Blutzuckermessung bei einem Kind im Lockdown.

Lockdown: Diabetes bei Kindern oft übersehen

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Ein unentdeckter Diabetes kann den Stoffwechsel lebensbedrohlich entgleisen lassen. Im Lockdown trat eine solche Ketoazidose bei Kindern fast doppelt so häufig auf wie in den Vorjahren.

Eine Aufklärungskampagne zur Früherkennung eines Typ-1-Diabetes soll dieser Entwicklung nun entgegenwirken. Dazu haben sich die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zusammengetan.

Die wichtigsten Diabetes Warnsignale

Ziel der Kampagne ist es, die Eltern für die wichtigsten Warnsignale eines Diabetes zu sensibilisieren. Dazu gehören

Bemerken Eltern solche Symptome bei ihrem Kind, sollten sie es umgehend vom Kinderarzt untersuchen lassen.

Azetongeruch im Atem

Tritt aufgrund extremer Blutzuckerwerte eine Ketoazidose auf, beginnt der Atem säuerlich nach Azeton zu riechen. Die Atmung ist dann häufig beschleunigt, auch Übelkeit und Erbrechen können hinzukommen.

Im weiteren Verlauf kann das Kind in ein diabetisches Koma fallen. Eine Ketoazidose ist ein lebensgefährlicher Zustand und muss schnellstmöglich vom Notarzt versorgt werden. Er kann zudem Langzeitfolgen wie kognitive Einbussen nach sich ziehen.

Im Rahmen der Aufklärungskampagne sollen Kinder- und Jugendärzte Eltern künftig bei den Vorsorgeuntersuchungen U6 und U7a über Warnzeichen der Erkrankung informieren. Ausserdem sollen Informationsbroschüren verteilt werden.

Doppelt so viele Ketoazidosen wie in den Vorjahren

Die im Fachmagazin JAMA veröffentlichten Daten zeigen, dass die Zahl der diabetischen Ketoazidosen bei Kindern während des ersten Lockdowns in Deutschland stark angestiegen sind: Vom 13. März bis 13. Mai 2020 hat sich die Rate mit 238 Fällen gegenüber den Vergleichszeiträumen der Vorjahre nahezu verdoppelt. Insbesondre Vorschulkinder waren häufiger betroffen als sonst. Die Zahl der Kinder, die einen Typ-1-Diabetes entwickelten, blieb dabei stabil.

Angst vor Ansteckung beim Kinderarzt

„Ein Faktor ist vermutlich die Angst vor einer Ansteckung mit COVID-19“, erklärt Privatdozent Dr. Thomas Kapellen, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie. Viele Eltern scheuten deshalb womöglich den Besuch einer Kinderarztpraxis. Ob es darüber hinaus weitere Ursachen gibt, müsse man noch näher erforschen.

Diabetes im Kindesalter ist nicht selten. Jährlich erkranken in Deutschland rund 3000 Kinder neu an einem Typ-1-Diabetes. Bei dieser Autoimmunerkrankung gehen die Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse nach und nach zugrunde.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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