Gehirntraining bei Demenz

Mehr Hilfe für Demenz-Erkrankte

Von , Arzt
Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Angesichts der alternden Gesellschaft in Deutschland will die Bundesregierung künftig bessere Rahmenbedingungen für Menschen mit Demenz schaffen. Das Kabinett beschloss am Mittwoch eine „Nationale Demenzstrategie“. Hier wichtige Eckpunkte des Papiers.

„In einem breiten Bündnis macht sich die Bundesregierung damit auf den Weg, Deutschland demenzfreundlich zu gestalten“, erklärten Seniorenministerin Franziska Giffey (SPD), Gesundheitsminister Jens Spahn und Forschungsministerin Anja Karliczek (beide CDU). Im September solle mit den Partnern zusammen die konkrete Umsetzung starten. 2026 werde Bilanz gezogen, heisst es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Die Eckpunkte der Nationalen Demenzstrategie

Für die Strategie wurden 27 Ziele formuliert und insgesamt rund 160 Massnahmen vereinbart. Dazu gehören unter anderem:

  • Neue und ausgebaute Strukturen, damit an Demenz Erkrankte leichter am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Konkret zählen dazu zum Beispiel die Öffnung von Kultur-, Sport- und Bildungseinrichtungen sowie öffentliche Begegnungs- und Verweilräume für Menschen mit Demenz.
  • Förderung altersgerechten Wohnens mit speziellen Wohnkonzepten für Demenzkranke
  • Neue Mobilitätskonzepte, etwa Parkerleichterungen und eine demenzsensible Ausrichtung des öffentlichen Nahverkehrs
  • Lokale Netzwerke für Beratung und Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen. Zudem sollen professionelle und ehrenamtliche Angebote - gerade für die schwierige erste Phase - ausgebaut werden.
  • Netzwerke zur pflegerischen Versorgung, für die die Mittel aus der Pflegeversicherung deutlich erhöht werden sollen
  • Die medizinische Versorgung soll im Allgemeinen auf verschiedenen Ebenen verbessert werden, etwa im Krankenhaus, in teilstationären, vollstationären oder Kurzzeitpflegeeinrichtungen.
  • Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit, um die Gesellschaft besser über das Thema "Demenz" zu informieren und für Betroffene zu sensibilisieren
  • Um Angehörigen von Demenzkranken die Möglichkeit zu geben, Pflege und Beruf zu vereinbaren, sollen Unternehmen, Kommunen und pflegende Angehörige Strategien entwickeln und Netzwerke knüpfen. Das Seniorenministerium richtet dafür auf Bundesebene eine "Regiestelle" ein.
  • Verschiedene Forschungseinrichtungen sollen durch den Aufbau eines nationalen klinischen Demenzforschungsnetzwerks und eines Netzwerks zur Demenzversorgungsforschung gefördert und der Zugang zu Daten für Forschungszwecke erleichtert werden.

Bündnispartner für ein demenzfreundliches Deutschland sind demnach die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Länder und Kommunen, die Verbände des Gesundheitswesens und der Pflege, die Sozialversicherungsträger.

Was bedeutet Demenz?

Bei Demenzkranken sind das Gedächtnis, das Denken oder andere Hirnleistungen zunehmend beeinträchtigt. Letztlich hat eine Demenz viele verschiedene Auswirkungen, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich verlaufen. Es gibt verschiedene Demenzformen:

Eine Heilung gibt es bei diesen Formen der Demenz nicht, jedoch zahlreiche, unterstützend wirksame Massnahmen. Diese sind vor allem deshalb wichtig, weil die Demenzkrankheit sowohl für Betroffene als auch deren Angehörige meist sehr belastend ist. Wichtige Anlaufstellen für weitere Informationen, Tipps und Ratschläge finden Sie hier.

Neue Zahlen machen Mut

Jedes Jahr gibt es in Deutschland mehr als 300 000 neue Alzheimer- und andere Demenzerkrankungen. Insgesamt seien es derzeit 1,6 Millionen Patienten, berichtete die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Infolge der demografischen Veränderungen gebe es weitaus mehr Neuerkrankungen als Sterbefälle unter den bereits Erkrankten. Die Anzahl der Betroffenen steigt an.

Nach neueren Studien sei die Zunahme jedoch geringer als bislang angenommen: "Je nachdem, wie sich die Altersstruktur der Bevölkerung insgesamt entwickelt, wird sich die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen", schreibt die Gesellschaft. Bisher ging sie von drei Millionen Erkrankten 2050 aus. "Uns machen die neuen Zahlen Mut", sagte die erste Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft, Monika Kaus.

Prävention auch bei Demenz wichtig

Die Ursache für den verlangsamten Anstieg könnte in einem insgesamt besseren Gesundheitszustand der Bevölkerung liegen. "Wir wissen inzwischen, wie wichtig körperliche und geistige Aktivität, der soziale Kontakt zu anderen Menschen, aber auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung sind, um einer Demenz vorzubeugen."

Dazu komme die Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und Herzrhythmusstörungen sowie der Verzicht auf Rauchen und übermässigen Alkoholkonsum. "Auch wenn es keine Massnahmen gibt, mit denen man ausschliessen kann, jemals an irgendeiner Form der Demenz zu erkranken, ist Prävention sinnvoll und wichtig." (ft/dpa)

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Autor:

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Quellen:
  • Bundesgesundheitsministerium: "Nationale Demenzstrategie", 01. Juli 2020, unter: www.nationale-demenzstrategie.de (Abrufdatum: 01.07.2020)
  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich