich, immer ein Gleitmittel zu verwenden. Es sollte speziell für den Geschlechtsverkehr hergestellt sein. Es ist in Apotheken, Drogerien und Sexshops erhältlich. Andere Gleitmittel können Kondome beschädigen.

Der aktivere Partner sollte einige Zeit in der Position verharren, um dem Schliessmuskel Zeit zu geben, sich aufzudehnen. Das Einführen muss auf jeden Fall langsam und zärtlich passieren, da sonst die Gefahr besteht, dass der Darm verletzt wird und/oder Schmerzen entstehen. Die beginnenden Bewegungen wie beim Geschlechtsverkehr sollten langsam sein. Eventuell sollte man gleichzeitig noch etwa die Klitoris stimulieren.

Der Orgasmus kann zum rhythmischen Zusammenziehen des Schliessmuskels führen, wodurch das eingeführte Glied noch mehr stimuliert wird. Mit Geduld und Einfühlungsvermögen kann diese Sexualpraktik für beide Partner sehr befriedigend sein.

Was passiert nach dem Analverkehr?

Nach dem Analverkehr ist darauf zu achten, dass Sie keinen Geschlechtsverkehr in der Scheide praktizierten weil durch die Darmkeime Infektionen in der Scheide auftreten können. Nach einer Reinigung steht dem aber nichts mehr im Weg.

Beachten Sie: Körperflüssigkeiten verschwinden nicht im Analkanal. Alles, was in den Körper gelangt muss, auch wieder aus dem Körper heraus – egal ob Ejakulat oder Luft.

Welche Gefahr besteht bei Analsex?

Wird der Analsex nicht behutsam genug praktiziert, können Verletzungen auftreten. Dazu gehören Schmerzen, Blutungen und Risse (Fissuren). Folge eines beschädigten Schliessmuskels ist im Extremfall eine Stuhlinkontinenz. Besonders Frauen haben ein erhöhtes Risiko. Grund dafür ist die Anatomie sowie Auswirkungen von Hormonen, Schwangerschaft und Geburt auf den Beckenboden. Ihr Schliessmuskel ist dadurch weniger robust und sie erleiden aufgrund ihres weniger festen Bindegewebes leichter Verletzungen beim Analverkehr!

Ohne Kondom praktiziert, können beim Analsex Krankheiten wie Hepatitis, Syphilis (Lues), Tripper oder Aids besonders leicht übertragen werden. Auch das Risiko für Krebserkrankungen im Analbereich als Folge von Infektionen steigt.

Welche Probleme können nach dem Analsex auftreten?

Nach den ersten Malen kann der Schliessmuskel leicht irritiert sein, wodurch zum Beispiel der Abgang von Blähungen nicht mehr kontrolliert werden kann oder die Samenflüssigkeit unkontrollierbar abfliesst. Diese "Inkontinenz" endet meistens nach ein bis zwei Tagen. Mit mehr Routine beim Analverkehr lässt die leichte Irritation nach.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. med.  Britta Bürger

Miriam Steinbach studierte Soziologie und Psychologie in Heidelberg. Anschließend absolvierte sie ein journalistisches Volontariat in Karlsruhe und schrieb Texte für ein Gesundheits- und Lifestyle-Magazin. Ihr großes Interesse an digitaler Gesundheit führte sie 2019 zur NetDoktor/mylife-Gruppe. Bei NetDoktor bringt sie seitdem ihre medizinredaktionelle Expertise vor allem im Bereich Alternativmedizin ein.

Quellen:
  • Benson, L., Micks, E., & Prager, S.: "Heterosexual Anal Intercourse in the United States. Obstetrics and gynecology", 127, 10S-10S, 2016, www.journals.lww.com (Abruf: 26.02.2021)
  • Klimartin, A.: "Blasenentzündung", Thieme, 2004
  • Morin, J.: "Anal Pleasure & Health: A Guide for Men and Women" Down There Press, 2011
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