Coronavirus Illustration

Ist die Infektion der bessere Booster?

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Derzeit infizieren sich in Europa täglich Hunderttausende mit Sars-CoV-2. Darunter sind auch viele, die bereits dreifach geimpft wurden. Denn die Omikronvariante kann den Impfschutz, den die aktuellen Vakzine bieten, teilweise umgehen. Ein Grund zum Verzweifeln ist das nicht.

Denn vollständig Geimpfte, die sich jetzt anstecken, sind vor schweren Verläufen weiterhin sehr gut geschützt. Und die zusätzliche Infektion könnte den Immunschutz sogar noch weiter stärken.

Daten aus den USA haben gezeigt, dass Menschen, die eine Infektion durchgemacht hatten, eine stabile Immunität aufbauten. Im Vergleich zu Personen, die weder geimpft noch genesen waren, war die Gefahr einer Ansteckung für Genesene in Kalifornien 29 mal geringer, für Genesene in New York immer noch 14,5-Mal geringer.

Eine Impfung hingegen reduzierte den Schutz vor einer Ansteckung „nur“ um das 6,2-Fache (Kalifornien) beziehungsweise 4,5-Fache (New York).

Vielfältigere Immunantwort durch Infektion

Überraschend ist das nicht. Denn während sich bei einer Infektion der Körper mit dem gesamten Virus auseinandersetzen muss, konfrontieren die Impfungen den Körper nur mit einem Bruchteil der Virusbausteine – dem Spikeprotein.

Entsprechend vielfältiger ist folglich auch die Immunantwort, die der Körper durch eine Infektion aufbauen kann.

Infektion ohne Impfschutz ist riskant

Gerade angesichts der momentan grassierenden Omikronvariante, die etwas seltener schwere Verläufe nach sich zieht, könnten insbesondere junge Menschen auf den Gedanken verfallen, eine Ansteckung sei der Impfung vorzuziehen.

Doch dem ist nicht so. Bei dieser Strategie lässt man ausser Acht, dass auch bei einer Infektion mit Omikron ein Teil der Infizierten schwer erkranken kann und Langzeitschäden an Lunge, Herz und anderen Organen drohen können.

Auch wenn die Impfungen eine Ansteckung mit Omikron nicht weniger zuverlässig verhindern als bei vorangegangenen Varianten– sie reduziert im Falle einer Durchbruchsinfektion das Risiko für schwere Verläufe und Folgeschäden stark. Das vorbereitete Immunsystem kann der massiven Vermehrung der Viren schnell und zuverlässig einen Riegel vorschieben.

Sterberisiko für Geimpfte so „niedrig wie nie“

Ob geimpft oder ungeimpft – früher oder später wird sich jeder mit Sars-CoV-2 infizieren. "Im Moment ist das Risiko, dass man sich infiziert, für uns alle höher als es jemals war, seit die Pandemie begonnen hat", sagt die deutsche Virologin Sandra Ciesek im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“. "Aber, und das ist das Positive: Wenn man geimpft und geboostert ist, ist das Risiko, daran zu versterben oder auf der Intensivstation zu landen, auch noch nie so niedrig gewesen."

Nach der durchgemachten Infektion hat ein Geimpfter eine breitere Immunantwort parat als durch die Impfung allein. So gesehen wirkt dann die Infektion tatsächlich wie ein Superbooster.

Infektion schützt schlechter vor anderen Varianten

Eine Infektion mit der Omikron-Variante allein hingegen bietet möglicherweise keinen ausreichenden Schutz vor Varianten, die dem Delta-Typ ähnlich sind, warnt der Virologe Christian Drosten im „Coronavirus-Update“. Anders als die US-Untersuchung, die sich auf Infektionen mit Delta bezog, weicht Omikron von früheren Varianten ab. Hier ist die Impfung der Infektion überlegen: Sie bietet einen Schutz vor verschiedenen Virusvarianten – auch denen, die möglicherweise noch auf uns zukommen werden.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Coronavirus-Update, Folge 107, www.ndr.de, Stand 04.01.2022
  • Coronavirus-Update, Folge 108, www.ndr.de, Stand 18.01.2022
  • Tomás M. León et al.: COVID-19 Cases and Hospitalizations by COVID-19 Vaccination Status and Previous COVID-19 Diagnosis — California and New York, May–November 2021, CDC, 28. Jan 2022
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