Ski im Schnee

Ischgl: 42 Prozent Durchseuchungsrate

Von , Volontärin
Hanna Helder

Hanna Helder hat Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg studiert. Neben ihrem Studium hat sie viele Erfahrungen im Radio- und Printjournalismus durch Praktika und freie Mitarbeit sammeln können. Seit Oktober 2018 ist sie an der Burda Journalistenschule und schreibt u.a. als Volontärin für NetDoktor.

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Die Zahl verdeutlicht das Ausmass des Infektionsgeschehens im österreichischen Skiort Ischgl: 42,4 Prozent der Teilnehmer einer Studie hatten das Coronavirus – der weltweit höchste, bisher publizierte Wert.

Eine neue Untersuchung liefert Zündstoff zur Rolle vom österreichischen Ischgl bei der Verbreitung des Coronavirus in Europa. Nach Angaben der Medizinischen Universität Innsbruck haben 42,4 Prozent der in einer umfassenden Studie getesteten Bürger Antikörper auf das Sars-CoV-2 gebildet.

Das sei der weltweit höchste bisher publizierte Wert, sagte die Direktorin des Instituts für Virologie, Dorothee von Laer, am Donnerstag in Innsbruck. Rund 80 Prozent der Ischgler Bevölkerung nahmen an der Studie teil. Dazu waren 1473 Probanden zwischen dem 21. und 27. April untersucht worden.

Nirgendwo sonst ähnlich hohe Werte

Zum Vergleich: In einem der ersten Corona-Hotspots in Deutschland, Gangelt im Kreis Heinsberg, waren laut einer Anfang April durchgeführten Studie gut 15 Prozent der Einwohner infiziert oder hatten eine Infektion bereits hinter sich.

Den Angaben aus Innsbruck zufolge wiesen vergleichbare Studien für Gröden in Südtirol Werte von 27 Prozent und für Genf von zehn Prozent auf. Antikörper im Blut gelten als Nachweis für eine durchgemachte Infektion.

Brennpunkt der Ausbreitung

Ischgl mit seinen Après-Skibars gilt als Brennpunkt für die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich und Teilen Europas. Nach Angaben österreichischer Behörden waren zeitweise 40 Prozent aller Fälle im Inland auf Ischgl zurückzuführen. Auch viele deutsche Touristen haben sich nach ihrer Überzeugung in Ischgl angesteckt.

Eine Kommission im Bundesland Tirol soll nun das stark kritisierte Krisenmanagement unter die Lupe nehmen. Das Paznauntal mit den Orten Ischgl und Galtür wurde am 13. März unter Quarantäne gestellt. Aus Sicht von Kritikern und Betroffenen hätte dieser Schritt früher erfolgen müssen.

85 Prozent blieben unbemerkt

Auffällig sei, dass von den positiv auf Antikörper getesteten Personen zuvor nur 15 Prozent die Diagnose erhalten hatten, infiziert zu sein, sagte von Laer. "85 Prozent derjenigen, die die Infektion durchgemacht haben, haben das nicht bemerkt."

Trotz des hohen Antikörper-Werts sei auch in Ischgl keine Herden-Immunität erreicht. Dazu ist Experten zufolge eine Durchseuchungsrate von 60 Prozent notwendig. Entscheidend für den späteren Rückgang der Infektionen seien die Quarantäne und die soziale Distanz gewesen, hiess es.

Die Studie beweise, dass das Sars-CoV-2 Virus bereits im Februar in Ischgl verbreitet gewesen sein müsse, da es bei den Touristen, aber eben auch bei den Einheimischen zu einer massenhaften Ansteckung gekommen sei, erklärte Peter Kolba vom Verbraucherschutzverein (VSV).

Wäre rechtzeitig bei auch unklaren Symptomen getestet worden, hätten die Behörden früher handeln müssen. "Das hätte Tausende Touristen vor einer Infektion mit teils schweren Folgen bewahrt", so Kolba. Hinzu kommen all jene, die sich wiederum bei ihnen angesteckt haben. (hh/dpa)

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Hanna Helder

Hanna Helder hat Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg studiert. Neben ihrem Studium hat sie viele Erfahrungen im Radio- und Printjournalismus durch Praktika und freie Mitarbeit sammeln können. Seit Oktober 2018 ist sie an der Burda Journalistenschule und schreibt u.a. als Volontärin für NetDoktor.

Quellen:
  • Deutsche Presse Agentur
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