Junge menschen am Elbstrand

Sars-CoV-2: Was macht der Sommer mit dem Virus?

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Manche Viren sind „wetterfühlig“: Grippeviren beispielsweise werden vor allem im Wintermonaten übertragen. In der wärmeren Jahreszeit hingegen breiten sie sich kaum aus. Gilt das auch für Sars-CoV-2? Studien zeigen: Eine besondere Bedeutung für die Ausbreitung hat vor allem ein spezieller Klimafaktor.

Trotz gelockerter Kontaktbeschränkungen bleiben die Ansteckungsraten - abgesehen von lokalen Ausbrüchen - stabil. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und UV-Einstrahlung könnten dazu beitragen. Forscher des Mount Auburn Hospital haben daher den Einfluss dieser Faktoren auf die COVID-19-Zahlen untersucht. Dazu griffen sie auf Daten zurück, die im Frühjahr 2020 in den USA erhoben worden waren.

Kälte begünstigt, Wärme bremst - ein wenig

Tatsächlich breitet sich das Coronavirus bei Kälte stärker aus als bei Wärme. Bei Aussentemperaturen von einem Grad und niedriger traten Neuinfektionen vergleichsweise häufig auf, fanden die Forscher.

Mit steigenden Temperaturen nahmen die Fallzahlen ab. Allerdings galt dies nur bis Temperaturen bis 11 Grad Celsius. Stiegen die Temperaturen weiter, dämpften sie das Infektionsgeschehen allerdings kaum zusätzlich. Die zu erwartende sommerliche Hitze wird also keinen gravierenden Einfluss auf die Pandemie haben. Auch ein höherer UV-Index kann die Ausbreitung reduzieren – der Effekt ist aber recht gering.

„Es ist unwahrscheinlich, dass die Ausbreitung der Erkrankung im Sommer nur aufgrund der Temperaturen dramatisch zurückgeht“, sagt Studienleiter Shiv Sehra vom Mount Auburn Hospital, der auch an der Harvard Medical School unterrichtet.

Warum die Luftfeuchtigkeit entscheidend ist

Allerdings könnte ein anderer klimatischer Faktor einen deutlich grösseren Einfluss haben: die Luftfeuchtigkeit. „Wenn diese niedriger ist, schrumpfen die Aerosole”, erklärt Prof. Michael Ward, Epidemiologe an der Universität Sydney. Dabei handelt es sich um winzige Tröpfen, die beim Sprechen, Niesen oder Husten - aber auch beim blossen Atmen ausgestossen werden und bei Infizierten Coronaviren enthalten.

Die geschrumpften infektiösen Tröpfchen sind leichter und könnten länger in der Luft stehen. Das erhöhe die Gefahr, andere Leute anzustecken. „Wenn die Luft feuchter ist, bleiben die Tröpfchen grösser. Sie fallen dann eher zu Boden”, so der Forscher.

Tatsächlich hatten der Forscher und sein Team ermittelt, dass eine Abnahme der Luftfeuchtigkeit um ein Prozent die Zahl der Covid 19-Fälle um sechs Prozent steigen liess.

Wieder mehr Infektionen im Winter?

Covid -19 könnte demnach eine saisonale Erkrankung sein, die in Zeiten geringerer Luftfeuchtigkeit verstärkt zurückkehrt. Da die Luft bei kälteren Temperaturen weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann, könnte im Winter die Schlagkraft der Viren deutlich höher sein. „Feuchtigkeit könnte dabei der Hauptantreiber sein – stärker noch als kalte Temperaturen“

In Regionen mit geringer Luftfeuchtigkeit oder in Perioden, in denen die Luftfeuchtigkeit abnimmt, könnte auch während der Sommermonate ein höheres Risiko bestehen, dass das Virus sich erfolgreicher ausbreitet. „Wir müssen also wachsam bleiben“, sagt Ward.

Der Forscher und sein Team hatten rund 750 Fälle von Covid-19 ausgewertet, die zwischen dem 26. Februar und dem 31 März 2020 aufgetreten waren – die meisten von ihnen im Raum Sydney und New South Wales. Dabei verknüpften sie die Postleitzahlen der Patienten mit den Daten der nächstgelegenen Wetterstationen bezüglich Niederschlag, Temperaturen und Luftfeuchtigkeit.

Aufenthalt im Freien schützt

Dass sich Sars-CoV-2 an warmen Tagen weniger stark ausbreite als an kühlen, dazu könnte noch ein anderer Faktor entscheidend beitragen: Im Sommer halten sich die Menschen viel häufiger im Freien auf. Dort verblasen die Luftbewegungen virushaltige Aerosole aber schnell. Die Gefahr, sich draussen anzustecken, ist Untersuchungen zufolge 18-mal geringer als in geschlossenen Räumen.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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