Illustration einer Drittimpfung.

Moderna und BioNTech: Als Booster gleichwertig

Von , (Bio-)Chemiker
Dr. Maximilian Reindl

Maximilian Reindl studierte Chemie und Biochemie an der LMU in München und ist seit Dezember 2020 Mitglied der NetDoktor-Redaktion. Er arbeitet sich für Sie in medizinisch-naturwissenschaftliche und gesundheitspolitische Themen ein, um diese gut verständlich und nachvollziehbar aufzubereiten.

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Auf bis zu 50 Millionen Impfdosen von Comirnaty und Spikevax können Ärzte noch in diesem Jahr zurückgreifen. Eigentlich genug, um die Booster-Impfkampagne spürbar voranzutreiben und allen Impfwilligen ein zeitnahes Angebot zu unterbreiten.

Für Aufregung sorgte in diesem Zusammenhang die Äusserung des Gesundheitsministers Jens Spahn: Die Bestellmengen des BioNTech-Impfstoffs sollen in nächster Zeit auf maximal 30 Dosen pro Arztpraxis pro Woche gedeckelt werden. Alternativ sollen Ärzte daher (zunächst) bevorzugt auf den Moderna-Impfstoff (Spikevax) ausweichen.

Grund: Der BioNTech-Impfstoff könnte (vorübergehend) knapp werden – die Bestände des Moderna-Vakzins hingegen sind gefüllt und nähern sich sogar im nächsten Frühjahr dem angegebenen Verfallsdatum.

Diese Aussage des Gesundheitsministers stiftet nun Verunsicherung in der aktuell laufenden Booster-Impfkampagne. Doch macht es überhaupt einen Unterschied, ob man nun den Impfstoff von BioNTech/Pfizer oder den von Moderna zur Auffrischung erhält?

Macht es einen Unterschied, mit welchem mRNA-Impfstoff geboostert wird?

Aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht lautet die Antwort: nein. Beide Präparate sind sehr gute, sehr wirksame und sichere Impfstoffe. Beide können in einem heterologen (gekreuzten) Impfschema verwendet werden.

Und zwar unabhängig davon, ob zuvor eine Grundimmunisierung mit dem einen, oder dem anderen Präparat erfolgte. Es besteht daher kein medizinischer Grund einen der beiden Impfstoffe zu bevorzugen.

„Beide Impfstoffe sind gleichwertig“

Zwar handelt es sich bei Comirnaty von BioNTech und Spikevax von Moderna um zwei unterschiedliche Produkte unterschiedlicher Hersteller, doch liegt ihnen dasselbe Wirkprinzip zugrunde: Beides sind mRNA-Impfstoffe.

Auch wurden beide bereits ausgiebig erprobt, so dass gut dokumentierte Sicherheitsdaten vorliegen. Auch ihre kombinierte Anwendung ist bezüglich der Wirkung und Verträglichkeit in internationalen Studien belegt.

Mit anderen Worten: „Beide Impfstoffe sind gleichwertig“ – so die klare Einschätzung des Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts Prof. Dr. Klaus Cichutek in der Bundespressekonferenz vom 22. November 2021.

STIKO empfiehlt Moderna als reguläre Booster-Option

Drittimpfungen wirken hervorragend und erzielen sehr hohe Antikörpertiter sowie solide zelluläre Immunantworten. Sie schaffen so die Grundlage für eine bestmögliche Erregerabwehr. Dies gilt für beide Impfstoffe gleichermassen: Comirnaty und Spikevax.

Der jüngste Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) untermauert das positive Sicherheitsprofil einer Spikevax-Booster-Impfung: Die Melderaten für (schwere) unerwünschte Impfereignisse liegen bei rund 0,1 pro 1.000 Auffrischimpfungen.

Damit liegt sie ebenso niedrig wie die Melderate des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs. Die Zahl an unerwünschten Ereignissen ist bei beiden Booster-Impfoptionen äusserst gering.

Die STIKO empfiehlt dementsprechend Auffrischimpfungen mit Spikevax allen Personen ab 30 Jahren.

Schwangere Frauen (ab dem zweiten Trimenon) und Personen der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren sollen jedoch weiterhin Comirnaty erhalten. Der Grund: In diesen Personengruppen liegt das Risiko für eine sehr seltene Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach Impfung mit Spikevax – verglichen mit dem BioNTech-Präparat – leicht höher.

Wie wird dosiert?

Zur Grundimmunisierung verabreichen Ärzte je 100 Mikrogramm des Moderna-Impfstoffs, zur Auffrischung werden hingegen nur 50 Mikrogramm eingesetzt. Auch mit der „halben Portion“ steigt die Menge an Antikörpern im Anschluss an die Impfung auf ausgesprochen gute Werte.

Übrigens: Erhält eine Person einen Moderna-Booster, die zuvor mit einem der Vektorimpfstoffe von AstraZeneca oder Johnson & Johnson grundimmunisiert wurde, verwenden Ärzte jedoch die „volle Dosis“ 100 Mikrogramm.

Wie oft werden wir „boostern“ müssen?

Diese Frage lässt sich noch nicht abschliessend beantworten. Doch so viel steht fest: Alle zugelassenen Coronavirus-Impfstoffe trainieren die Körperabwehr auf das Spike-Protein des Coronavirus. Und jede einzelne Impfgabe setzt einen weiteren starken Impuls für das Immunsystem, Abwehrkräfte gegen den Erreger Sars-CoV-2 zu mobilisieren und sein immunologisches Gedächtnis zu festigen.

Je öfter ein solcher Reiz gesetzt wird, desto besser ist das Immunsystem somit für die Virusabwehr im Ernstfall gerüstet. Sollte das Coronavirus auch in den nächsten Jahren lang und heftig grassieren, dann sind auch weitere (zukünftige) Auffrischimpfungen über die Drittimpfung hinaus wahrscheinlich.

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