Junge sitzt draußen mit Smartphone und Airpods

Wie das Smartphone krank machen kann

Von , Volontärin
Ana Goldscheider

Ana Goldscheider hat Journalismus und Unternehmenskommunikation in Hamburg studiert und absolviert nun eine Zusatzausbildung zur Redakteurin. In einer Medizin-Redaktion schreibt sie u.a. Texte für Printmagazine und NetDoktor.

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Während der Corona-Zeit ermöglichten digitale Medien Jugendlichen das Homeschooling und den Austausch mit Freunden. Doch Smartphone und Co. haben nicht nur Vorteile, warnen Experten.

Wie lange bleibt das Handy abends an im Kinderzimmer? Welche Apps dürfen heruntergeladen werden? In vielen Familien ist das Smartphone ein grosses Streitthema. Hintergrund ist die Sorge der Eltern, dass sich das stundenlange Daddeln oder Konsumieren von Youtube und Co. negativ auf die Gesundheit ihres Nachwuchses auswirkt. Das geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse KKH hervor.

Demnach befürchtet die Hälfte der rund 1000 befragten Mütter und Väter eine suchtartige Nutzung des Smartphones, auch Konzentrationsstörungen (44 Prozent) und zu wenig Bewegung (38 Prozent) werden als mögliche negative Folgen für die 10- bis 18-jährigen Töchter und Söhne gesehen.

Bestimmte Krankheiten häufen sich

Die Sorgen der Eltern seien berechtigt, sagte die KKH-Psychologin Franziska Klemm am Donnerstag in Hannover. Tatsächlich gebe es Anhaltspunkte, dass immer mehr Kinder und Jugendliche unter Krankheiten leiden, die früher eher untypisch waren.

Beispiele seien motorische Störungen, Schlafstörungen oder Adipositas, also extremes Übergewicht. Bei der Auswertung der Daten von 6- bis 18-jährigen KKH-Versicherten wurde bei Sprach- und Sprechstörungen 2018 der höchste Anstieg im Vergleich zu 2008 verzeichnet.

Die Eltern als Vorbild

"Dass die Sprachentwicklung leidet, hat auch damit zu tun, wie Eltern mit ihren Kindern kommunizieren", sagte der Neurowissenschaftler Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig. Wichtig sei, dass Kinder Gesicht und Mund der Eltern sehen, wenn diese mit ihnen sprechen. Das sei nicht möglich, wenn Eltern dauernd hinter ihren Geräten sässen oder auf dem Spielplatz ständig filmten.

Unter drei Jahren keine Bildschirmmedien

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte plädiert dafür, unter Dreijährige komplett von Bildschirmmedien fernzuhalten. Eltern sollten ein gutes Vorbild sein und Smartphone und Co. nie aus Langeweile benutzen. "Spielen mit realen Dingen, Sprechen, Lesen, Künstlerisches, Bewegung im Freien, Schlafen und Schule werden häufig vernachlässigt", sehen die Mediziner als Schattenseite der Digitalisierung.

"Es gehört zu den Erziehungsaufgaben der Eltern, dass sie vermitteln, wann On- und Off-Zeiten sind", sagte Neurobiologe Korte. Für die Gehirnentwicklung sei es wichtig, trotz Google weiterhin Wissen zu erwerben. "Je mehr wir wissen, desto differenzierter schauen wir auf die Welt und desto besser können wir zum Beispiel einschätzen, was Fake News sind." Korte zufolge verbringen laut Studien aus den USA schon Elfjährige im Durchschnitt rund sechs Stunden pro Tag vor diversen Geräten. Während Jungen vor allem zocken, halten sich Mädchen meist in sozialen Medien auf. (ag/dpa)

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Ana Goldscheider

Ana Goldscheider hat Journalismus und Unternehmenskommunikation in Hamburg studiert und absolviert nun eine Zusatzausbildung zur Redakteurin. In einer Medizin-Redaktion schreibt sie u.a. Texte für Printmagazine und NetDoktor.

Quellen:
  • Deutsche Presse-Agentur
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