Streit um Tübinger Impfstoff-Firma
US-Präsident Donald Trump soll einem Tübinger Pharma-Unternehmen Geld geboten haben, um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus exklusiv für die USA zu sichern. Die Regierung ist empört. Das Unternehmen selbst lehne einen Exklusivvertrag wohl ab.
(ft/dpa) – Laut „Welt am Sonntag“ gibt es zwischen Deutschland und den USA Auseinandersetzungen um das Tübinger Unternehmen CureVac, das an einem Impfstoff gegen das Coronavirus arbeite. US-Präsident Donald Trump sei dabei die treibende Kraft.
Angeblich hohe Geldsumme geboten
Wie die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, versuche Trump, deutsche Wissenschaftler mit einer hohen Geldsumme nach Amerika zu locken oder das Medikament exklusiv für sein Land zu sichern. „Aber eben nur für die USA“, heisse es dazu in der Bundesregierung.
Empörung aus Regierungskreisen: Nicht „America first“
Kritik kam unter anderem von Karl Lauterbach (SPD) auf Twitter: „Der Kapitalismus hat Grenzen“. Auch dürfe Deutschland bei Arzneimitteln nicht weiter von China und der USA abhängig sein, so der SPD-Gesundheitsexperte.
„Es handelt sich hier um eine ethische, nicht wirtschaftliche oder gar nationale Frage“, meinte die Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Bärbel Bas. „Bei einer Pandemie geht es um alle Menschen und nicht um „America first“.“
Staatliche Gelder für Impfstoff-Entwicklung
Das Bundesforschungsministerium wies darauf hin, dass die Forschung - auch bei CureVac - mit staatlichen Geldern gefördert werde. „Die Bundesregierung hat die finanzielle Förderung der Entwicklungen zuletzt stark ausgeweitet“, so ein Sprecher von Ministerin Anja Karliczek (CDU).
„Die Bundesregierung ist sehr daran interessiert, dass Impf- und Wirkstoffe gegen das neuartige Corona-Virus auch in Deutschland und in Europa entwickelt werden“, zitierte die „Welt am Sonntag“ den Sprecher. Laut SPD-Politikerin Bas habe die Bundesregierung vor wenigen Tagen nochmal 140 Millionen Euro für die Corona-Forschung freigegeben.
CureVac lehne Exklusivvertrag ab
Nach einem Bericht der Zeitung «Mannheimer Morgen» (Montag) komme ein Exklusivvertrag für einen Impfstoff gegen Sars-CoV-2 für das Pharma-Unternehmen ohnehin nicht in Frage. Man wolle einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln, sagte der Geschäftsführer und Mitbegründer des Hauptinvestors dievini Hopp BioTech Holding, Christof Hettich.
Auch andere Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens, wie der SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp, würden an dem Unternehmen, seinen Mitarbeitern und dem Standort festhalten.
CureVac forsche seit Januar an einem Impfstoff gegen Sars-CoV-2. Dem Bericht der „Welt am Sonntag“ zufolge arbeite das Unternehmen dabei gemeinsam mit dem bundeseigenen Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel.