Mutiertes Virus

Jetzt übernehmen die Mutanten

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Die Virusmutationen breiten sich in Deutschland unaufhaltsam aus. Das bedeutet: Die Zahlen drohen wieder zu steigen, statt zu sinken. Was tun?

Eigentlich sah alles ganz gut aus: Der Lockdown zeigte endlich Wirkung, die Inzidenz sank stetig, Lockerungen schienen in greifbarer Nähe.

Doch jetzt kippt die Lage wieder: Seit die Virusmutationen Deutschland erreicht haben, breiten sie sich unerbittlich aus. Etwa alle 14 Tage verdoppelt sich der Anteil der Mutanten unter den nachgewiesenen Infektionen.

Vor einer Woche lag er bereits bei 22 Prozent. Nächste Woche dürfte er bereits bei 40 Prozent liegen. Die Mutanten übernehmen das Geschehen – unausweichlich. Momentan ist es vor allem die britische Variante (B.1.1.7), die sich breitmacht. Aber auch die südafrikanische Virusvariante kursiert bereits.

Viren mit höherer Verbreitungskraft

Dafür, dass die Viren das Infektionsgeschehen so rasch dominieren, gibt es zwei mögliche Erklärungen: Sie sind deutlich ansteckender als das ursprüngliche Virus. Oder sie sind über einen längeren Zeitraum ansteckend.

In jedem Fall steckt, sofern es keinerlei Massnahmen gibt, ein Infizierter nicht wie beim Wildtyp zwei bis drei, sondern gleich drei bis vier Menschen an. Das bedeutet: Um die Zahlen auch nur stabil zu halten, müssten die Kontakte entsprechend stärker eingeschränkt werden als zuvor.

Schon jetzt liegt der Reproduktionswert R an den meisten Tagen höher als 1. Und die Zahl der Neuansteckungen steigt teilweise wieder, statt zu sinken wie zuvor. Trotzdem wird nun gelockert werden. Insbesondere Schulen und Kitas öffnen vielerorts wieder.

Vor der dritten Welle

Dass dann eine dritte Welle droht, zeigte sich in Ländern wie Portugal und Grossbritannien: Die Kombination aus der Vorherrschaft der Mutanten und Lockerungen hat die Infektionszahlen in kurzer Zeit explodieren lassen.

Zwar haben die Impfungen die Kraft, auch diese Virusvarianten auszuschalten: Beobachtungen aus Ländern wie Grossbritannien und Israel zeigen, dass die Impfungen das Infektionsgeschehen reduzieren, sobald ein grösserer Teil der Bevölkerung geimpft ist (in Israel beispielsweise schon über 50 Prozent der Einwohner). Doch davon ist Deutschland meilenweit entfernt.

Tests als Wellenbrecher

Was bleibt, ist, auf die Wirkung der Schnelltest zu setzen. Lassen sich damit deutlich mehr vorsymptomatische oder symptomfreie Infektionen aufdecken, kann man viele Ansteckungen verhindern. In Schulen und Kindergärten sollte regelmässig getestet werden.

Wenn sich jeder, der sich in eine Situation mit höherem Risiko begibt, selbst testet oder testen lässt, wird er auch nicht zum ahnungslosen Superspreader. Sinnvoll wäre das beispielsweise vor Zugreisen, Friseurbesuchen, später auch vor Restaurant-, Kino- oder Clubbesuchen.

Entscheidend ist, dass die Selbsttests erschwinglich und weithin verfügbar sind. Dann könnten die Infektionszahlen trotz Lockerungen und Mutanten tatsächlich bis zur Herdenimmunität beherrschbar bleiben.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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