Rheuma: Gefahr für Herz und Gefäße
Rheuma betrifft nicht nur die Gelenke: Die damit oft einhergehenden Entzündungsprozesse können auch Herz und Gefässe schädigen. Was können Betroffene tun?
Menschen mit rheumatischen Erkrankungen leiden vor allem unter Schmerzen in Gelenken oder auch Weichteilen. Dabei gerät schnell aus dem Blick, dass die Erkrankung auch Herz und Gefässe in Mitleidenschaft zieht.
Chronische Entzündungsprozesse schädigen auch Gefässe
Das kann dann der Fall sein, wenn dem Rheuma chronische Entzündungsprozesse zugrunde liegen: Dabei entzünden sich häufig auch die Wände der Blutgefässe. Sie verhärten sich, und es bilden sich Ablagerungen (Plaques) - der Beginn einer sogenannten Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Der Zustand der Gefässe entspricht dann häufig dem von zehn Jahre älteren Personen.
Eine Arteriosklerose bereitet den Boden für vielerlei Herz- und Gefässerkrankungen – darunter Herzinfarkt, Herzschwäche oder auch Schlaganfall. „Solche Erkrankungen treten bei Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen häufiger auf als bei Gesunden“, erklärt Prof. Udo Sechtem, Herzspezialist am Cardiologicum Stuttgart und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Herzstiftung.
Warnsignale: Brustschmerzen und Luftnot bei Belastung
Vor allem die Arterien, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen (Herzkranzgefässe), sind häufiger durch Arteriosklerose verengt und versteift. „Koronare Herzkrankheit“ nennen Mediziner einen solche Zustand. Typische Anzeichen für dieses Krankheitsbild sind plötzliche Brustschmerzen sowie Luftnot bei Belastungen, die zuvor problemlos bewältigt wurden.
„Solche Symptome sollte man ernst nehmen und umgehend den Arzt aufsuchen“, empfiehlt Sechtem. „Die Ablagerungen in den Gefässen drohen schneller aufzureissen und leiten Katastrophen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ein“, so der Kardiologe.
Mehrfachbelastung besonders gefährlich
Diese Gefahr steigt insbesondere dann, wenn folgende Faktoren zur rheumatischen Erkrankung hinzukommen:
- erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin)
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Übergewicht
Medikamente plus Lebensstil
Mit Medikamenten lassen sich die zerstörerischen Entzündungsprozesse im Körper eindämmen. Das reduziert nicht nur Schmerzen und beugt – bei Rheumatoider Arthritis - Gelenksveränderungen vor, sondern schützt auch die Gefässe. Hinzu kommen gegebenenfalls Medikamente gegen Bluthochdruck und Cholesterinsenker.
Ebenso wichtig ist es aber, als Betroffener Lebensstilfaktoren zu beherzigen, die Herz und Gefässe schützen:
- herzgesunde Ernährung (z.B. Mittelmeerdiät)
- Verzicht aufs Rauchen
- Erlernen einer Entspannungstechnik (Meditation, autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson)
- körperliche Aktivität (mind. 150 Minuten moderates oder 75 Minuten intensives Training pro Woche, www.bzga.de)
Vorsorge: Für Rheuma-Patienten besonders wichtig
Um drohende Komplikationen zu vermeiden, sollen sich Rheumakranke mindestens alle fünf Jahre gründlich durchchecken lassen. Zu den Vorsorgeuntersuchungen gehören:
- Blutuntersuchungen
- Ultraschalluntersuchung des Herzens und der Gefässe
- Elektrokardiogramm (EKG)
- bildgebende Verfahren (CT, MRT)
Mit letzteren lassen sich Durchblutungsstörungen des Herzens und Ablagerungen in den Gefässen aufspüren.
Fast jeder Vierte hat Rheuma
In Deutschland leiden etwa 20 Millionen Menschen an einer rheumatischen Erkrankung – das ist nahezu jeder Vierte. Zum rheumatischen Formenkreis zählen unter anderem die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, die autoimmun bedingt sind. Dabei wendet sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe wie Knochen- und Knorpelgewebe. Im Körper tobt daher ein ständiges Entzündungsgeschehen.
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Autoren- & Quelleninformationen
- Rheuma: Herz und Gefäße leiden oft mit, Pressemitteilung Deutsche Herzstiftung, 06.07.2020