Mann und Frau halten Abstand auf Parkbank

Vertagte Corona-Maßnahmen: Riskante Verzögerung?

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Die Länder haben den Bund gestoppt: Die Entscheidung, mit welchen Corona-Massnahmen es im Dezember weitergeht, wurde nun auf die kommende Woche vertagt. Vorerst bleibt es beim dringenden Appell der Kanzlerin an die Bürger, alle unnötigen Kontakte zu vermeiden. Damit ist nicht jeder zufrieden.

Wirksamkeit der Massnahmen abwarten

Die Landesminister hatten plädiert, die weitere Entwicklung der Infektionszahlen abzuwarten und die Wirksamkeit der bisher getroffenen Massnahmen, wie geplant, erst dann zu bewerten. Nach zwei Wochen Teil-Lockdown sei es noch zu früh, über Lockerungen oder Verschärfungen zu reden.

„Wir haben vor 14 Tagen den privaten Bereich stark eingeschränkt“, sagte beispielsweise Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. „Man kann nicht im Wochenrhythmus die Schrauben anziehen.“ Es müsse stattdessen ein Gesamtkonzept für Dezember und Januar geben.

Bald nur noch Treffen zu viert?

Ginge es nach der Bundesregierung, würden Treffen im öffentlichen Raum weiter begrenzt, von jetzt zwei Hausständen mit maximal zehn Menschen auf einen Hausstand und einen weiteren mit maximal zwei Personen. Kinder sollen sich auf einen Spielgefährten festlegen. Auch die Wiedereröffnung der Gaststätten ist fraglich. In Schulen sollte die Bildung "ausnahmslos" fester Gruppen, eine Halbierung der Klassen und eine Maskenpflicht auch im Unterricht für alle Schüler und Lehrer umgesetzt werden.

Virologen warnen vor zögerlichem Vorgehen

Virologen haben angesichts der Verzögerung Bedenken geäussert. „Ein zögerliches Vorgehen, beziehungsweise ein Abwarten, in einer Pandemie ist meistens keine gute Idee“, sagte die Virologin Isabella Eckerle von der Universität Genf am späten Montagabend in den ARD-Tagesthemen. So lange die Entwicklung noch in die falsche Richtung gehe, sei klar, dass die Einschränkungen zumindest aufrechterhalten, wahrscheinlich aber verschärft werden müssten.

Auch ihr Kollege, der Frankfurter Virologen Martin Stürmer, beklagt, dass durch das Aufschieben von Entscheidungen im Kampf gegen das Coronavirus in Deutschland womöglich wichtige Zeit verloren gehe. „Jede Woche, die wir verschenken, werden wir etwa bei der Belegung der Intensivbetten spüren“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. Die Zeit der Appelle und der Freiwilligkeit sei abgelaufen.

Was Bund und Länder beschlossen haben:

Private Treffen: Private Zusammenkünfte mit Bekannten und Verwandten sollen sich auf "einen festen weiteren Hausstand" beschränken, das gilt auch für Kinder und Jugendliche. Auf private Feiern sollen Bürgerinnen und Bürger verzichten.

Mobilität: Bürger werden angehalten, auf "nicht notwendige private Reisen und touristische Tagestouren" zu verzichten und öffentliche Verkehrsmittel möglichst zu meiden.

Telefonische Krankschreibungen: Menschen mit Atemwegserkrankungen sollten die Möglichkeit nutzen, sich von ihrem Arzt telefonisch krankschreiben zu lassen. Mit diesem sollten sie auch klären, ob ein Test erforderlich ist.

Schutz von Risikogruppen: Besonders gefährdete Menschen sollen zum Schutz vor dem Coronavirus von Dezember an 15 vergünstigte FFP2-Masken erhalten. Das ergebe rechnerisch eine Maske pro Winterwoche. Wer genau profitiert, soll noch geklärt werden.

Impfzentren: Bund und Länder rechnen damit, dass es höchstwahrscheinlich im ersten Quartal kommenden Jahres mindestens einen zugelassenen Impfstoff gibt. Die Länder sollen dafür sorgen, dass ihre Impfzentren und -strukturen dann kurzfristig in Betrieb gehen können.

Quarantäne auch ohne Testergebnis: Da eine vollständige Nachverfolgung von Kontakten oft nicht möglich ist, sollen bei Ausbrüchen in einem Cluster - wie beispielsweise Schulen oder Unternehmen - Massnahmen wie eine Quarantäne auch ohne positives Testergebnis angeordnet werden.

Digitale Kontaktnachverfolgung: Gesundheitsämter sollen noch stärker digitale Systeme zur Kontaktnachverfolgung nutzen, und die Corona-Warn-App soll weiter verbessert werden.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • dpa
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