Mutter hält Neugeborenes im Arm

Schwangerschaft: Sars-Cov-2 kann Hirn von Ungeborenen schädigen

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Seltene Einzelfälle: In den USA haben zwei Säuglinge, deren Mütter in der Schwangerschaft an Covid-19 erkrankt waren, schwere Hirnschädigungen erlitten.

Es gab schon früher Hinweise, nun liefern zwei Fallstudien den traurigen Beleg: Eine Sars-CoV-2-Infektion bei Schwangeren kann vereinzelt schwere Hirnschädigungen bei den ungeborenen Kindern hervorrufen. Das zeigen die Fallbeispiele zweier US-Säuglinge.

Beide Mütter waren im zweiten Trimester der Schwangerschaft an Covid-19 erkrankt. Während die eine nur leichte Symptome entwickelte und das Kind bis zum Geburtstermin austragen konnte, erkrankte die andere so schwer, dass die Ärzte das Kind in der 32. Schwangerschaftswoche entbinden mussten.

Virusnachweis in der Plazenta

Beide Säuglinge wurden bei der Geburt negativ auf das Virus getestet, wiesen aber deutlich erhöhte SARS-CoV-2-Antikörper im Blut auf. Die Ärztinnen und Ärzte fanden zudem Hinweise auf das Virus in der Plazenta beider Mütter.

Die Kinder litten vom Tag ihrer Geburt an unter Krampfanfällen. Zudem entwickelten sie in den nachfolgenden Monaten einen Microcephalus. Das bedeutet, Kopf und Gehirn der Kinder blieben unverhältnismässig klein.

Entzündungsreaktionen im Gehirn der Föten

MRT-Bilder zeigten entzündliches Absterben von kindlichem Hirngewebe sowie eine Parenchymatrophie, bei der die Zahl der Hirnzellen zu gering oder diese verkleinert sind. Grund könnte eine verminderte Durchblutung des Gehirns sein, vermuten die Forschenden.

Hinzu kamen weitere Entwicklungsverzögerungen der Kinder. Das Kind der schwer erkrankten Mutter verstarb im Alter von 13 Monaten.

Microcephali kennt die Medizin unter anderem auch von Säuglingen, deren Mütter sich während der Schwangerschaft mit dem Zikavirus angesteckt haben. Allerdings entsteht die Fehlbildung dort bereits während der Schwangerschaft.

Sars-CoV-2 attackiert die Plazenta

Bei der Untersuchung der zwei Plazentas fanden die Forschenden schwere entzündliche Veränderungen. Zudem fiel auf, dass ein wichtiges Hormon fehlte, das in der Plazenta gebildet wird: das humane Choriongonadotropin. Dieses ist für die Entwicklung des Fötus insgesamt und im Besonderen für die Gehirnentwicklung wichtig.

Die Schädigung könnte somit durch die krankhaften Veränderungen der Plazenta verursacht worden sein und/oder durch Entzündungsbotenstoffe, die durch diese in den Körper des Kindes gelangt sind.

Sars-CoV-2 im Babyhirn

Eine Autopsie des verstorbenen Kindes zeigte zudem einen Befall seines Gehirns mit Sars-CoV-2. Das liesse darauf schliessen, dass Hirnschädigungen auch direkt durch eine Infektion des Kindes verursacht werden könnten, so die Forscher. Die Autorinnen und Autoren betonen aber ausdrücklich, dass es sich um sehr seltene Vorfälle handele.

Impfungen schützen auch das Kind

Sie empfehlen Schwangeren und Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sich gegen Sars-CoV-2 impfen zu lassen. Im Falle einer Infektion sollten sie die Kinder auf mögliche Entwicklungsstörungen hin beobachten lassen.

Schon früh während der COVID-19-Pandemie beobachteten die Neonatologen bei Neugeborenen, die von Covid-19-positiven Müttern geboren, bei der Geburt selbst aber negativ getestet worden waren, vorübergehende Lungenerkrankungen sowie mitunter Blutdruckprobleme. Die betroffenen Kinder hatten sich jedoch in der Regel vollständig erholt.

Autoren- & Quelleninformationen

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Benny, M. et al.: Maternal SARS-CoV-2, Placental Changes and Brain Injury in 2 Neonates, Pediatrics, 6. April 2023, DOI: 10.1542/peds.2022-058271
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