Blick aus dem Fenster ins Grüne

Mehr Grün, weniger Stress

Von , Medizinredakteurin
Lisa Vogel

Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

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Weniger Herzerkrankungen in einer grünen Nachbarschaft? Pflanzen im Stadtviertel reduzieren Stresshormone im Körper und könnten so das Risiko für Herzerkrankungen senken. Doch auch Zimmerpflanzen scheinen auf den Organismus beruhigend zu wirken.

Rauschende Bäume und grüne Wiesen? Beim Blick aus dem Fenster sieht die Realität in deutschen Städten meist anders aus. Dabei könnte sich eine grüne Nachbarschaft als positiv fürs Herz erweisen. Wissenschaftler um Dr. Aruni Bhatnagar von der University of Louisville haben herausgefunden, dass Menschen, die in einer grünen Nachbarschaft wohnen, vermutlich ein geringeres Risiko für Herzerkrankungen haben.

Pflanzen senken Stresslevel

Dazu entnehmen die Forscher über fünf Jahre lang immer wieder Blut- und Urinproben von 408 Personen. Aus den so gewonnen Werten wie Blutfetten, Blutzucker sowie Messdaten wie Blutdruck und BMI aus und ermittelten sie das individuelle Risiko für Herzerkrankungen. Diese Daten verglichen die Forscher mit dem Lebensumfeld der Teilnehmer. Mit Hilfe von NASA-Satellitenbildern errechneten sie die Dichte der Grünflächen in den Gebieten rund um die Wohnorte.

Studienteilnehmer, die in einem Umkreis von bis zu 1000 Meter um ihren Wohnort viel Vegetation haben, hatten einen um fast sieben Prozent niedrigeren Adrenalin-Spiegel im Urin. Adrenalin ist ein Hormon, das der Körper bei Anspannung und Stress produziert. Ein permanent erhöhter Adrenalinspiegel wiederum ist ein Risikofaktor für Herzerkrankungen.

Herz und Blutgefässe profitieren vom Grün

„Die Studie zeigt, dass das Leben in einer Umgebung mit vielen Bäumen, Büschen und anderer grüner Vegetation gut für die Herzgesundheit und die Blutgefässe sein könnte“, sagt Hauptautor Bhatnagar. Den Einfluss anderer Faktoren, die mit einem grünen Wohnumfeld einhergehen können und das Herz-Kreislauf-Risiko beeinflussen könnten, haben die Forscher aus den Ergebnissen herausgerechnet. Dazu gehören Alter, Geschlecht, sozialer Status und Schadstoffbelastung der Luft.

Zimmerpflanzen senken Blutdruck

Doch auch wer beim Blick aus dem Wohnzimmerfenster nur eine Betonwüste sieht, kann den Effekt von Pflanzen auf den Organismus nutzen. Denn Zimmerpflanzen entfalten ebenfalls eine positive Wirkung auf Herz und Kreislauf – insbesondere den Blutdruck.

Das hat zumindest eine ältere Studie mit 90 Patienten ergeben, die nach einer Operation im Krankenhaus lagen. Ein Teil hatte Pflanzen im Zimmer, der andere Teil diente als unbegrünte Kontrollgruppe. Patienten, deren Zimmer mit Pflanzen ausgestattet waren, hatten durchschnittlich einen niedrigeren Blutdruck und weniger Schmerzen nach dem Eingriff.

Ausserdem bewerteten die Pflanzenbesitzer ihr Wohlbefinden besser als Patienten, die ohne Grün im Zimmer auskommen mussten. „Pflanzen verschönern den Raum, reduzieren Stress und verbessern das Wohlbefinden“, schreiben die Wissenschaftler.

Grüne Schadstofffilter

Neben dem stressreduzierenden Effekt, den Pflanzen offenbar auf das Gemüt haben, könnten sie auch noch auf andere Weise vor Herzerkrankungen schützen. Grünpflanzen filtern Schadstoffe wie Kohlenstoffdioxid und Feinstaub aus der Luft und geben im Gegenzug Sauerstoff und Feuchtigkeit ab. Beide fördern die Entstehung einer Arteriosklerose und damit Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Koronare Herzkrankheit. In einer Umgebung mit vielen Pflanzen könnte die besser Luftqualität einen zusätzlichen Herzschutz bewirken.

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Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

Quellen:
  • Bhatnagar, Aruni et al: Association Between Residential Greenness and Cardiovascular Disease Risk, Journal oft he American Heart Association Report, 05.12.2018, 05.12.2018
  • Park, Seong-Hyun, Mattson, Richard H.: Ornamental Indoor Plants in Hospital Rooms Enhanced Health Outcomes of Patients Recovering from Surgery, The journal of Alternative and Complementary Medicine, Vol. 15, No. 9, 16.09.2009
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