Scharchende Frau

Schnarchen: Für Frauenherzen riskanter

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Frauen schnarchen deutlich seltener als Männer. Wenn sie es aber tun, belastet das ihr Herz offenbar stärker: Es drohen unter anderem Herzschwäche und Infarkt.

Schnarchen ist nicht nur ein Problem für den Bettnachbarn. Zumindest wenn nächtliche Atemaussetzer (obstruktive Schlafapnoe) hinzukommen, kann es für den Schnarcher selbst sogar gefährlich werden. Besonders bei Frauen.

Atemaussetzer in der Nacht

Während der Atemaussetzer sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut rapide ab. Der Körper reagiert mit einer Weckreaktion: Blutdruck und Herzfrequenz klettern nach oben – und das oft viele Male pro Nacht. Auch wenn sich der Betroffene daran nicht erinnert, er fühlt sich am nächsten Morgen wie zerschlagen. Langfristig kann diese Belastung eine Herzschwäche verursachen.

Forscher um Adrian Curta vom Klinikum der Universität München haben die Befunde von rund 5.000 Personen ausgewertet, deren Herz im Magnetresonanztomografen (MRT) untersucht worden war. Die Befunde verglichen sie mit Angaben der Teilnehmer dazu, ob sie schnarchten oder sogar unter einer bekannten obstruktiven Schlafapnoe litten.

Verdickte Herzwände

„Sowohl bei den Schnarchern als auch bei den Teilnehmern mit obstruktiver Schlafapnoe konnten wir eine Zunahme der linksventrikulären Masse feststellen“, sagt Adrian Curta vom Klinikum der Universität München.

Im Klartext. Das ist ein Hinweis auf eine Linksherzhypertrophie. Dabei ist der Herzmuskel überlastet und verdickt. Langfristig erschwert das dem Herzen die Arbeit und kann gravierende Folgen haben. Zum Beispiel eine Linksherzschwäche mit Leistungseinbussen und Atemnot, aber auch Vorhofflimmern und andere Rhythmusstörungen oder sogar ein Herzinfarkt oder plötzlicher Herztod.

Schlafapnoe bliebt oft unerkannt

Da Schnarchen als ungefährlich gilt, gehen die Forscher davon aus, dass bei vielen Schnarchern die Schlafapnoe bislang unerkannt geblieben war. Dafür spricht auch, dass auffällig wenig Teilnehmer eine Schalapnoe-Diagnosen erhalten hatten.

Vor allem bei den Frauen: Bei ihnen traten Veränderungen der linken Herzseite bereits auf, wenn sie lediglich angegeben hatten, zu schnarchen. „Die Herzfunktion scheint bei Frauen schneller zu leiden als bei Männern“, erklärt Curta.

Curta betont, wie wichtig es sei, dass schnarchende Männer und Frauen sich auf eine obstruktive Schlafapnoe hin untersuchen lassen. Einen Hinweis dafür könne bereits der Partner liefern, der einen während des Schlafs beobachtet. Noch sicherer sei es, die Atmung während des Schlafes in einem Schlaflabor testen zu lassen.

Atemmaske gegen Sauerstoffmangel

Nächtliche Atemaussetzer werden mit einer speziellen Atemmaske behandelt. Die sorgt für einen höheren Luftdruck und hält so die Atemwege offen. Mitunter reichen aber schon Änderungen im Lebensstil, um das Schnarchen zu reduzieren und nächtliche Atemaussetzer zu vermeiden. Dazu gehört ein geringerer Alkoholkonsum, insbesondere vor dem Schlafengehen, und das Abbauen überschüssiger Fettpolster.

Schnarchen kommt mit dem Alter

Schnarchen ist ein verbreitetes Phänomen. Mit zunehmendem Alter erschlafft nicht nur die Haut, auch der Rachen verliert an Spannkraft. Nach Angaben der deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin schnarchen 20 bis 46 Prozent der Männer im mittleren bis höhere Alter. Frauen dieser Altersstufe sind zu 8 bis 25 Prozent betroffen.

Wie hoch der Anteil der Personen ist, die zusätzlich an einer obstruktiven Schlafapnoe leiden, ist unklar, da die Dunkelziffer sehr hoch zu sein scheint. Oft fällt das Problem erst auf, wenn die Betroffenen im Vorfeld einer Operation mit Narkose untersucht wurden. Von diesen waren es einer Studie zufolge immerhin 22 bis 82 Prozent. Bekannt ist sie bei lediglich bei 37 Prozent der Männer und 2 bis 5 Prozent der Frauen.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Philipp Fassbender et al.: Obstructive sleep apnea—a perioperative risk factor, Dtsch Arztebl Int 2016; 113(27-28): 463-9; DOI: 10.3238/arztebl.2016.0463
  • Pressemitteilung; Radiological Society of North America. "Snoring poses greater cardiac risk to women.", Dez. 2018
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