Kalorien sparen bremst das Altern

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Wer seine Kalorienzufuhr dauerhaft einschränkt, könnte nicht nur länger leben, sondern auch gesünder altern. Hungern braucht man dafür nicht.

Am Anfang waren es Fadenwürmer, Fruchtfliegen und Ratten, später dann auch Affen. Verschiedene Wissenschaftler haben diese sehr unterschiedlichen Tierarten auf Dauerdiät gesetzt: Nicht so extrem, dass sie ausgemergelt und schwach wurden, sondern so, dass sie noch fit und agil waren.

Die meisten dieser Studien kamen zu einem übereinstimmenden Ergebnis: Die Tiere lebten durchschnittlich länger. Und sie alterten gesünder: Ob Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkverschleiss oder Krebs – sämtliche Altersleiden und Zipperlein stellten sich bei ihnen selten, später oder gar nicht ein.

15 Prozent weniger Kalorien

Doch gilt das auch für Menschen? Probanden zugunsten eines Experimentes auf lebenslange kontrollierte Diät zu setzen, ist nicht möglich. Das Team um Leanne Redman von Pennington Biomedical Research hat immerhin einen zweijährigen Versuch mit 53 Freiwilligen gestartet. 34 von ihnen reduzierten ihre tägliche Kalorienzufuhr um 15 Prozent.

Für ihr Experiment wählten die Forscher nicht etwa übergewichtige Teilnehmer aus – denn dass diese von einer Kalorienrestriktion mit Gewichtsabnahme gesundheitlich profitieren würden, lag auf der Hand. Die 21 bis 50 Jahre alten Teilnehmer waren alle normalgewichtig.

Die Auswertung der Daten zeigte nicht nur, dass auch schlanke Menschen von einer kalorienreduzierten Kost profitieren – sie lieferte auch Hinweise darauf, warum das so ist.

Weniger freie Radikale

Der Schlüssel für die positiven Effekte der Dauerdiätsind sogenannte freie Radikale. Diese aggressiven Sauerstoffmoleküle entstehen, wenn im Körper Nährstoffe verbrannt werden. Sie können Gewebe schädigen und so Entzündungsprozesse auslösen, die die Basis für verschiedenste Erkrankungen sind. Sie können möglicherweise aber auch direkt das Erbgut schädigen und so Krebs verursachen.

Wer weniger isst, reduziert also automatisch auch die Menge an freien Radikalen in seinem Körper. Und eben diese sind es, die Alterungsprozesse beschleunigen: Sei es in der Haut oder in den Gefässen.

Verlangsamter Stoffwechsel

Doch die Kalorienrestriktion reduzierte die Menge der aggressiven Sauerstoffmoleküle noch auf eine weitere Weise: Der Körper reagierte auf die Mangelsituation mit einem verlangsamten Stoffwechsel. Zwar benötigten die Teilnehmer ohnehin weniger Energie als zu Beginn der Studie, weil sie im Schnitt neun Kilo Gewicht in den zwei Jahren verloren. Zusätzlich verbrauchten sie aber weitere 80 bis 120 Kilokalorien weniger, was allein durch den Gewichtsverlust nicht zu erklären war.

Du gute Seite des Jo-Jo-Effekts

Dieses Phänomen ist bekannt – und bei allen, die hungern, um Gewicht zu verlieren, ausgesprochen unerwünscht. Der verlangsamte Stoffwechsel kann dazu führen, dass nach der Diät die Pfunde schnell wieder auf den Rippen sind: Der sogenannte Jo-Jo-Effekt macht die Abspeckbestrebungen wieder zunichte.

Doch in Hinblick auf die Alterungsprozesse ist das von Vorteil: Im Köper der Teilnehmer waren auch aufgrund des verlangsamten Grundstoffwechsels weniger freie Radikale zu finden. Menschen, die also dauerhaft ein bisschen weniger essen, bleiben folglich nicht nur schlank. Sie könnten so vermutlich auch das Risiko für alterungsbedingte Krankheiten senken - und ihre Lebenszeit verlängern.

Wer nun fürchtet, die Dauerdiät könne ihm auf die Stimmung schlagen, kann beruhigt sein. Die Laune der kaloriensparenden Teilnehmer besserte sich sogar.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Quellen:
  • Leanne M. Redman: Metabolic Slowing and Reduced Oxidative Damage with Sustained Caloric Restriction Support the Rate of Living and Oxidative Damage Theories of Aging, Cell Metabolism, 22 March 2018
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