Krankmeldung am Telefon

Mehr Krankmeldungen durch Corona?

Von , Arzt
Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

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Die Zahl der Fehltage aufgrund einer leichten Atemwegserkrankung hat sich im März dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Das meldet zumindest die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK-Gesundheit) in einer Pressemitteilung. Eine Folge der Corona-Krise?

Die bundesweit tätige Kasse gesetzlich Versicherter hat die Zahl und Gründe von Krankschreibungen aufgrund akuter Infektionen der oberen Atemwege im März des laufenden Jahres ausgewertet.

Doppelt so viele Krankmeldungen wie 2019

Zwischen 16. und 22. März hat sich demnach die Anzahl der Menschen, die sich im Job wegen einer leichten Atemwegserkrankungen wie Husten krankgemeldet haben, im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt: Waren es 2019 noch gut 17 000 Krankschreibungen, meldeten sich ein Jahr später mit 34 600 mehr als doppelt so viele arbeitsunfähig.

Auch der kurzfristige Verlauf in diesem Jahr zeigt eine deutliche Dynamik. In der zweiten Märzwoche gingen laut Krankenkassen-Analyse 24 902 Berufstätige in den Krankenstand. Eine Woche später waren es über 10 000 mehr, eine Steigerung von etwa 40 Prozent.

Was sind die Gründe?

Über die tatsächlichen Gründe dieser Entwicklung lässt sich nur mutmassen. Einen entscheidenden Einfluss könnte die aktuell geltende Sonderregelung sein. Seit Kurzem können sich Arbeitnehmer in Zeiten der Corona-Krise telefonisch von ihrem Arzt krankschreiben lassen – 14 Tage am Stück.

Nachdem zunächst sieben Tage telefonisch möglich waren, haben sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung vor etwa zwei Wochen auf eine Ausweitung der Regelung geeinigt.

Dadurch sollen Arztpraxen entlastet und alle Beteiligten, Ärzte, Helfer/innen und Patienten vor einer gegenseitigen Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus geschützt werden.

Die Angst vor dem Arztbesuch

Vor dieser Regelung musste man sich für den AU-Schein in ein oft überfülltes Wartezimmer drängen – für viele ein abschreckendes Szenario. Schliesslich trifft man dort meist auf andere Erkrankte, an denen man sich möglicherweise noch mit zusätzlichen Erregern anstecken kann.

Nun sitzt der Betroffene bequem zu Hause und kann zum Hörer greifen. Ist für viele ein leichter Husten sonst kein Grund, sich den Stress eines Arztbesuches anzutun, ist die telefonische Krankschreibung nun ein Leichtes.

Corona-Sorge und Rücksichtnahme

Sicherlich wächst mit der Ausbreitung des Coronavirus auch die Sorge um die eigene Gesundheit. Viele sind wahrscheinlich sensibilisiert für körperliche Beschwerden und nehmen diese auch ernst. Hat einem der Husten sonst nicht viel ausgemacht, könnte er nun von einigen als Bedrohung aufgefasst werden. Manche wiederum holen sich den gelben Schein vielleicht aus Angst vor einer Ansteckung – ohne wirkliche Krankheitsanzeichen zu haben, die ein Arzt vor Ort prüfen könnte.

Die steigenden Krankmeldungen könnten aber auch gelebte Rücksichtnahme sein: Statt krank in die Arbeit zu gehen und womöglich andere mit Sars-CoV-2 anzustecken, bleibt man in Corona-Zeiten lieber zu Hause. Schliesslich arbeitet nicht jeder aus dem Home-Office.

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Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Quellen:
  • Pressemeldung der DAK-Gesundheit: "Fehltage wegen leichter Atemwegserkrankungen verdoppelt", 02.04.2020
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