Light-Getränke mit Süßstoffe

Süßstoffe: Doch höheres Krebsrisiko bei hohem Konsum?

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Ob Light-Getränke oder kalorienarme Süssspeisen: Süssstoffe versprechen die Quadratur des Kreises, nämlich süssen Geschmack nahezu ohne Kalorien. Doch irgendwann kratzte ein böser Verdacht am Nimbus reuelosen Genusses: Süssstoffe, so die Befürchtung von Experten, könnten das Krebsrisiko erhöhen.

Frühere Untersuchungen haben diese Hypothese nicht bestätigt. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) waren darunter Tierversuchsstudien, klinische Studien, Verzehrstudien, epidemiologische Studien und Überwachungsstudien nach der Markteinführung entsprechender Produkte. Für die in Europa zugelassenen Süssstoffe fanden diese keinen Hinweis auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung.

24-Stunden-Protokolle zur Ernährung

Eine aktuelle, gross angelegte Untersuchung kommt nun allerdings zu einem anderen Schluss. Sie beruht auf Daten der französischen NutriNet-Santé-Studie, für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über Jahre regelmässig Onlinefragebögen zu diversen gesundheitlich relevanten Themen ausfüllen.

Auf diese Weise waren mehr als 102.000 Personen über einen Zeitraum von durchschnittlich fast acht Jahren erfasst worden. Anders als in vielen anderen Ernährungsstudien machten diese nicht nur allgemeine Angaben aus der Erinnerung zu ihrer Ernährung, sondern fertigten mehrfach detaillierte 24-Stunden-Protokolle über verzehrte Nahrungsmittel und Getränke an.

Ausserdem berücksichtigten die Forschenden zahlreiche Faktoren, die das Krebsrisiko beeinflussen können, darunter Geschlecht, Alter, Bildung, BMI, Gewichtszunahme, körperliche Bewegung, Anteil spezieller Nahrungsmittel wie ballaststoffreiche Kost, Energieaufnahme, Verzehr gesättigter Fettsäuren, Zucker, Obst, Gemüse und Milchprodukte sowie Konsum bekannter Krebsförderer wie Tabak und Alkohol.

Um 13 Prozent erhöhtes Krebsrisiko

Am Ende fanden die Forschenden tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Süssstoffkonsum und Krebserkrankungen: Im Vergleich zu Teilnehmenden, die angegeben hatten, keine Süssstoffe zu sich zu nehmen, hatten die Gruppe, welche die grösste Menge Süssstoffe konsumierte, ein um 13 Prozent höheres Risiko im Beobachtungszeitraum von durchschnittlich rund 7,8 Jahren an Krebs zu erkranken.

Am deutlichsten war dieser Zusammenhang bei Aspartam und Acesulfam-K, deren Konsum das Krebsrisiko um 15 bzw. 13 Prozent steigen liess. Das Brustkrebsrisiko stieg durch einen hohen Aspartam-Konsum sogar um 22 Prozent.

Als überdurchschnittlich definiert man den täglichen Verzehr von mehr als 19,00 mg Süssstoff bei Frauen und 17,44 mg bei Männern. Dazu ist anzumerken, dass auch diese Teilnehmenden mit ihrem Konsum noch immer unter der als unbedenklich geltenden Marke lagen (Acceptable Daily Intake). Diese liegt für Aspartam bei 40 mg, für Acesulfam-K bei 9 mg pro Kilo Körpergewicht und Tag.

Kein Beweis, aber ein starker Hinweis

Ein Beweis für die krebsfördernden Eigenschaften von süssstoffhaltigen Lebensmitteln ist eine solche Beobachtungsstudie nicht. Trotz der vielen Einflussfaktoren, die berücksichtigt wurden, könnte ein noch nicht erkannter gemeinsamer Faktor den Zusammenhang erklären. Da aber so viele Einflüsse berücksichtigt wurden, scheint das unwahrscheinlich.

„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass künstliche Süssstoffe, die in vielen Lebensmitteln und Getränken weltweit verwendet werden, einen modifizierbaren Risikofaktor für die Krebsprävention darstellen können“, schreiben die Autoren. Ihre Ergebnisse könnten dazu beitragen, die Risikobewertung von Süssstoffen durch die EFSA neu auszurichten.

Krebs ist nicht das einzige Risiko beim Verzehr von Aspartam & Co.

Abgesehen von der möglichen Krebsgefahr, die von Süssstoffen ausgehen könnte, gibt es auch Hinweise, dass ein hoher Konsum das Risiko für Typ 2 Diabetes und für Übergewicht erhöht. Eine Hypothese ist hier, dass Süssstoffe das Darmmikrobiom verändern – was sich dann ungünstig auf den Stoffwechsel auswirken könnte.

Autoren- & Quelleninformationen

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Charlotte Debras et al.: Artificial sweeteners and cancer risk: Results from the NutriNet-Santé population-based cohort study, PLOS medicine, 24. Mätz 2022, https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003950
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