Nikotinkaugummi

Von , Medizinredakteurin
Mag. Astrid Leitner

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

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Nikotinkaugummis können helfen, sich das Rauchen abzugewöhnen und typische Entzugserscheinungen zu lindern. Betroffene ersetzen dabei das Nikotin der Zigaretten durch das in den Kaugummis. Nach und nach kauen sie weniger davon und verringern deren Nikotindosis, bis das Verlangen nach Zigaretten abgeklungen ist. Lesen Sie hier, wie Nikotinkaugummis funktionieren, wo Sie diese beziehen können und welche Nebenwirkungen möglich sind!

Nikotinkaugummis, um mit dem Rauchen aufzuhören

Was sind Nikotinkaugummis?

Nikotinkaugummis können dabei helfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Sie zählen zu den Nikotinersatztherapien und sind eine Möglichkeit, die Nikotinsucht zu behandeln.

Die Kaugummis enthalten eine bestimmte Menge Nikotin, also jenen Stoff der Zigaretten, der Raucher abhängig macht. Mit diesem Nikotin versorgen sie den Körper und lindern Entzugserscheinungen, wenn man nicht mehr raucht. Dadurch fällt es leichter, sich das Rauchen abzugewöhnen.

Nikotinkaugummis sind auch für Personen geeignet, die

  • weniger rauchen möchten,
  • nicht in der Lage sind, gänzlich mit dem Rauchen aufzuhören,
  • in bestimmten Situationen nicht rauchen können, wie beispielsweise bei längeren Flugreisen.

Nikotinkaugummis helfen auch nach dem Rauchstopp, nicht mehr rückfällig zu werden.

Wo kann man Nikotinkaugummis kaufen?

Nikotinkaugummis erhalten Sie in Deutschland und Österreich rezeptfrei in der Apotheke, in der Schweiz zudem in Drogerien. Die Kaugummis sind in zwei verschiedenen Dosierungen erhältlich: zwei Milligramm für Menschen, die weniger als 20 Zigaretten pro Tag geraucht haben, und vier Milligramm für starke Raucher. Als starker Raucher gilt, wer die erste Zigarette innerhalb von 20 Minuten nach dem Aufstehen und täglich mehr als 20 Zigaretten raucht.

Wie funktioniert ein Nikotinkaugummi?

Menschen, die mit dem Rauchen aufhören, leiden häufig unter Entzugserscheinungen. Viele Betroffene geben an, schlecht zu schlafen, sich schwermütig zu fühlen und ruhelos zu sein. Sie empfinden oftmals Frust, haben mehr Appetit als sonst und sind ungeduldig. Hinzu kommt ein weiterhin heftiges Verlangen nach Zigaretten & Co. (bzw. dem darin enthaltenen Nikotin).

Nikotinkaugummis sollen diese Symptome lindern. Ihr Nikotin löst sich beim Kauen langsam aus der Masse und gelangt über die Mundschleimhaut in den Blutkreislauf. Dadurch entsteht im Blut eine Nikotin-Konzentration, die das Rauchverlangen für einige Zeit ausschalten kann.

So wenden Sie Nikotinkaugummis an

Um den grösstmöglichen Nutzen zu erzielen, ist es wichtig, die Kaugummis richtig anzuwenden:

  1. Kauen Sie den Kaugummi mit Bedacht und so lange, bis Sie einen strengen Geschmack oder ein brennendes Gefühl im Mund wahrnehmen.
  2. Schieben Sie den Kaugummi dann in die Wangentasche, wo das Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Warten Sie, bis der unangenehme Geschmack abklingt.
  3. Anschliessend kauen Sie wieder langsam weiter, allerdings insgesamt nicht länger als 30 Minuten.

Verzichten Sie währenddessen auf Getränke, damit das Nikotin einwirken kann. Kauen Sie nicht energisch oder hektisch. Das Nikotin löst sich sonst zu schnell aus dem Kaugummi und kann nicht ordentlich aufgenommen werden.

Ex-Raucher benötigen zu Beginn etwa acht bis zwölf Nikotinkaugummis täglich. Wie viele Kaugummis Sie maximal am Tag kauen sollten, dazu gibt es unterschiedliche Angaben (nicht mehr als 15-24 Stück). Am besten schauen Sie in der Packungsbeilage Ihres Nikotinkaugummis nach.

Wer damit über mehrere Wochen nicht mehr raucht, reduziert schrittweise die tägliche Menge an Kaugummis. Hat man solche mit vier Milligramm gekaut, kann man die Dosis auf zwei Milligramm verringern.

Setzen Sie die Nikotinkaugummis am besten erst ab, wenn Sie nur noch ein oder zwei Stück in den letzten sieben Tagen gekaut haben. Das Verlangen nach Zigaretten sollte zudem weitestgehend abgeklungen sein.

Führen Nikotinkaugummis allein (Monotherapie) nicht zum Erfolg, verordnet der Arzt mehrere Präparate. Dabei kombiniert er unterschiedliche Nikotinersatztherapien – wie beispielsweise Kaugummi und Nikotinpflaster oder Kaugummi und Nikotinnasenspray. In jedem Fall ist eine begleitende psychotherapeutische Behandlung sinnvoll.

Sind Nikotinkaugummis schädlich?

Für ansonsten gesunde Raucher sind Nikotinkaugummis in üblicher Dosierung und richtig angewendet für gewöhnlich nicht schädlich. Sie enthalten zwar Nikotin, nicht aber die in Zigaretten enthaltenen schädlichen Substanzen wie Teer und Kohlenmonoxid.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker über die richtige Dosis und Menge der Nikotinkaugummis. Sie richtet sich nach Ihrem früheren Rauchverhalten und ihrem individuellen Bedarf. Eine zu geringe Dosis kann zu Rückfällen führen und den bisherigen Erfolg zunichtemachen.

