Nabelschnurpunktion

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Die Nabelschnurpunktion ist eine freiwillige Untersuchung aus dem Bereich der invasiven Pränataldiagnostik. Mit einer langen Nadel entnimmt der Arzt dabei kindliches Blut aus der Nabelschnur. In der anschliessenden Fetalblutanalyse lassen sich Krankheiten beim Ungeborenen feststellen, die teilweise bereits im Mutterleib behandelt werden können. Mehr dazu und wie die Nabelschnurpunktion auch zur Therapie von Krankheiten genutzt werden kann, lesen Sie hier!

Nabelschnurpunktion

Nabelschnurpunktion: Kindliches Blut im Fokus

Die Nabelschnurpunktion ist eine invasive Methode der Pränataldiagnostik. Der Arzt punktiert dabei mit einer dünnen Hohlnadel die Nabelschnur des Ungeborenen und entnimmt eine kleine Menge Blut, das anschliessend im Labor genauer analysiert wird. Der Eingriff ist für Mutter und Kind schmerzfrei. Im Rahmen der fetalen Blutanalyse werden folgende Werte ermittelt:

Zudem kann die Blutprobe, die mittels Nabelschnurpunktion gewonnen wird, zur Analyse der Chromosomen des Kindes herangezogen werden. Dazu werden die kindlichen Zellen aus der Blutprobe in einer Zellkultur angereichert, bevor ihr Erbgut genauer unter die Lupe genommen wird.

Nachweis von Krankheiten und Chromosomenstörungen

Die Analyse dieser kindlichen Blutwerte kann helfen, bestimmte Erkrankungen beim Ungeborenen festzustellen. Dazu zählen:

zur Abklärung von Chromosomenstörungen und Erbkrankheiten sinnvoll sein, wenn beispielsweise eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) oder eine andere pränatale Diagnosemethode keinen eindeutigen Befund erbracht hat.

Behandlung im Mutterleib

Manche dieser Krankheiten können schon im Mutterleib behandelt werden. Ärzte sprechen dann von pränataler invasiver Therapie. Dabei nutzt der Arzt erneut den Zugang über die Nabelschnur, um notwendige Medikamente in den Körper des Kindes zu leiten (intrauterine Transfusion). So lässt sich beispielsweise eine Blutarmut oder eine Infektion mit Ringelröteln mit einer Bluttransfusion über die Nabelschnur in den Griff bekommen. Weitere Therapien über die Nabelschnur sind bei Herzrhythmusstörungen (Gabe von Antiarrhythmika) oder Schilddrüsenerkrankungen (Gabe von Schilddrüsenhormonen) möglich.

Manchmal müssen Babys bereits im Mutterleib operiert werden. Für diese sogenannten intrauterinen Eingriffe kann das Ungeborene ein Narkosmittel über die Nabelschnurpunktion erhalten.

So läuft die Nabelschnurpunktion ab

Die Nabelschnurpunktion wird in der Regel ambulant durchgeführt. Zuerst überprüft der Arzt die Lage Ihres Kindes mit dem Ultraschallgerät (Sonographie). Hat er eine geeignete Einstichstelle gefunden und die entsprechende Hautpartie desinfiziert, schiebt er eine dünne Hohlnadel unter sorgfältiger Ultraschallkontrolle durch Ihre Bauchdecke bis in die Fruchtblase und weiter bis in die Nabelschnurvene. Der Arzt entnimmt etwa zwei bis drei Milliliter kindliches Blut und zieht dann die Hohlnadel vorsichtig wieder heraus.

Die Einstichstellen in der Nabelschnur, Fruchthöhle und Bauchdecke schliessen sich kurz nach der Punktion wieder. Nach etwa 20 Minuten kontrolliert der Arzt nochmal, ob es Ihrem Kind gut geht. Ist alles in Ordnung, dürfen Sie das Krankenhaus oder die Praxis wieder verlassen. Das Ergebnis der Nabelschnurpunktion liegt nach etwa drei bis vier Tagen vor.

Risiken der Nabelschnurpunktion

Nach der Nabelschnurpunktion sollten Sie sich etwas schonen und auf Ihren Körper achten. Bei Anzeichen für Komplikationen müssen Sie umgehend einen Arzt kontaktieren. Solche Komplikationen sind bei einer Nabelschnurpunktion etwas häufiger als bei anderen pränatalen Diagnosemethoden (Fruchtwasseruntersuchung, Chorionzottenbiopsie). Es zählen dazu:

  • Kontraktionen der Gebärmutter (häufig)
  • Infektion
  • vorzeitige Wehen
  • Fehlgeburt
  • Nabelschnurhämatom (kann die Versorgung des Kindes beeinträchtigen und einen Not-Kaiserschnitt erfordern)

Um das Komplikationsrisiko möglichst gering zu halten, sollten Sie eine Nabelschnurpunktion nur in spezialisierten Zentren und von erfahrenen Ärzten durchführen lassen.

Nabelschnurpunktion: Keine Routine

Die Nabelschnurpunktion ist keine Routineuntersuchung in der Schwangerschaft. Sie ist vielmehr eine freiwillige Untersuchung, die eine Schwangere auf Anraten ihres Arztes bei Verdacht auf bestimmte kindliche Erkrankungen und Chromosomenstörungen vornehmen lassen kann. Zuvor muss der Arzt die Frau sorgfältig über Nutzen und Risiken des Eingriffs aufklären.

Grundsätzlich ist eine Nabelschnurpunktion ab der 12. Schwangerschaftswoche möglich, in diesem frühen Stadium jedoch technisch schwierig. Einfacher hat es der Arzt etwa ab der 18. Schwangerschaftswoche. Um kindliche Infektionen mittels Nabelschnurpunktion nachweisen zu können, muss der Fetus die 22. Schwangerschaftswoche erreicht haben. Erst dann bildet er IgM-Antikörper, die eine Infektion anzeigen. Vor dieser Schwangerschaftswoche lässt sich der Verdacht auf eine Infektion beim Kind nur mittels Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie abklären.

Eine Nabelschnurpunktion darf nicht durchgeführt werden, wenn die Mutter an einer Krankheit leidet, die bei dem Eingriff auf das ungeborene Kind übertragen werden kann (wie HIV, Hepatitis).

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Bundesverband der Frauenärzte e.V.: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 23.11.2019)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.bzga.de (Abruf: 23.11.2019)
  • Gätje, R. et al.: Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2015
  • Pro familia – Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. Bundesverband: www.profamilia.de (Abruf: 23.11.2019)
  • Sohn, C. & Holzgreve, W.: Ultraschall in Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 3. vollständig überarbeitete Auflage, 2013
  • Themenportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.familienplanung.de (Abruf: 23.11.2019)
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe – Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013
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