Kosmetikprodukte

Keime tummeln sich in der Kosmetik-Tasche

Von , Medizinredakteurin
Lisa Vogel

Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

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Der Einsatz von Wimperntusche, Foundation und Lippenstift gehört bei vielen Frauen zur täglichen Routine. Bei jeder Anwendung der Schminke gelangen Bakterien von Haut und Händen auf die Produkte - und können sich dort unter besten Bedingungen vermehren.

Paradies für Bakterien

Wie viele Bakterien und Pilze sich tatsächlich auf und in den täglichen Beautyprodukten tummeln, hat die Mikrobiologin Dr. Amreen Bashir mit ihrem Team an der Aston University im britischen Birmingham genauer untersucht.

Die Forscher entnahmen Proben von gebrauchten Lippenstiften, Lipgloss, Eyeliner, Wimperntusche und Kosmetikschwämmchen und gaben diese in ein flüssiges Nährmedium. Nach einiger Zeit überprüften die Wissenschaftler, wie viele Bakterien sich pro Milliliter Flüssigkeit befanden.

Keimschleuder Kosmetikschwämmchen

Die Ergebnisse klingen unappetitlich: Etwa 79 bis 90 Prozent der Proben waren mit 100 bis 1000 Bakterien pro Milliliter belastet. Doch vor allem das Kosmetikschwämmchen entpuppte sich als wahrer Hotspot: Die Wissenschaftler fanden hier bis zu einer Million Bakterien pro Milliliter der Nährflüssigkeit - der gemessene Spitzenwert.

Entwarnung für gesunde Haut

Die Augsburger Dermatologin Prof. Julia Welzel gibt allerdings Entwarnung: “Auf gesunder Haut bei gesunden Menschen stellen 100 bis 1000 Bakterien keine Gefahr dar”, sagt die Direktorin der Klinik Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums. “Unsere Haut hat eine gute Schutzfunktion - wir leben mit sehr vielen Keimen friedlich zusammen.”

Anders ist das bei kranker Haut - bei Neurodermitikern oder Personen mit einem Ekzem zum Beispiel. “Durch die Bakterien aus den Kosmetika kann es hier zu schweren Hautinfektionen kommen”, sagt Welzel.

Falsche Anwendung, mehr Keime

Ein Grund für die Keimbelastung liegt vermutlich in der Anwendung: 93 Prozent der Befragten gaben an, den Kosmetikschwamm noch nie gereinigt zu haben. Fast zwei Drittel der Anwenderinnen nutzten den Beautyblender auch dann weiter, wenn er auf den Boden gefallen war.

Drei Monate keimfrei

Damit das Beauty-Case nicht zur Keimschleuder wird, gilt es ein paar Tipps zu beherzigen. “Für angebrochene Kosmetik-Produkte kann höchstens drei Monate sichergestellt werden, dass die Keimbelastung gering ist”, sagt Welzel. Desinfizieren lassen sich die Kosmetika nicht.

Ein Tipp der Expertin: Verwenden Sie Produkte mit sogenannten sterilen Tuben . Hier verschliesst sich die Öffnung gleich nach Entnahme wieder vollständig. So gelangen Keime erst gar nicht in die Kosmetik.

Schwämmchen und Co regelmässig austauschen

Ansonsten gilt: Produkte regelmässig austauschen. Pinsel, Blender und Schwämmchen lassen sich nicht effektiv reinigen, so die Expertin. “Die grosse Oberfläche und die Feuchtigkeit laden Bakterien praktisch ein, sich dort anzusiedeln und zu vermehren". Aus hygienischen Gründen sollte man lieber auf Einmalartikel setzen oder die Utensilien regelmässig austauschen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

Quellen:
  • Bashir, A. and Lambert, P. (2019). Microbiological study of used cosmetic products: highlighting possible impact on consumer health. Journal of Applied Microbiology. https://doi.org/10.1111/jam.14479
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