Großeltern mit Enkel als Symbol für steigende Lebenserwartung

Lebenserwartung – Tendenz weiter steigend

Von , Freie Journalistin
Victoria Becker

Victoria Becker hat einen Bachelor of Arts in “Online-Redaktion” an der TH Köln absolviert und eine praktische Thesis am Goethe-Institut Litauen geschrieben. Zur Zeit studiert sie Medien- und Kommunikationswissenschaften im Master an der Universität Lund, Schweden, und schreibt unter anderem für NetDoktor.

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In Deutschland steigt die Lebenserwartung weiter an. Neu geborene Kinder haben statistisch gesehen gute Aussichten auf ein längeres Leben als jemals zuvor. Was sind die ausschlaggebenden Faktoren?

Bildung, sozialer Status, Lebensstil und Ernährung: Es gibt viele Faktoren, die sich auf die wahrscheinliche Lebensdauer von Menschen auswirken. Die derzeit in Deutschland geborenen Jungen und Mädchen können aber statistisch gesehen ein etwas längeres Leben erwarten als diejenigen, die einige Jahre vor ihnen geboren wurden.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland erneut gestiegen. Aktuell könnte ein neugeborenes Mädchen 83,4 Jahre alt werden, berichtete die Behörde am Dienstag. Für neugeborene Jungen betrage die durchschnittliche Lebenserwartung 78,6 Jahre.

Lebenserwartung – regionale Unterschiede

Nach den Ergebnissen der Sterbetafel 2017/2019 sei die Lebenserwartung in Deutschland damit im Vergleich zur letzten Berechnung für den Zeitraum 2016 bis 2018 bei Mädchen und Jungen jeweils um rund 0,1 Jahre gestiegen - also um etwas mehr als einen Monat.

Werde die künftige Entwicklung auch anhand absehbarer Trends berücksichtigt, könnte nach einer Modellrechnung die durchschnittliche Lebenserwartung der heute geborenen Kinder noch deutlich höher liegen: Mädchen könnten danach bis zu 93 Jahre alt werden und Jungen bis zu 90 Jahre.

Dabei gibt es regionale Unterschiede:

  • Höchste Lebenserwartung: Mädchen in Baden-Württemberg mit 84,2 Jahren sowie dort geborene Jungen mit 79,8 Jahren
  • Niedrigste Lebenserwartung: Mädchen im Saarland mit 82,2 Jahren sowie Jungen in Sachsen-Anhalt mit 76,4 Jahren

Die Differenz in der Lebenserwartung zwischen den Geschlechtern ist mit 6,3 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern am grössten und in Hessen mit 4,3 Jahren am geringsten.

Zufriedenheit und Lebensstil

Im internationalen Vergleich sind solche Unterschiede gering. "In den USA existieren sehr grosse regionale Unterschiede in der Lebenserwartung", sagte Sebastian Klüsener vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden. In Deutschland seien dagegen Ost-West Unterschiede in der Lebenserwartung seit der Wiedervereinigung deutlich zurückgegangen, obwohl weiterhin erhebliche ökonomische Ost-West-Unterschiede bestehen.

"Besser gestellte soziale Schichten haben eine höhere Lebenserwartung, das ist auch in Deutschland so", sagte Enno Nowossadeck, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Robert Koch-Instituts. Im internationalen Vergleich befinde sich Deutschland bei der Lebenserwartung im Mittelfeld der hoch entwickelten Staaten - Spitzenreiter seien die Schweiz und Schweden sowie Monaco.

"Die Lebenserwartung steigt natürlich mit der Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes", betonte er. Hier schlage sich mittlerweile auch der Erfolg der Kampagnen etwa gegen Tabakkonsum nieder: Gerade bei Männern sei die Sterblichkeit durch Lungenkrebszurückgegangen.

"Nachholbedarf" bei der Ernährung

"Lebensstile haben eine grosse Bedeutung", sagte auch Klüsener. Zwar hätten praktisch alle Zugang zu guter Gesundheitsversorgung und Vorsorge - doch nicht alle machten davon Gebrauch. Hier spiele häufig auch der Bildungsstand eine Rolle, aber auch die allgemeine Lebenszufriedenheit: "Wer mit seinem Leben zufrieden ist, will häufig auch möglichst lange leben und ist bereit, dafür etwas zu tun." Selbst wenn Menschen bewusst ist, dass Rauchen oder erhöhter Alkoholkonsum der Gesundheit schadeten, seien manche hier nicht zu Verzicht bereit.

Im Bereich der Ernährung gebe es in Deutschland "noch Nachholbedarf", meinte Klüsener. Lebensmittel, auch Fleisch, seien billig und nicht immer sei dann die Ernährung optimal, gerade im Vergleich zu südeuropäischen Ländern. Dennoch erreichten tendenziell viele Menschen das Rentenalter sehr gesund. "Da existiert viel Potenzial in der Gesellschaft", sagte Klüsener über die Gruppe der über 65-Jährigen. Das "aktive dritte Alter" gewinne an Bedeutung - hier sollte auch den Wünschen derjenigen begegnet werden, die hauptberuflich oder ehrenamtlich weiter aktiv bleiben wollen.

(dpa/vb)

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Victoria Becker
Victoria Becker

Victoria Becker hat einen Bachelor of Arts in “Online-Redaktion” an der TH Köln absolviert und eine praktische Thesis am Goethe-Institut Litauen geschrieben. Zur Zeit studiert sie Medien- und Kommunikationswissenschaften im Master an der Universität Lund, Schweden, und schreibt unter anderem für NetDoktor.

Quellen:
  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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