Fisch, Oliven & andere Nahrungsmittel, die reich an gesunden Fettsäuren sind

Migräne: Auf die richtigen Fettsäuren kommt es an

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Die Auswahl der Fette, die Migränepatienten zu sich nehmen, könnte erheblichen Einfluss auf die Kopfschmerzattacken haben. Mehr Fisch-, weniger Sonnenblumenöl lautet die Devise.

Migräneattacken können Menschen aus dem Alltag hebeln. Betroffene dämmern dann hinter geschlossenen Vorhängen vor sich hin, bis Schmerz und Übelkeit nachlassen. Bei manchen treten die Anfälle zudem sehr häufig auf – eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit.

Mehr Fisch-, weniger Sonnenblumenöl

Forscher vom National Institute on Aging in Baltimore haben herausgefunden, dass eine Ernährungsumstellung einiges bewirken könnte: In einer Studie konnten sie zeigen, dass die Anzahl und Schwere der Attacken bei vielen der teilnehmenden Migränikern erheblich nachliessen, wenn sie Pflanzenöle mit Linolsäure vermieden und darüber hinaus mehr Fischöl zu sich nahmen.

Im Zentrum des Interesses stehen dabei zwei Omega-3-Fettsäuren, die wichtige Bestandteile von Fischöl sind: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). „Wer mehr EPA und DHA über die Nahrung zu sich nimmt, hatte auch entsprechend höhere Werte im Blut. Zudem steigen die Spiegel von schmerzlindernden Oxylipinen, die aus DHA gebildet werden“, erklärt Daisy Zamora auf Nachfrage von NetDoktor.

Fischöle lindern Schmerzen

Die Forscher gehen davon aus, dass solche Oxylipin-Abkömmlinge schmerzlindernde Eigenschaften entfalten können, wenn die Konzentration von EPA und DHA in Geweben steigt, die eine Rolle bei der Entstehung von Kopfschmerzen spielen. „Oxylipin-Abkömmlinge von EPA und DHA sind auch Vorläufer weiterer Stoffe mit entzündungshemmenden Eigenschaften“, sagt die Forscherin.

Einen negativen, Migräne verstärkenden Effekt scheint die Linolsäure (nicht zu verwechseln mit Linolensäure) zu haben. Dabei handelt es sich um eine zweifach gesättigte Omega-6-Fettsäure. Frühere Studien haben Hinweise darauf gefunden, dass sie Entzündungen befeuern kann, beispielsweise über die verstärkte Produktion entzündungsförderlicher Stoffe (u.a. Eicosanoide) und die Blockierung antientzündlicher körpereigener Stoffe.

Linolsäure ist in wechselnden, aber hohen Anteilen beispielsweise in Traubenkern- und Distelöl enthalten. Aber auch häufig verwendete Öle wie Weizenkeim-, Maiskeim- und Sonnenblumenöl enthalten hohe Anteile dieser Fettsäure.

„Extra vergine“ und Butter

„Wir haben linolsäurereiche Öle in der Ernährung unserer Probanden durch linolsäurearme pflanzliche Öle ersetzt“, erklärt Zamora gegenüber NetDoktor. Dazu gehörten Öle mit vielen gesättigten Fettsäuren wie Butter und Kokosnussöl, die in der Ernährung oft skeptisch betrachtet werden, aber auch Olivenöl mit dem hohen Qualitätsmerkmal „extra vergine“ und Macadamianussöl.

Für die Studie rekrutierten die Forscher 182 Teilnehmer, die an 5 bis 20 Tagen im Monat unter Migräneattacken litten. Sie wurden in drei etwa gleichgrosse Gruppen eingeteilt: Eine erhielt eine erhöhte Menge an in Fischöl enthaltenen Fettsäuren (Eicosapentaensäure + Docosahexaensäure) - nämlich mehr als 1,5 g - sowie Linolsäure in einer Menge, die maximal 7 Prozent des täglichen Energiebedarfs abdeckt. Die zweite Gruppe erhielt täglich 1,5 Gramm Fischölfettsäuren in Form von Wildlachs oder Thunfischmahlzeiten (ca. 100 g Fisch) sowie eine reduzierte Menge an Linolsäure von maximal 1,8 Prozent des Energiebedarfs.

Die dritte Gruppe fungierte als Kontrollgruppe. Sie erhielt weniger als 150 mg Fischölfettsäuren am Tag, aber rund 7 Prozent ihres Energiebedarfs in Form von Linolsäure.

Nach 16 Wochen waren die Kopfschmerzen in den beiden Gruppen mit reduzierter Linolsäure-Zufuhr deutlich seltener geworden – sowohl die Anzahl der Kopfschmerzstunden pro Tag (von maximal 2,5 bis 1,3 auf 0,5 Tage) als auch die Migränetage pro Monat verringerten sich.

Mehr Fischöl und weniger Linolsäure zu konsumieren könnte für Menschen mit schwerer Migräne demnach ein lohnender Versuch sein.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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