Kind beim Fußballspielen

Sport ist für herzkranke Kinder lebenswichtig

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Kindern mit einem angeborenen Herzfehler treiben viel zu wenig Sport. Vor allem, weil Eltern und Ärzte oft übervorsichtig sind. Dabei kann das Training lebensbedrohliche Folgeschäden verhindern.

Eines von hundert Kindern kommt in Deutschland mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Fast jeder Zehnte davon ist schwer. Einige Herzfehlerkönnen Ärzte früh operativ beheben, andere Kinder müssen ein Leben lang mit einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit des Herzens leben.

Gerade solche kranken Herzen brauchen Training, damit ihre Leistungsfähigkeit im Rahmen der Einschränkung möglichst gross ist und die Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes möglichst gering bleiben. Vor allem lässt sich das Risiko für lebensbedrohlich Folgeschäden durch körperliche Aktivität erheblich reduzieren.

Mindestens eine Stunde Sport am Tag

Doch das passiert viel zu selten: Nur neun Prozent der Kinder und Jugendlichen mit angeborenem Herzfehler treiben täglich mindestens eine Stunde Sport, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Minimum empfiehlt. Von den Herzkindern mit schweren angeborenen Herzfehlern erreichen diese Marke sogar nur acht Prozent.

Das ist das Ergebnis der sogenannten S-BAHn-Studie (Sport bei angeborenen Herzfehlern vom nationalen Register für Angeborene Herzfehler und dem Universitätsklinikum Ulm. Wie aktiv sind Herzkinder?

Ein Forscherteam um den Kinderkardiologen Christian Apitz vom Universitätsklinikum Ulm hat dazu die vollständigen Datensätze von 1.198 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Nationalen Registers im Alter zwischen 6 und 17 Jahren mit leichten, moderaten und komplexen angeborenen Herzfehlern ausgewertet.

Dafür hatten minderjährige Herzpatientinnen und -patienten sowie ihre Eltern Fragen zur körperlichen Aktivität, zur medizinischen Versorgung sowie zu den Sportempfehlungen durch die behandelnden Ärzte beantwortet.

Viele Ärzte raten von Sport ab, statt zu ermutigen

Überrascht hat das Forscherteam, dass viele Studienteilnehmer angaben, ihre körperliche Aktivität auf ärztlichen Rat hin eingeschränkt zu haben. Bei Kindern und Jugendlichen mit komplexen angeborenen Herzfehlern war das bei der Hälfte der Fall, bei Patienten mit moderaten angeborenen Herzfehlern bei jedem Dritten. Sogar von dem leichten Betroffenen erhielt jeder Achte die Empfehlung, sich zu schonen.

„Beratungslücke muss geschlossen werden“

Die Wissenschaftler sehen hier dringenden Handlungsbedarf: „Dass vor allem Eltern und Sorgeberechtigte dazu neigen, die jungen Herzpatienten in Watte zu packen, war uns aus anderen Studien bekannt. Dass sich ein ähnliches Verhalten auch bei den behandelnden Ärzten abzeichnet, erfüllt uns mit Sorge. Hier liegt eine Beratungslücke vor, die dringend geschlossen werden muss“, sagt Kinderkardiologe Apitz.

Herzkranke Kinder profitieren besonders von Sport

Für Kinder und Jugendliche mit angeborenen Herzfehlern sei der tägliche körperliche Ausgleich im Hinblick auf das Risiko lebensbedrohlicher Folgeerkrankungen besonders wichtig. Zusätzlich profitieren die Betroffenen von den übrigen positiven Effekten von Sport. Dazu gehören unter anderem:

  • Stressabbau
  • Verbesserung der Stimmung
  • Verbesserung der Konzentration
  • gesünderer Stoffwechsel
  • Stärkung der Muskulatur
  • Stärkung der Abwehrkräfte
  • Sich individuell beraten lassen

Eltern und ihre betroffenen Kinder, beziehungsweise betroffene Jugendliche sollten sich daher individuell von einem spezialisierten Mediziner zu den Möglichkeiten und Einschränkungen beim Sport beraten lassen. Wichtig ist ein einen individueller Trainingsplan, der das kranke Herz fordert - aber nicht überfordert.

Das Angebot insbesondere für schwer betroffene Kinder und Jugendliche ist allerdings noch ausbaufähig: Die Forscher empfehlen daher, entsprechende Angebote deutlich zu erweitern. Zudem sei eine intensivierte Aufklärung durch die behandelnden Ärzte wichtig.

Informationen und Ansprechpartner erhalten Betroffene über

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Pressemitteilung Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, 09.06.2020
  • Siaplaouras J et al.: Physical Activity Among Children With Congenital Heart Defects in Germany: A Nationwide Survey, Frontiers in pediatrics 8, 170, (2020), DOI: 10.3389/fped.2020.00170
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