Schwangere Frau

mRNA-Impfstoffe: Auch für Schwangere unbedenklich

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Noch werden Schwangere nur in Ausnahmefällen gegen Covid-19 geimpft. Das könnte sich bald ändern: Eine grosse Studie belegt, dass zumindest mRNA-Impfstoffe wie die von BioNTech und Moderna für Mutter und Kinder ebenso risikoarm sind wie für die übrige Bevölkerung.

Vor dem Hintergrund einer weiteren Studie ist das besonders bedeutsam: Diese zeigt nämlich, dass das Risiko schwerer Erkrankungen für infizierte Schwangere doch höher ist, als es zunächst den Anschein hatte.

Kein Hinweis auf häufigere Impfkomplikationen

Das Ergebnis einer Untersuchung von rund 35 600 Schwangeren, die einen mRNA-Impfstoff erhalten hatten, ist darum eine gute Nachricht: Daten aus den USA liefern keine Hinweise auf häufigere Komplikationen bei geimpften Schwangeren.

Fehl- und Frühgeburten – wohl mit die grösste Sorge schwangerer Frauen – traten bei ihnen nicht häufiger auf als vor der Pandemie.

Das Nebenwirkungsprofil fiel allerdings etwas anders aus als bei Nichtschwangeren – so berichteten geimpfte Schwangere häufiger von Schmerzen an der Einstichstelle. Dafür litten sie aber seltener unter Kopf- und Muskelschmerzen und Fieber.

Schwangere Frauen sind in der Regel noch recht jung und insofern weniger empfänglich für schwere Verläufe von Covid-19. Doch auch unter ihnen gibt es Frauen, die besondere Risikofaktoren mitbringen: Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck beispielsweise.

Impfungen für schwangere Risikopatientinnen schon jetzt möglich

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Schwangeren aufgrund der bisher fehlenden Daten zwar noch keine Impfung. Sie schreibt aber: Schwangeren, die aufgrund einer Vorerkrankung ein höheres Risiko für schwere Covid-19-Verläufe hätten, könne „nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung eine Impfung angeboten werden.“

Um werdende Mütter und die Kinder zusätzlich zu schützen, können nahe Angehörige sich also auch jetzt schon priorisiert impfen lassen.

Kinder geimpfter Mütter erhalten Antikörper über die Muttermilch

Erkrankt die Mutter nicht, bewahrt das auch das Kind vor Schaden. Und noch einen Zusatznutzen bietet eine Impfung für das Neugeborene: So haben vorangegangene Studien gezeigt, dass Neugeborene über die Muttermilch mit Sars-CoV-2-Antikörper erhalten.

Mehr Covid-19-Risiken für Mutter und Kind als bislang gedacht

Dass nicht nur vorerkrankte werdende Mütter eine Impfung erwägen sollten, zeigt ausserdem eine andere Studie: Der zufolge geht eine Infektion mit Sars-CoV-2 mit höheren Risiken für Mutter und Kind einher als bislang gedacht.

Das Forscherteam um Aris T. Papageorghiou von der Universität Oxford, hat eine besonders aussagekräftige Untersuchungsstrategie gewählt: Sie haben rund 700 Schwangere, die sich mit Sars-CoV-2 angesteckt hatten, 1400 werdenden Müttern gegenübergestellt, die ohne Infektion durch die Schwangerschaft kamen.

Dabei achteten die Forscher darauf, dass die beiden Gruppen unter andrem in puncto Alter, Vorerkrankungen, Bildung, Tabak- und Alkoholkonsum sowie Beziehungsstatus gut übereinstimmten. Lediglich ein etwas höherer Teil der infizierten Frauen war übergewichtig, (48,6 gegenüber 41,2 Prozent), was das Risiko für schwere Verläufe erhöht.

Die Mütter stammten aus 18 Ländern und vier Kontinenten – Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und Europa. Deutschland war nicht darunter.

Erhöhte Sterblichkeit?

Die Auswertung ergab, dass das Sterberisiko der Mütter im Beobachtungszeitraum mit 1,6 Prozent zwar nicht unbedingt alarmierend war – aber doch 22-mal höher als unter den nicht infizierten Müttern (11 Sterbefälle bei 700 Infizierten versus einem Sterbefall unter 1400 Corona-freien).

Festzuhalten ist jedoch, dass die Sterbefälle überwiegend in weniger gut medizinisch versorgten Ländern auftraten.

Auch andere Risiken waren erhöht: Das Risiko für bakterielle Infektionen war für Sars-CoV-2-Patientinnen dreimal höher, und das Risiko auf die Intensivstation verlegt werden zu müssen, fünfmal höher als für Covid-freie werdenden Mütter.

Höheres Risiko für Präeklampsie

Besonders beachtlich ist, dass auch das relative Risiko, eine Präeklampsie beziehungsweise Eklampsie zu erleiden, für sie um 76 Prozent höher lag. Dabei handelt es sich um schwere Schwangerschaftskomplikationen, die mit erhöhtem Blutdruck, Ödemen und übermässiger Eiweissausscheidung einhergehen. Bei der Eklampsie kommen gefährliche Krampfanfälle hinzu. Vier der infizierten Mütter verstarben daran. Wie genau eine Sars-CoV-2 Infektion dazu beitragen kann, ist noch ungeklärt.

Auch die Kinder sind gefährdeter

Auch die Kinder waren gefährdeter: Abgesehen davon, dass mehr als die Hälfte mit einer Sars-CoV-2-Infektion zur Welt kam, erkrankten Neugeborene häufiger schwer oder starben häufiger, wenn die Mütter sich mit Sars-CoV-2 infiziert hatten.

Für die Entscheidung für oder gegen eine Impfung bieten die drei Studien somit Schwangeren eine zusätzliche Entscheidungsgrundlage. Dass die Impfungen selbst für werdende Mütter und ihre Kinder wenig riskant sind, ist für alle eine wichtige Information.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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