Dammmassage

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Eine Dammmassage soll das Gewebe des Damms (Bereich zwischen Scheide und After) elastisch halten. Denn je elastischer und dehnfähiger der Damm ist, desto eher lässt sich bei der Geburt ein Dammriss oder Dammschnitt vermeiden. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Bedeutung der Dammmassage und wie sie funktioniert.

Dammmassage

Wirkt die Dammmassage?

Wenn der kindliche Kopf bei der Geburt durchtritt, wird das Gewebe der Vagina, des Beckenbodens und des Damms grösstmöglich gedehnt, was zu Rissen führen kann. Am meisten gefährdet ist der Damm – der Dammriss ist daher eine häufige Geburtsverletzung. Manchmal wird auch vorsorglich während der Geburt ein Dammschnitt (Episiotomie) gemacht, um das Gewebe zu entlasten.

Eine regelmässige Dammmassage vor der Geburt soll das Gewebe zwischen Scheide und After auf die enorme Dehnung bei der Geburt vorbereiten. Das soll die Wahrscheinlichkeit für einen Dammriss oder einen Dammschnitt reduzieren.

Für die Wirksamkeit der Dammmassage gibt es bislang nur wenig wissenschaftliche Hinweise. Einer israelischen Studie zufolge ist die Wirksamkeit gering und statistisch nicht gesichert. Eine US-Untersuchung ergab lediglich einen geringen bis moderaten Vorteil für Erstgebährende.

Dammmassage: Anleitung

Vor Beginn der Dammmassage kann ein warmes Bad helfen, sich zu entspannen und die Muskulatur zu lockern. Sie können auch einen Beutel schwarzen Tee vier Minuten in Wasser ziehen lassen und dann, leicht ausgedrückt, fünf Minuten gegen den Damm drücken. Die Wärme fördert – wie auch das warme Bad – die Durchblutung, und die im Tee enthaltenen Gerbstoffe machen die Haut unempfindlicher gegen Schmerz.

Begeben Sie sich dann für die Dammmassage in eine bequeme Position, zum Beispiel halb sitzend mit mehreren Kissen im Rücken zum Abstützen. Oder Sie bleiben stehen und stellen ein Bein auf den Wannenrand oder einen Stuhl. Kontrollieren Sie vor Beginn der Dammmassage, ob Ihre Hände sauber und die Fingernägel kurz sind.

Um eine Reizung von Haut und Schleimhaut zu vermeiden, sollten Sie für die Massage ein neutrales Öl verwenden, zum Beispiel Mandel-, Weizenkeim- oder Jojobaöl, Sonnenblumen-, Oliven- oder Johanniskrautöl. Oder Sie besorgen sich ein spezielles Dammmassageöl. Ein einfaches Gleitgel ist aber ebenso hilfreich. Das Öl oder Gel verreiben Sie zwischen den Fingerspitzen, um es anzuwärmen und verteilen es dann auf dem Damm und an den inneren Schamlippen. Mit dem Daumen massieren Sie von innen am Damm und den Schamlippen entlang und drücken vorsichtig das Gewebe Richtung After und seitlich herunter – so wie der Kopf des Kindes bei der Geburt von innen dagegen drückt. Mit dem Zeigefinger massieren Sie von aussen in kleinen kreisenden Bewegungen den Damm.

Mit einem oder mehreren Fingern dehnen Sie etwa zwei Minuten lang die Scheidenöffnung, bis Sie ein Brennen verspüren und massieren dann weiter den Damm und die Schamlippen. Wenn frühere Geburte Verletzungen in diesem bereich verursacht und Narbengewebe hinterlassen haben, sollte Sie dieses ebenfalls massieren, um es weicher zu machen.

Weitere Anleitungen zur Dammmassage bekommen Sie von Ihrer Hebamme oder Ihrem Frauenarzt.

Dammmassage: Ab wann und wie oft?

Beginnen Sie mit einer Dammmassage in der 32. bis 34. Woche der Schwangerschaft. Bei vorzeitigen Wehen sollten Sie mit der Massage allerdings besser bis zur 36. Woche warten  – Ihr Arzt oder die Hebamme wird Sie hierzu beraten.

Führen Sie die Dammmassage ein bis zweimal pro Woche durch, ausser Sie haben Scheidenkrampfadern, Entzündungen oder Infektionen im Vaginalbereich. Häufigere Massagen scheinen die Wirksamkeit der Dammmassage einer Israelischen Studie möglicherweise etwas zu reduzieren.

Dammmassage: Bessere Entspannung bei der Geburt

Eine Dammmassage ist keine Garantie, dass während der Geburt der Damm nicht reisst oder ein Dammschnitt nicht notwendig wird. Sie ist aber eine gute Möglichkeit, das Gewebe weich zu machen und seine Dehnfähigkeit zu erhöhen. Zudem erhöht eine tägliche Dammmassage Ihr Gefühl für Scheide und Beckenboden und damit auch die Entspannungsfähigkeit unter der Geburt.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Aasheim V. et al.: Maßnahmen während der Austreibungsphase, um Dammverletzungen zu reduzieren, Cochrane 13. Juni 2017
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Broschüre "Rundum - Schwangerschaft und Geburt" (Stand: 2018)
  • Elad Mei-dan et a.: Perineal massage during pregnancy: a prospective controlled trial, Isr Med Assoc J. 2008 Jul;10(7):499-502.
  • J Dameet al.: Clinical inquiries. Does antepartum perineal massage reduce intrapartum lacerations? J Fam Pract. 2008 Jul;57(7):480-1.
  • Kainer, F. & Nolden, A.: Das große Buch zur Schwangerschaft. Gräfe und Unzer Verlag, 8. Auflage, 2014
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe – Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013
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