Neuer Wirkstoff: Fortschritt in der Neurodermitis-Behandlung

Schwere Formen von Neurodermitis können bislang nicht in allen Fällen zufriedenstellend behandelt werden. Ein neuer Wirkstoff in Tablettenform könnte in Zukunft die Therapieerfolge deutlich verbessern.
Atopische Dermatitis ist eine chronische Hauterkrankung: Betroffene leiden an trockener, schuppiger Haut und quälendem Juckreiz. Nicht selten kommt es – sofern die Hautareale sichtbar sind – zu einer gesellschaftlichen Stigmatisierung. In der westlichen Welt sind rund ein bis zwei Prozent aller Erwachsenen und bis zu 11 Prozent aller Kinder im Vorschulalter von der Erkrankung betroffen. Ein neuer Therapieansatz könnte auch bei schweren Formen der Neurodermitis zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden führen.
+++ Mehr zum Thema: Behandlung der Neurodermitis +++
Therapieerfolg abhängig von Schwere der Erkrankung
- Leichte Formen von Neurodermitis lassen sich zumeist gut mit äußerlichen Behandlungen in den Griff bekommen. Bei schwerer Neurodermitis sind die Therapieerfolge jedoch bislang bescheiden.
- Bei leichteren Formen kommen vor allem lokal angewendetes Kortison und Calcineurin-Inhibitoren zum Einsatz.
- Cyclosporine und Antikörper-Therapien sind das Mittel der Wahl bei schwerer Neurodermitis.
- Doch nicht alle Therapieformen sind für alle Betroffenen gleichermaßen gut geeignet: Nebenwirkungen oder auch die Verabreichung in Form von Injektionen führen insbesondere bei Kindern dazu, dass die Behandlung oftmals nicht gut toleriert wird.
+++ Mehr zum Thema: Neurodermitis – den Juckreiz austricksen +++
Studie mit neuem Wirkstoff
Forscher der MHH und der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) haben nun einen neuen Therapieansatz getestet. Die Wirkung des "Histamin-4-Rezeptor-Blockers" scheint vielversprechend: Er unterbricht den Entzündungsprozess und lindert durch Unterbindung der Histaminwirkung den Juckreiz. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin "Journal of Allergy and Clinical Immunology" veröffentlicht.
In der aktuellen Untersuchung hat sich das Hautbild aller 98 Patienten innerhalb von acht Wochen deutlich verbessert:
- Rötungen,
- Bläschen
- und Kratzspuren
waren etwa um die Hälfte reduziert.
Tablette statt Spritze
Besonders vorteilhaft ist auch die Form der Verabreichung des neuen Medikaments: Im Gegensatz zu anderen Neurodermitismitteln muss es nicht gespritzt werden, sondern wird als Tablette eingenommen. Dies stellt insbesondere in der Therapie von Kindern eine große Erleichterung dar. Auch in Bezug auf Nebenwirkungen schenkt der neue Wirkstoff Hoffnung: Laut Aussage der Wissenschafter waren in der aktuellen Untersuchung keine Nebenwirkungen zu beobachten, die auf die Gabe des Medikaments zurückzuführen waren.
Weitere Studien nötig
Im nächsten Schritt wird die Wirkung des "Histamin-4-Rezeptor-Blockers" im Rahmen einer großen internationalen Studie mit rund 400 Betroffenen erprobt. Dabei steht vor allem die optimale Dosierung im Vordergrund. Die Forscher hoffen, die Ergebnisse rasch in die klinische Anwendung übertragen zu können.
Autoren:
Mag. Astrid Leitner
Redaktionelle Bearbeitung:
Mag. Julia Wild
Weitere Artikel zum Thema
Ursachen und Auslöser für Neurodermitis
Bis heute ist nicht bis ins letzte Detail geklärt, wie genau entsteht. Sicher ist allerdings, dass dabei eine ganze Reihe unterschiedlicher Faktoren …
Neurodermitis - Abgrenzung zu anderen Erkrankungen
Vor allem bei Säuglingen und im frühen Kindesalter kann die Abgrenzung von Neurodermitis zu anderen Ekzemformen sowie zu einigen anderen Hautleiden …
Lebensqualität bei Neurodermitis: Erwachsene
Neurodermitis-Patienten fühlen sich in ihrer Lebensqualität durch Juckreiz und Schlaflosigkeit oft stark beeinträchtigt.