Zecken - achtbeinige Blutsauger

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Luise Heine

Luise Heine ist seit 2012 Redakteurin bei Netdoktor.de. Studiert hat die Diplombiologin in Regensburg und Brisbane (Australien) und sammelte als Journalistin Erfahrung beim Fernsehen, im Ratgeber-Verlag und bei einem Print-Magazin. Neben ihrer Arbeit bei NetDoktor.de schreibt sie auch für Kinder, etwa bei der Stuttgarter Kinderzeitung, und hat ihren eigenen Frühstücksblog „Kuchen zum Frühstück“.

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Klettert das Thermometer im Frühjahr auf sieben bis zehn Grad, wird in der Natur eine besondere Gefahr wach. Zecken haben es auf menschliches Blut abgesehen. Beim Stich können sie aber auch gefährliche Krankheiten wie die Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen.

Zecken

Woran erkenne ich eine Zecke?

Zecken gehören zu den Milben, also zu den Spinnentieren. Erwachsene Tiere haben acht Beine, allerdings können Nymphenstadien auch nur sechs Beine aufweisen. Sie sind je nach Alter drei bis zwölf Millimeter gross. Ihr Körper besteht aus zwei Teilen: Dem vorderen Kopfteil mit den Beinen, und dem Rumpf, der sich durch die Blutaufnahme ausdehnen kann. Je nach Art ist der Rückenschild braun oder grau gefärbt.

Die Krabbeltiere haben einen hoch entwickelten Stechapparat. Mit einem Teil der Mundwerkzeuge schneiden sie die Haut auf und führen dann einen Saugrüssel ein, um Blut aufzunehmen.

Wo leben Zecken?

Zecken halten sich bevorzugt an Waldrändern, Buschzonen oder in hohem, dichtem Gras (zum Beispiel in Parks) auf. Sie klettern an der Vegetation hoch und warten darauf, dass sich ein potenzieller Wirt nähert. Streift dieser die Zecke, hakt sie sich an ihm fest - sie "springt" auf. Auf dem Wirt sucht sie sich eine freie Hautstelle, um Blut zu saugen. Beliebte "Opfer" der Zecken sind Menschen, aber auch andere Säugetiere oder Vögel.

Zecken kommen an der Küste und auf dem Hochland bis circa 2.000 Meter Höhe vor. Sie brauchen allerdings eine hohe Luftfeuchtigkeit, um nicht auszutrocknen.

Welche Krankheiten übertragen Zecken?

Zecken können einige Krankheiten übertragen, die für den Menschen gefährlich sind. In Europa ist das vor allem die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Viren lösen in diesen Fällen Entzündungen im Gehirn oder an der Gehirnhaut aus, im schlimmsten Fall endet die Erkrankung tödlich. Gegen FSME gibt es eine Impfung, die für Risikogebiete (vor allem Süddeutschland) empfohlen wird. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 704 FSME-Fälle gemeldet, in 2019 waren es noch 445 Fälle.

An der Borreliose (Lyme-Disease) erkranken jährlich schätzungsweise 60.000 bis 100.000 Menschen. Verursacher der Lyme-Borreliose ist das Bakterium Borrelia burgdorferi, das die Zecken beim Stich übertragen. Bleibt die Borreliose unerkannt, kann sie chronische Beschwerden verursachen, vor allem in den Gelenken. Ein ernst zu nehmender Hinweis ist es, wenn sich die Haut rund um den Zeckenbiss rötet. Mediziner sprechen von Erythema migrans, der wandernden Röte. Gegen Borreliose gibt es keine Impfung.

Was ist besonders an der Zecke?

In Deutschland heimische Zecken lassen sich normalerweise viel Zeit beim Blutsaugen. Sie brauchen mehrere Stunden, um sich durch die Haut zu bohren. Davon bekommt das Opfer meist nichts mit, denn die kleinen Parasiten injizieren ein Betäubungsmittel. Die anschliessende Blutmahlzeit kann Tage dauern. In dieser Zeit schwillt der Hinterleib der Tiere bis auf das 200-Fache des eigenen Körpergewichtes an. Vollgesogen können Weibchen eine Grösse von einem Zentimeter erreichen. Hierzulande gibt es 19 Zeckenarten, die häufigste ist der Holzbock (Ixodes ricinus). Normalerweise werden Zecken drei bis fünf Jahre alt.

Zecken durchlaufen mehrere Stadien bis zur Geschlechtsreife. Nach der Paarung stirbt das Männchen, das Weibchen saugt sich noch einmal voll und lässt sich dann auf den Boden fallen. Nach einer kurzen Reifezeit legt sie 2.000 bis 3.000 Eier ab und verendet.

In den letzten Jahren hat noch eine andere Zeckenart den Weg nach Deutschland gefunden: die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Vollgesogen erreichen Weibchen sogar die stattliche Grösse von zwei Zentimetern. Das Rückenschild der weiblichen Tiere ist hell mit einer braunen, streifigen Tüpfelung. Die Männchen sind ähnlich wie der männliche Holzbock eher blaugrau gezeichnet. Die Auwaldzecke unterscheidet sich vor allem bei der Beutesuche vom Holzbock - sie krabbelt aktiv in die Richtung von potenziellen Wirten. Auwaldzecken können ebenfalls Krankheiten übertragen, unter anderem Erreger der Fleckfieber-Gruppe und die für Hunde gefährliche Hundebabesiose.

Wie entferne ich Zecken richtig?

Eine Zecke, die sich in die Haut gebohrt hat, sollte so schnell wie möglich entfernt werden. Greifen Sie den Körper der Zecke mit den Fingern oder einer Pinzette und ziehen sie den Parasit vorsichtig heraus. Aber Vorsicht: Der Kopf sollte möglichst nicht abgerissen werden. Anschliessend desinfizieren Sie die Stelle, zum Beispiel mit Alkohol.

Wer ganz sicher gehen möchte, kann die entfernte Zecke auf Borreliose-Erreger hin untersuchen lassen. Es empfiehlt sich allerdings, vorher die Kosten dafür abzuklären.

Wie kann ich Zeckenstichen vorbeugen?

Am besten geben Sie den Krabblern erst gar keine Chance, sich auf Ihnen festzusetzen. Tragen Sie in der Natur Kleidung, die dicht schliesst, also mit langen Ärmeln und Hosenbeinen. Helle Kleidung erleichtert das Auffinden der Plagegeister. Wer die Socken über die Hosen zieht, schützt seine Beine zusätzlich. Ein Nickerchen am Waldesrand ist ausserdem nicht zu empfehlen.

Suchen Sie Ihren Körper während und nach dem Ausflug sorgfältig auf Zecken ab. Vergessen Sie dabei nicht die Scham- und Leistengegend. Vor allem bei Kindern lassen sich die Parasiten gerne auf der Kopfhaut nieder. Insektenrepellents helfen, die Zecken vom Körper fernzuhalten - aber nur für kurze Zeit. Auch Haustiere tragen zur Verbreitung der Krabbler bei. Suchen Sie diese sorgfältig ab und entfernen Sie vorhandene Parasiten.

Übrigens hilft es nicht unbedingt, die Kleidung einfach zu waschen. Zecken können einen Aufenthalt in der Waschmaschine durchaus überstehen - kritisch ist allerdings ein Aufenthalt im Trockner oder ein besonders heisser Waschgang.

Autoren- & Quelleninformationen

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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Luise Heine ist seit 2012 Redakteurin bei Netdoktor.de. Studiert hat die Diplombiologin in Regensburg und Brisbane (Australien) und sammelte als Journalistin Erfahrung beim Fernsehen, im Ratgeber-Verlag und bei einem Print-Magazin. Neben ihrer Arbeit bei NetDoktor.de schreibt sie auch für Kinder, etwa bei der Stuttgarter Kinderzeitung, und hat ihren eigenen Frühstücksblog „Kuchen zum Frühstück“.

Quellen:
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Merkblatt: Zecken
  • Robert Koch-Instiut: Epidemiologisches Bulletin 09/2021: FSME: Risikogebiete in Deutschland (Stand: Januar 2021)
  • Stefan Bosch: Wenn die Zecke zusticht, unter www.nabu.de (Abrufdatum: 13.11.2021)
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