Augen reiben bei Juckreiz

Neurodermitis: Riskante Bindehautentzündung durch Pollen

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Die Pollensaison ist in vollem Gange. Vielen bescheren die fliegenden Pflanzenstäube jetzt gerötete und juckende Augen. Neurodermitiker müssen dann besonders aufpassen: „Sie sind besonders anfällig für eine nicht-infektiöse Bindehautentzündung“, erklärt Prof. Philip Maier von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg.

Diese könne durch Pollen ausgelöst oder verstärkt werden und dann besonders schwer verlaufen. Mediziner bezeichnen sie als atopische Keratokonjunktivitis (AKK). „Sie kann unbehandelt Hornhautkomplikationen verursachen und damit das Sehvermögen bedrohen“, betont der Ophthalmologe.

Hautrisse und Schuppen sind Alarmsignale

Eine AKK äussert sich zunächst wie eine „normale“ Bindehautentzündung: Die Augen tränen, sind gerötet und jucken, und der Patient verspürt oft ein Fremdkörpergefühl im Auge. Allerdings fallen die Symptome häufig stärker aus als bei einer rein allergischen Konjunktivitis.

Und es gibt wichtige Unterschiede: die Lidkante verdickt sich, am unteren Augenlid treten Hautveränderungen wie Schuppungen, Falten sowie kleine Hautrisse auf. Auch besserten sich die Beschwerden trotz pflegender Massnahmen nicht oft über lange Zeit, erklärt Maier.

Im Extremfall droht Erblindung

Bei schweren Verläufen können an der Hornhaut oberflächliche Defekte bis hin zu Geschwüren entstehen, oder es wachsen Blutgefässe ein, was im Extremfall bis zur Erblindung aufgrund einer vollständigen Trübung der Hornhaut führt. Starkes Augenreiben kann einer neuen Studie zufolge Hornhautkomplikationen weiter fördern. Vor allem Kindern fällt es schwer, das Jucken auszuhalten.

Ursache für die Komplikation könnte Filaggrin sein, ein Strukturprotein, das in der Haut aber auch der Hornhaut des Auges zu finden ist. Bei Patienten mit Neurodermitis verläuft die Filaggrin-Produktion fehlerhaft ist, so der Forscher.

Neurodermitiker sollten mit Beschwerden zügig zum Arzt

„Wer unter Neurodermitis leidet und Anzeichen einer Bindehautentzündung bemerkt, sollte rasch einen Augenarzt aufsuchen“, rät Maier. Dies gilt auch, für Personen, die lediglich Neurodermitiker in der Familie haben. Auch bei ihnen ist eine verdeckte atopische Veranlagung möglich.

„Auf das Tragen von Kontaktlinsen sollte während einer Bindehautentzündung grundsätzlich zunächst verzichtet werden“, fügt der DOG-Experte hinzu.

Regelmässige augenärztliche Kontrollen

Um eine AKK in den Griff zu bekommen, ist tägliche Lidrandpflege nötig. Dazu gehört die Lidränder vorsichtig mit feuchten Wattepads oder Wattestäbchen zu reinigen. Auch das Auflegen einer Wärmemaske, die in der Mikrowelle oder im Backofen erhitzt wird, hilft.

Gegen Trockenheit und Juckreiz helfen Gele oder Tränenersatzmittel ohne Konservierungsstoffe, die auch Pollen auswaschen. Bei starkem Juckreiz können mehrmals täglich antiallergische Augentropfen geträufelt werden (z.B. Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren). Sie können die Ausschüttung von Histamin verhindern - oder unterdrücken dessen Wirkung zumindest und lindern so die Allergiebeschwerden.

„In hartnäckigen AKK-Fällen kommen immunmodulatorische Augentropfen zum Einsatz, etwa Ciclosporin A“, erläutert Maier. Bei sehr schweren Verläufen können auch sind chirurgische Eingriffe an den Augenlidern und der Augenoberfläche notwendig werden.

Regelmässige augenärztliche Kontrollen sind bei einer AKK besonders wichtig, um Spätfolgen zu vermeiden. „Und für die Behandlung der Grunderkrankung, die Neurodermitis, muss ein Allergologe oder Dermatologe hinzugezogen werden“, betont Maier.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Autor:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Pressemitteilung der Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, 23.04.2020Ben-Eli, Hadasaet al: Pathogenesis and complications of chronic eye rubbing in ocular allergy, Current Opinion in Allergy and Clinical Immunology: October 2019 - Volume 19 - Issue 5 - p 526-534, doi: 10.1097/ACI.0000000000000571
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich