gestresste Frau im Büro

Grüner Star: Stress schwächt die Sehkraft

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Wenn die Augen schwächer werden, bereitet das den Betroffenen zweifellos Sorge und Stress. Woran aber auch Ärzte kaum denken: Umgekehrt kann Stress auch den Verlust der Sehkraft begünstigen. Doch gegen diesen Teufelskreis lässt sich einiges tun.

"Es gibt deutliche Hinweise auf eine psychosomatische Komponente des Sehverlustes“, sagt Prof. Bernhard Sabel, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie der Universität Magdeburg. Stress sei nicht nur eine Folge, sondern auch eine wichtige Ursache von fortschreitendem Sehverlust - beispielsweise infolge von Grünem Star (Glaukom).

Stress fördert den Sehverlust

Der Wissenschaftler und seine Kollegen haben Hunderte veröffentlichter Forschungsergebnisse und klinischer Berichte über den Zusammenhang von Stress und Augenerkrankungen analysiert. Einige Fallberichte zeigen, wie Stress den Sehverlust anstösst, aber auch wie Stressabbau zur Wiederherstellung des Sehvermögens beitragen kann.

"Kontinuierlicher Stress und langfristig erhöhte Cortisolwerte können sich negativ auf das Auge und das Gehirn auswirken“, erklärt Sabel den Mechanismus. Bei Stress arbeite das vegetative Nervensystem unausgeglichen und die Regulierung der Blutgefässe funktioniere nicht mehr einwandfrei. „Dann steigt der Augeninnendruck“, so der Forscher. Hinzu kommen Entzündungsreaktionen als Folgen von Stress, die weitere Schäden verursachen. Das kann schlimmstenfalls zur Erblindung führen.

Tatsächlich vermuten viele Patienten, dass psychischer Stress zu ihrem Sehverlust beigetragen hat. Oft werden sie aber nicht ernst genommen.

Stressabbau als Therapieergänzung

Die Autoren empfehlen, dass der Arzt oder die Ärztin im Gespräch mit den Patienten auch Behandlungen zum Stressabbau ansprechen. Zu Beginn kann das auch eine psychologische Beratung sein, die entlastend wirkt und den Teufelskreis von Stress und fortschreitendem Sehverlust unterbricht.

Die Forscher empfehlen zudem Stressreduktions- und Entspannungstechniken wie Meditation, autogenes Training und Stressmanagement-Trainings. Diese ergänzten klassische Therapien des Sehverlustes nicht nur, sondern könnten das Fortschreiten des Sehverlustes auch aktiv bremsen. Zusätzliche Möglichkeiten seien Hirnstimulation, Angstmanagement und Unterstützung durch das soziale Umfeld.

All diese Methoden bringen das vegetative System wieder ins Gleichgewicht. Sabel setzt sie in Verbindung mit Therapien ein, die die Durchblutung des Auges wieder verbessern und damit das Fenster für die Wiederherstellung des Sehvermögens öffneten.

Blind durch Grünen Star

Rund eine Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Grünem Star. Der Begriff umfasst eine Gruppe von Augenkrankheiten, die im fortgeschrittenen Stadium die Nervenzellen der Netzhaut und den Sehnerv schädigen. Ursache kann ein erhöhter Augendruck sein, der Durchblutungsstörungen und damit eine Unterversorgung des Auges bewirkt.

Neben der altersabhängigen Makuladegeneration und diabetischen Augenschäden ist das Glaukom eine der häufigsten Erblindungsursachen in Industrieländern.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • “Mental stress as consequence and cause of vision loss: the dawn of psychosomatic ophthalmology for preventive and personalized medicine,” Sabel, B.A., Wang, J., Cárdenas-Morales, L. et al. EPMA Journal (2018) 9: 133.
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