Frau mit starken Bauchschmerzen

Neue Behandlung bei Endometriose in Sicht?

Von , Medizinredakteurin
Lisa Vogel

Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

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Ein Antibiotikum könnte der Schlüssel zu einer neuen Behandlungsform bei Endometriose sein. Durch seine Wirkung auf bestimmte Darmkeime werden die schmerzhaften Schleimhaut-Wucherungen reduziert.

Bei einer Endometriose wandern Gebärmutterschleimhautzellen in Körperregionen, in die sie nicht gehören. Bei jeder Regelblutung reagieren sie entsprechend. Es bilden sich Wucherungen und Zysten. Sie entstehen an Eierstöcken, Eileitern am Darm oder im Bauchraum. Das ist häufig sehr schmerzhaft und kann Unfruchtbarkeit verursachen. Bislang gibt es kein Medikament, das gegen Endometriose wirkt.

Darmbakterien beeinflussen Endometriose

Wissenschaftler der Washington University School of Medicine in St. Louis wollten in einem Versuch den Einfluss von Darmbakterien auf Endometriose untersuchen. Dazu pflanzten sie Mäusen zunächst wuchernde Schleimhaut-zellen ein. Im Anschluss veränderten sie die Darmflora der Tiere mittels verschiedener Antibiotika.

Metronidazol lässt Wucherungen schrumpfen

Bei der Auswertung machten sie eine überraschende Entdeckung: Nach 21 Tagen stellten sie fest, dass die Endometriose-Wucherungen der Mäuse, die mit dem Breitbandantibiotikum Metronidazol behandelt wurden, deutlich zurückgegangen waren. Die übrigen getesteten Antibiotika zeigten keine Wirkung auf den Umfang der Wucherungen.

Die Wissenschaftler vermuten, dass bestimmte Darmmikroben die Endometriose-Wucherungen befeuern und die Beschwerden verstärken. Das Antibiotikum beseitigt diese Bakterien und beeinflusst so indirekt die Schleimhaut-Wucherung.

Neue Behandlungsmethode in Sicht?

„Unser ursprüngliches Ziel war es, zu verstehen, wie diese Darmbakterien mit Endometriose in Verbindung gebracht werden können.", sagt Ramakrishna Kommagani, Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie am Center for Reproductive Health Sciences der Washington University und leitender Forscher der Studie. Ob sich die Ergebnisse des Mausmodells auf den Menschen übertragen lassen, müssen allerdings noch weitere Untersuchungen klären.

Bislang stehen Betroffenen nur zwei Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die eine sind hormonelle Medikamente, die den Zyklus beeinflussen und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut unterdrücken. Die zweite Option ist die operative Entfernung der Endometriose-Herde. Doch die bilden sich häufig immer wieder neu.

Gebärmutterzellen wandern aus

Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibs-Erkrankungen bei Frauen. Zellen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) wandern dabei in umliegendes Gewebe und beginnen dort zu wuchern. Während des Monatszyklus wachsen diese Ansiedlungen ebenso wie die Gebärmutterschleimhaut. Das verursacht krampfartige Schmerzen während der Menstruation und Zystenbildung. Wuchert das Gewebe an Eileitern und Eierstöcken, kann das zu Unfruchtbarkeit führen.

Wahrscheinlich sind fünf bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter von Endometriose betroffen. Die Erkrankung kann auch ohne Symptome verlaufen und wird häufig nur zufällig entdeckt.

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Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

Quellen:
  • Berufsverband der Frauenärzte: Endometriose (https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/, Abruf am 08.05.2019)
  • Kommagani, Ramakrishna et al.: Antibiotic therapy with metronidazole reduces endometriosis disease progression in mice: a potential role for gut microbiota, Human Reproduction, 30.04.2019, https://doi.org/10.1093/humrep/dez041
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