Frau tippt auf Smartphone

Krebs: Symptom-Tagebuch verbessert Lebensqualität

Von , Medizinredakteurin
Lisa Vogel

Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

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Virtuelles Tagebuch für Krebspatienten: Die Smartphone-App „mika“ erfasst täglich die Symptome und das allgemeine Wohlbefinden der Betroffenen während der Therapie – mit verblüffendem Effekt.

„Wie hast Du letzte Nacht geschlafen? Bist Du heute schmerzfrei? Ist Deine Verdauung in Ordnung?“ Acht Fragen wie diese ploppen auf, wenn man die mika-App am Smartphone startet. Hat der Patient Schmerzen oder andere Beschwerden, fragt die App konkreter nach – der Betroffene gibt dann an, wie stark die Symptome sind.

Tagebuch für Krebspatienten

Die App ist für Krebspatienten als Therapiebegleiter gedacht. Die Charité Berlin hat das digitale Tagebuch in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Leipzig entwickelt. Denn das regelmässige Erfassen der Symptome und des Gesundheitszustandes hat verblüffende Auswirkungen auf die Lebensqualität und sogar Überleben der Patienten.

Grundlage für die Entwicklung der App ist eine Studie von Onkologen Prof. Ethan Basch und seinen Kollegen vom Lineberger Comprehensive Cancer Center in den USA. Sie hat die Auswirkung des Selbst-Trackings auf den Therapieverlauf untersucht.

Die US-Wissenschaftler hatten 766 Krebspatienten während ihrer Chemotherapie begleitet. Darunter waren Patienten mit Lungen- oder Brustkrebs sowie Krebsformen des Urogenitalsystems. Dazu gehören unter anderem Prostata-, Blasen-, Nieren-, Eierstock- und Gebärmutterkrebs.

441 Patienten hielten die auftretenden Symptome und ihr tägliches Wohlbefinden in einem Programm fest, ähnlich wie jetzt mit dem mika online Tagebuch. 325 Personen wurden wie üblich behandelt, ohne das Selbst-Tracking. Sie dienten als Kontrollgruppe.

Wer trackt lebt besser – und länger

Nach sechs Monaten gab ein Drittel der Patienten in der Studiengruppe an, ihre Lebensqualität habe sich verbessert. In der Kontrollgruppe waren es nur 18 Prozent. Ausserdem mussten die Personen der Studiengruppe seltener wegen Komplikationen ins Krankenhaus oder in die Notaufnahme.

Sogar die Überlebensrate war bei den Personen, die täglich ihre Symptome festhielten, höher: Nach einem Jahr in der Therapie waren noch drei Viertel der Patienten am Leben. In der Kontrollgruppe waren mit 69 Prozent deutlich weniger.

Besserer Austausch zwischen Arzt und Patient

Die Forscher vermuten, durch das Tagebuch entstünde mehr Dialog zwischen Ärzten und Patienten - der Austausch über die Symptome verbessere sich. Verschlechtere sich der Zustand des Patienten, könnten Ärzte schneller reagieren und die Therapie anpassen.

Darüber hinaus unterstützt die App den Patienten in vielen weiteren Belangen rund um die Erkrankung – von der richtigen Körperpflege für Krebspatienten bis hin zum Stoppen von unerwünschtem Gewichtsverlust. „mika sorgt dafür, dass sich die Patienten mit den täglichen Fragen zu ihrer Erkrankung nicht allein gelassen fühlen.“

480000 Mal Krebs

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 480000 Personen an Krebs, Tendenz steigend. Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krankheitsform, er macht ein Drittel der Fälle aus. Bei Männern ist die Prostata am häufigsten betroffen: 23 Prozent der männlichen Krebspatienten leiden an Prostatakrebs.

Autoren- & Quelleninformationen

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Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

Quellen:
  • Basch, Ethan et al: Symptom Monitoring With Patient-Reported Outcomes During Routine Cancer Treatment: A Randomizes Controlled Trial; Journal of Clinical Oncology, Volume 34, Number 6; doi:10.1200/JCO.2015.63.0830, 20.02.2016
  • Pressemitteilung Fosanis: mitmika.de – Eine App für Krebspatienten: Vertrauenswürdige, verifizierte Informationen rund um die Erkrankung sowie mentale Unterstützung während der Therapie (https://www.mitmika.de/presse/PM-mika21032019.pdf, Abruf am 26.03.2019), 21.03.2019
  • Robert Koch-Institut: Krebs in Deutschland – 2013/2014 - Epidemiologische Krebsregistrierung in Deutschland (https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2017/krebs_in_deutschland_2017.pdf?__blob=publicationFile, Abruf am 26.03.2019), 2017
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