Zu viele Nikotinkaugummis wiederum können eine Nikotinvergiftung auslösen. Mögliche Anzeichen dafür sind Übelkeit, vermehrter Speichelfluss, Bauchschmerzen, Schweissausbrüche, Schwindel oder Hörstörungen. Die Symptome können auch auftreten, wenn man unmittelbar nach einem Nikotinkaugummi eine Zigarette raucht.

Suchen Sie bei Anzeichen für eine Nikotinvergiftung umgehend einen Arzt auf!

Nikotinkaugummis bei Kindern und Jugendlichen

Nikotinkaugummis wurden für Erwachsene entwickelt. Nikotin-abhängige Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren verwenden Nikotinkaugummis nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt.

Bei kleinen Kindern ist besondere Vorsicht geboten: Sie vergiften sich deutlich schneller an Nikotinkaugummis als Erwachsene. Das kann lebensbedrohliche Ausmasse annehmen. Kinder unter zwölf Jahren dürfen Nikotinkaugummis daher nicht anwenden.

Nikotinkaugummis in Schwangerschaft und Stillzeit

Da Nikotin ins Blut und in die Muttermilch übergeht, empfehlen Experten Schwangeren und Stillenden, auf Nikotin in jeglicher Form zu verzichten. Bei einer Tabakabhängigkeit der (werdenden) Mutter wird der behandelnde Arzt aber möglicherweise zu einer Nikotinersatztherapie raten.

Stillende Mütter kauen Nikotinkaugummis am besten direkt nach dem Stillen. Vor dem nächsten Stillen muss eine Pause von mindestens zwei Stunden liegen.

Gegenanzeigen und wichtige Hinweise

Nikotinkaugummis eignen sich nicht für Personen, die überempfindlich auf Nikotin oder andere Inhaltsstoffe des Kaugummis reagieren. Gleiches gilt für Personen, die nur gelegentlich oder gar nicht rauchen. Ob Nikotinkaugummis zur Entwöhnung von rauchlosen Tabakprodukten wie Kautabak, Schnupftabak oder Snus geeignet sind, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Nikotin verengt unter anderem Blutgefässe. Für Patienten, die zuvor einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten haben, können Nikotinkaugummis daher sehr gefährlich sein. Gleiches gilt für Menschen mit Angina Pectoris oder schweren Herzrhythmusstörungen beziehungsweise nach Bypass-Operationen. Sie beenden das Rauchen am besten ohne medikamentöse Unterstützung und immer in Absprache mit ihrem Arzt.

Alle Informationen zu Ihren Nikotinkaugummis finden Sie in der zugehörigen Packungsbeilage. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Nebenwirkungen haben Nikotinkaugummis?

Ähnlich wie Zigaretten können auch Nikotinkaugummis Nebenwirkungen auslösen: Am häufigsten berichten Patienten von einer gereizten Mundschleimhaut und vermehrtem Speichel. Zudem kann durch häufiges Kaugummikauen die Kaumuskulatur schmerzen. In manchen Fällen lösen Nikotinkaugummis Übelkeit, Erbrechen oder Sodbrennen aus.

Die Nebenwirkungen treten vor allem dann auf, wenn man ohne Pause kaut und deswegen viel Nikotin auf einmal ins Blut gelangt. Regelmässige Kaupausen helfen dabei, Nebenwirkungen zu verringern.

Zudem kommen die Nebenwirkungen vor allem in den ersten drei bis vier Wochen der Behandlung vor. Danach hat sich der Körper meist an die Umstellung gewöhnt. Ob überhaupt unerwünschte Begleiterscheinungen auftreten und wie stark sie sind, hängt auch von der Dosierung ab.

Die Nebenwirkungen von Nikotinkaugummis sind für gewöhnlich geringer als die beim Rauchen einer mittelstarken Zigarette.

Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Schwindel sind meist nicht direkte Folge der Kaugummis. Experten ordnen sie den allgemeinen Entzugserscheinungen im Zusammenhang mit der Rauchentwöhnung zu.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

Quellen:
  • Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), Fachinformation, Stand: November 2021, unter: www.www.aspregister.basg.gv.at (Abrufdatum: 08.11.2022)
  • Deutsches Krebsforschungszentrum, Nikotinkaugummi, unter: www.dkfz.de (Abrufdatum: 08.11.2022)
  • Ebbert, J.O. et al.: Interventionen zur Entwöhnung von rauchfreiem Tabakgenuss, in: Cochrane Library, Oktober 2015; doi: 10.1002/14651858.CD004306.pub5; unter: www.cochranelibrary.com (Abrufdatum: 08.11.2022)
  • Fachinformationen zu Nikotinkaugummis, unter: www.fachinfo.de (Abrufdatum: 08.11.2022)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. unter Beteiligung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD), Stand: 2018, unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 08.11.2022)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht) in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (ÖGS): Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung, Stand: Januar 2021, unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 08.11.2022)
  • Nationale VersorgungsLeitlinie COPD, Stand: 2021, unter: www.leitlinien.de (Abrufdatum: 08.11.2022)
  • Schweizerische Arzneimittelbehörde Swissmedic, Arzneimittelinformation, Stand: 2019, unter: www.swissmedicinfo.ch (Abrufdatum: 08.11.2022)
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